Heimatlexikon Thaleischweiler-Fröschen – 1987 -750 Jahre Thaleischweiler

750 Jahre Thaleischweiler
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1987 - Von Christian Gortner


1. Frühgeschichte
Zahlreiche Bodenfunde aus der mittleren und jüngeren Steinzeit (5000-1800 v. Chr.) sowie aus der Bronzezeit (1800-700 v. Chr.) beweisen, daß Thaleischweiler und seine Umgebung schon sehr früh von Menschen besiedelt waren. Ihre Herkunft, ihre Stammes-oder Volkszugehörigkeit sind uns jedoch unbekannt und in Dunkel gehüllt. Erst die Menschen der nachfolgenden Eisenzeit (700—Chr. Geburt) sind uns bekannt. Sie gehörten zum keltischen Stamm der Mediomatriker und sind das erste geschichtlich bezeugte Volk unserer Heimat. Die Kelten bewohnten weite Teile Europas, insbesondere Westeuropa einschließlich Irland und England, Süddeutschland und den gesamten Donauraum.
Als die Römer unter ihrem Feldherr Julius Cäsar in den Jahren 58-50 v. Chr. die Kelten in Gallien unterwarfen, konnten sie bis an den Rhein vordringen. Damit begann auch für unsere Gegend eine neue Zeit. Zum Schutze ihrer Straßen dürften die Römer an der Stelle, an der heute noch die Ruinen des mittelalterlichen „Steinenschlosses" stehen, eine kleine Befestigungsanlage errichtet haben, die heute noch im Volksmund „Römerkastell" genannt wird.
Als das Römische Reich durch das Vordringen der Germanen nicht nur an seinen Grenzen, sondern auch in Italien selbst in seiner Existenz bedroht wurde,' mußten sich die Römer ungefähr 400 nach Christus vom Rhein zurückziehen. Damit war der Weg der Germanen nach Westen frei. Fränkische Stämme überschritten den Mittelrhein, während die Alemannen über den Oberrhein ins Elsaß vordrangen. Diese besiedelten vom Elsaß her weite Teile der Vorderpfalz. Die Franken nahmen von Westen her über Saar und Blies unserg Gegend in Besitz. Außerdem versuchten auch sie vom Norden von Rheinhessen aus, ebenfalls in der Vorderpfalz Fuß zu fassen. Im Jahr 496 n. Chr. kam es bei Zülpich (wohl nicht das heutige Zülpich im Rheinland) zu einer Entscheidungsschlacht um die Vorherrschaft zwischen beiden germanischen Stämmen, in der. die Franken Sieger blieben. Die Alemannen wurden ins Elsaß zurückgedrängt, so daß einer Besiedlung unserer Gegend durch die Franken nun nichts mehr im Wege stand. Mit der Besiedelung dürfte auch die Christianisierung erfolgt sein.
2. Entstehung, Name und erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes
In diese Zeit der fränkischen Besiedlung dürfte auch die Entstehung unseres Ortes fallen (etwa 600 n. Chr.). Dabei mag die sonnige Terrassenlage über dem Schwarzbach eine maßgebliche Rolle für die Ansiedlung gespielt haben; denn auf ihr waren die Behausungen gegen die vielen Überschwemmungen des Schwarzbachs geschützt.
Die Deutung des Namens ist nicht mit Sicherheit nachweisbar, da die vorhandenen Urkunden nicht bis zur Entstehung des Ortes zurückreichen. Der Name begegnet uns zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1237, in der der Ort als „Eiswilre` ` aufgeführt ist. Prof. Dr. Georg Biundo hat in seiner „Geschichte Thaleischweilers und seiner Umgebung" ` den Namen ,,Eiswilre` ` von dem keltischen Wort ,,uisey` ` = Wasser und dem römischen ,,vülare" = Gehöft, Dorf, abgeleitet, woraus dann die römische Siedlung „Isevillare` ` im Schutze des Römerkastells entstanden sei. Daraus hätte sich dann „Eiswilre" und schließlich „Eischweiler` ` entwickelt. Gegen diese Auffassung wendet sich Prof. Dr. Ernst Christmann in „Die Siedlungsnamen der Pfalz" ganz entschieden und geht davon aus, daß sich der Name „Eischweiler` ` von einem Hof herleitet, der einem vornehmen Franken namens „Agiso" gehörte, woraus sich dann „Agisenvilari" und später „Eischweiler` ` entwickelt habe.
„Eiswilre" wird erstmals am 19. Oktober 1237 bei der ersten Teilung der Grafschaft Leiningen urkundlich erwähnt. Danach erhielt der älteste der leiningischen Brüder, Friedrich III., unter anderem die Burg „Grebinstein" (Gräfenstein) mit den dazugehörigen Dörfern „Rothalbin" (Roddalben), „Merichishalbin° ` (Merzalben) und „Eiswilre" (Thaleischweiler). Die Urkunde wird im fürstlich leiningischen Archiv in Amorbach auf- bewahrt.
An dieser Stelle muß auf die Tatsache hingewiesen werden, daß das Steinenschloß weder in dieser noch,in anderen Teilungsurkunden erwähnt wird. Dies dürfte ein sicheres Zeichen dafür sein, daß die Burg zu dieser Zeit schon nicht mehr bestanden hat.
3. Geschichte des Ortes
Die ursprüngliche Gemarkung Thaleischweiler umfaßte die heutigen Gemarkungen Thal- und Höhfröschen, Thaleischweiler und Höheinöd sowie jenen Teil der Gemarkung Burgalben, der heute rechts des Schwarzbachs liegt. Dies geht aus den Weistümern Burgalbens aus den Jahren 1466-1522 und einer Akte des Landesarchivs Speyer aus dem Jahr 1722 hervor. Wie weiterhin aus einer Grenzbeschreibung des Reichslandes um Kaiserslautern aus dem Jahr 1357 hervorgeht, war die ursprüngliche Gemarkung Thaleischweiler nicht nur der südlichste Zipfel des Reichslandes um Kaiserslautern, sondern auch der Diözese Worms und des Gaues Worms. Die beiden Gemarkungen Thaleischweiler und Burgalben wurden offensichtlich aus dem Reichsland herausgelöst und kamen als Reichslehen an die Grafen von Saarbrücken, die im Saar- und Bliesgau, in Lothringen und in der Vorderpfalz größere Besitzungen hatten.
Nach dem Tod des Saarbrücker Grafen Simon I. im Jahr 1182 n. Chr. wurde dieser von seinen beiden Söhnen Heinrich und Simon II. beerbt, welche die Grafschaft unter sich teilten. Heinrich, dem im wesentlichen der Bliesgau, die Besitzungen in Lothringen und zum Teil in der Vorderpfalz zugefallen waren, nahm seinen Sitz in Zweibrücken und nannte sich nun Heinrich 1., Graf von Zweibrücken. Dies war die Geburtsstunde der Grafschaft Zweibrücken.
Thaleischweiler scheint in jener Zeit mit Pfarrei und Klosterhof schon ein bedeutender Ort gewesen zu sein, über dessen Alleinbesitz sich die beiden Brüder offensichtlich nicht einigen konnten und deshalb den Ort und die Gemarkung geteilt haben. Fröschen wurde von der Gemarkung abgetrennt und fiel an die Grafschaft Zweibrücken. Die Grenze bildete der Schwarzbach. Auch der „niederste Teil" von Thaleischweiler, das sogenannte „Unterdorf" kam an Zweibrücken, während das „Oberdorf" bei Saarbrücken verblieb. Bei der Teilung dürfte es sich allerdings nur um eine Teilung der Untertanen gehandelt haben, während alles andere gemeinschaftlich blieb. Seit dieser Zeit war Thaleischweiler und Höheinöd zweiherrisch und bildeten eine Gemeinschaft. Aus dieser Zeit scheint ein altes Recht zu stammen, das bis zur Besetzung der Pfalz durch die Franzosen in dem Jahr 1794 Bestand hatte und zwar konnten sich die Untertanen in der Gemeinschaft ihre Herrschaft selbst wählen.
Als der Leininger Graf Friedrich I. im Jahr 1220 ohne männliche Nachkommen starb, fiel die Grafschaft Leiningen an seinen Neffen Friedrich, den Sohn seiner Schwester Luc- card, die mit dem vorgenannten Grafen Simon II. von Saarbrücken verheiratet war. Entweder hat dieser Saarbrücker Friedrich, der nun das leiningische Erbe übernahm, den saarbrückischen Teil der Gemeinschaft Thaleischweiler/Höheinöd als väterliches Erbe mitnach Leiningen gebracht, oder sein Bruder Simon III. hat ihm neben anderen Besitzungen diesen Teil überlassen. Der nun leiningische Teil der Gemeinschaft wurde dem Amt Gräfenstein angegliedert.
a) Geschichte des Zweibrücker Teils (Unterdorf) von Thaleischweiler
Der zur Grafschaft Zweibrücken gehörende Teil von „Eiswilre" scheint der bedeutendere gewesen zu sein, zumal das Kloster Hornbach, dessen Vögte die Grafen von Zweibrücken waren, in diesem Teil beträchtlichen Grundbesitz hatte, der in einem landwirtschaftlichen Gut mit Garten, Äckern und Wiesen bestand. Noch heute deutet die „Klostergasse", der ;,Klostergarten` ` und die „Klostermauer" auf diesen Besitz hin. Ein Kloster hat allerdings in Thaleischweiler nie bestanden, wie dies manchmal behauptet wird.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde eine Kirche auf klösterlichem Grundbesitz im gotischen Stil erbaut. Dieser zeigt sich noch deutlich an der Sakristei, die alle Stürme der Zeit überstanden, und anderen noch vorhandenen gotischen Stilelementen (Pforte an der Westseite des Turmes, zugemauerte Spitzbogenfenster an der Nordseite der Kirche u. a. m.) -
Im Jahr 1239 wird die Pfarrei zum ersten Mal erwähnt. Sie war dem Kloster Hornbach inkorperiert (einverleibt). Der Abt und der Konvent zu Hornbach haben im Jahr 1249 ihr Recht an der Kirche dem Frauenkloster zu St. Maria Magdalena in Zweibrücken übertragen. 1279 wurde der Kirche zu ;,Eyschweiler" das Recht auf Zinsabgaben verliehen. Thaleischweiler war durch den Bau der Kirche noch mehr in den Mittelpunkt getreten, wie dies bisher schon der Fall war. Zur Pfarrei gehörten damals Thaleischweiler, Fröschen, Höheinöd und Herschberg, sowie die in der Diözese Worms (Wormsgau) gelegenen und untergegangenen Orte Meisenbach, Schonenbach, Mühlenhausen, Steigen, Horsel und der Hof Atzenstein sowie Schorbach.
Thaleischweiler war Sitz eines Gerichts. Darauf deuten heute noch die Flurnamen „Auf dem Galgen" ` und „Am Tälchen unten am Galgen" ` hin. Die Gerichtsbarkeit wurde von beiden Herrschaften gemeinsam ausgeübt. Im Jahr 1285 starb Heinrich II. , Graf von Zweibrücken. Er hinterließ die Grafschaft seinen beiden Söhnen Eberhard und Walram, welche diese bis 1295 gemeinsam verwalteten. Dann nahmen sie eine Teilung der Untertanen vor, bei der Eberhard u. a. das Amt Lemberg, darunter auch den „Niedersten" Teil (Unterdorf) von Eischweiler erhielt. In dieser Urkunde werden Thaleischweiler und Pirmasens als die bedeutendsten Orte im Amt genannt. Außerdem erhielt er die Besitzungen in Lothringen, die er 1297 mit der in lothringischem Besitz befindlichen Herrschaft Bitsch vertauschte. Durch diesen Tausch erhielt er einen zusammenhängenden Besitz. Er nannte sich nun „Graf von Zweibrücken, Herr zu Bitsch". Im Jahr 1333 fand dann eine endgültige Gebietsteilung statt, nach der die Mühle von Eischweiler und die dazu gehörenden Wiesen Walrams Mutter Agnes und ihren Erben verbleiben sollten.
Nachdem nun die Besitzverhältnisse zwischen Eberhard und Walram geklärt waren, gab Eberhard 1334 die Burg und die Herrschaft Lemberg mit den dazu gehörigen Dörfern für 1000 Pfund „guter und vollwichtiger Heller" dem Trierer Erzbischof zu Lehen auf.
Als im Jahr 1570 der letzte männliche Nachkomme der Zweibrücken-Bitscher Linie, Graf Jakob, stirbt, fällt die Grafschaft an seinen Schwiegersohn Philipp V. von Hanau-Lichtenberg. Dadurch wurde das Unterdorf von Thaleischweiler hanau-lichtenbergisch.
In das Jahr 1570 fällt auch die Einführung der Reformation in der Pfarrei. Sie wurde in eine lutherische umgewandelt.
Im Jahr 1611 brannte die Kirche fast gänzlich nieder. Nur die Sakristei und Teile der Außenmauern bleiben stehen. Kaum war die Kirche im Jahr 1619 wieder aufgebaut, als diese in den Wirren des 30jährigen Krieges (wahrscheinlich 1635) abermals niederbrannte. Auch diesmal blieb die Sakristei verschont. Bei Beendigung des Krieges war der vorher blühende Ort gänzlich verlassen, verödet und ausgestorben. Um die Jahrhundertwende wurden Ansiedler aus der Schweiz ins Dorf gerufen, deren Nachkommen zu den alteingesessenen hiesigen Familien zählen, wie z. B. Schweizer, Ludy (Ludi, Littig, Lüttig), Gurtner (Gortner), Trachsel, (Drachsel, Draxsel), Hofer (Hoofer), Huber u. a. mehr. Nach diesen schweren Zeiten wurde die Pfarrei erst 1720 wieder ordnungsgemäß besetzt und die Kirche in den Jahren 1722/23 wieder aufgebaut. Der Turm wurde in seiner heutigen charakteristischen Form erst 1762/63 errichtet. Die Zeiten ohne Kirche und ohne Pfarrer hatte zur Folge, daß im Jahr 1720 Herschberg von der Mutterkirche getrennt wurde und eine eigene Pfarrei erhielt.
Als der letzte männliche Sproß aus dem Hause Hanau-Lichtenberg im Jahr 1736 starb, fiel die Grafschaft und damit auch der „niederste" ` Teil von Thaleischweiler an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, wo es dann bis zur Besetzung der Pfalz durch die Franzosen im Jahr 1794 verblieb.
b) Geschichte des leiningischen Teils von Thaleischweiler
Die Geschichte des leiningischen Teiles war, was den Wechsel der Herrschaften betrifft, bei weitem nicht so bewegt wie die des anderen Teils. Der leiningische Teil war ein kurpfälzisches Lehen. Deshalb nahm die Gemeinschaft Eischweiler-Hoheneinöd eine Sonderstellung im Amt Gräfenstein ein. Als dieses im Jahr 1367 infolge nicht rückzahlbarer Pfandverschreibungen an die Kurpfalz und über die Grafschaft Sponheim an die Markgrafschaft Baden kam, war Eischweiler auf Grund seines Lebensverhältnisses davon ausgenommen.
Von dem zweibrückischen bzw. Zweibrücker-Bitscher Teil ist von einem Lehensverhältnis nie die Rede. Offensichtlich ist der „Niedere Teil" ` von Thaleischweiler schon sehr früh für treu geleistete Dienste in den eigentümlichen Besitz der Zweibrücker Grafen übergegangen.
Im Jahr 1560 fand eine Teilung der leiningischen Grafschaft innerhalb des Leininger Hauses statt, bei der Eischweiler an die Linie Leiningen-Dagsburg-Falkenburg unter Emich X. fiel. Nach dem Aussterben dieser Linie im Jahr 1774 fiel das Amt Falkenburg und mit ihm der leiningische Teil von Eischweiler an die Linie Leiningen-Dagsburg-Hardenburg mit dem Sitz in Dürkheim zurück, wo es dann ebenfalls bis zur französischen Besetzung der Pfalz im Jahr 1794 verblieb.
Aus dem Jahr 1345 wird berichtet, daß die leiningischen Grafen Friedrich und Emich von ihrem Eigentum zu Eischweiler und ihrem Hof zu Rodalben für 200 Pfund Heller einen Teil dem Edelknecht Johann von Gerspach verpfändet haben. 1436 kam Hertwig Eck-brecht von Türckheim-Drachenfels, der mit den Leiningern in Fehde lag, in das leiningische Dorf Eisweiler, wo auf den Margarethentag (13. Juli) gerade Kirchweih gehalten wurde, nahm daselbst „groß Gut, finge wohl 60 und erschlug 10 Mann". Den leiningischeu Beamten von Falkenburg wird im Jahr 1785 gestattet, ihren Sitz in der Gemeinschaft Eisweiler zu nehmen, nachdem der Ort Falkenburg durch Tausch an Zweibrücken gefallen war. Infolge Tauschs im Jahr 1788 kam der leiningische Teil von Höheinöd an Sickingen. Die über sechs Jahrhunderte hindurch bestandene Gemeinschaft wurde aufgelöst, und die bisher gemeinsame Gemarkung getrennt; allerdings blieb die Zugehörigkeit zur Pfarrei Thaleischweiler weiterhin bestehen.
c) Die Zeit der französischen Herrschaft (1794-1815)
Durch die französischen Revolutions- und die darauf folgenden napoleonischen Kriege mit Besetzung und Abtretung der linksrheinischen. Gebiete an Frankreich, mußte die Bevölkerung neue Entbehrungen und Unterdrückungen auf sich nehmen.
1798 wurde die französische Verwaltung eingeführt und aus diesem Anlaß das Departement Mont-Tonnere (Donnersberg) gebildet, das auch den Kanton Pirmasens, zu dem Thaleischweiler gehörte, umfaßte. Im Jahr 1801 wurde das ganze linksrheinische Gebiet mit Frankreich vereinigt, so daß Thaleischeiler vorübergehend französisch wurde. Während der Besetzung durch die Franzosen wurden im Jahr 1797 die Zehnten und die Feudalrechte der früheren Landesherrn abgeschafft. Der Ort wurde zum ersten Mal wieder vereinigt, d. h. er kam unter einheitliche Verwaltung. Nach dem Sturz Napoleons kam die Pfalz und mit ihr auch Thaleischweiler im Jahr 1815 auf Grund des zweiten Pariser Friedens zunächst unter bayerisch-österreichische Verwaltung und 1816 endgültig zu Bayern.
d) Zugehörigkeit zu Bayern
Nach den napoleonischen Kriegen folgte eine längere Zeit des Friedens. Die Verkehrsverhältnisse wurden wesentlich verbessert, neue Straßen angelegt und alte verbessert. Im Jahr 1875 wurde die Bahnlinie Landau—Zweibrücken eröffnet und Thaleischweiler an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Vor der Jahrhundertwende entstanden infolge des Aufschwungs der Schuhindustrie in Pirmasens auch in Thaleischweiler zahlreiche Schuhfabriken, die wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes beitrugen.
. Die friedliche Entwicklung des Dorfes wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen. In der neu errichteten Schule in Thalfröschen wurde ein Lazarett eingerichtet. Männer unserer Gemeinde waren im Krieg gefallen. Die letzten zurückgehenden deutschen Soldaten hatten kaum das Dorf verlassen, als eine französische Kompanie mit aufgepflanztem Seitengewehr einrückte. Das linke Rheinufer wurde von den Siegermächten besetzt. Separatisten, von den Franzosen unterstützt, wollten die Rheinlande und die Pfalz vom Reich trennen. Diese Bestrebungen machten auch in unserem Dorf nicht halt. Es folgte die schwere Zeit der Inflation und des passiven Widerstandes. Die Reparationszahlungen und das Versailler Diktat lasteten schwer auf Deutschland. Arbeitslosigkeit breitete sich überall aus und nahm auch in Thaleischweiler besonders in den Jahren 1928-1932 bedenkliche Formen an.
1930 rückten endlich die Besatzungstruppen ab und der Rhein wurde wieder frei. Freudenfeuer loderten auf dem Galgenhübel in den nächtlichen Himmel.
Die katholischen Einwohner, die bisher nach dem benachbarten Maßweiler zur Kirche gingen, konnten im gleichen Jahr ihre unter vielen Opfern erbaute Kirche einweihen.
e) Die Zeit des Nationalsozialismus
Am 30. Januar 1933 war Adolf Hitler Reichskanzler geworden. Die Parteienkämpfe jener Zeit machten auch vor den Toren unseres Ortes nicht halt. Vor dem Lokal Mang kam es anläßlich eines Umzuges des Reichsbanners am 3. März 1933 zu einer blutigen Schießerei mit der SA, bei der es einen Toten und mehrere Verletzte gab.
Am 16. März 1935 wurde die Wehrhoheit und im Jahr 1936 die allgemeine Wehrpflicht verkündet sowie 1938 mit dem Bau des Westwalls begonnen. Sämtliche Säle des Dorfes reichten nicht aus, um die auswärtigen Arbeiter aus allen Teilen Deutschlands unterzubringen. Bereits ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg, schrecklicher und grausamer als je ein Krieg zuvor. Am 1. September 1939 brach das Unheil los. Wieder stand der deutsche Soldat fast sechs Jahre einer Welt von Feinden gegenüber. Die Heimat rückte in den Mittelpunkt der feindlichen Luftangriffe. Im Jahr 1944 fielen in Thaleischweiler die ersten Bomben. Die Einwohner suchten Schutz in den Stollen des Westwalls oder in den in die Felsen getriebenen Bunkern. Tiefangriffe auf die Bahnlinie lösten einander ab. Am 2. Januar 1945 erfolgte ein Luftangriff auf die Bahnhofstraße, dem sechs Häuser und zehn Menschen zum Opfer fielen. Nach kleineren Gefechten rückten am 21. März 1945 die Amerikaner in unser Dorf ein. Am B. Mai 1945 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. 148 Gefallene unserer Gemeinde forderte dieser Krieg, 56 Männer wurden noch vermißt.
7 Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahre des Hungers, des Elends und der Wohnungsnot folgten. Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten sollten in unserem Dorf noch Unterkunft und Brot finden. Die Fabriken lagen still. Der Schwarzhandel blühte. Die Währungsreform nahm den Bewohnern die letzten ersparten Groschen. Nur langsam wurde das Leben wieder in normale Bahnen gelenkt. Die Schuhfabriken begannen allmählich wieder zu arbeiten, so daß die Bevölkerung wieder Arbeit und Brot fand. Die Vereine, die verboten waren, könnten ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. 1949 wurde die Bundesrepublik ins Leben gerufen. 1950 konnte zur Behebung der Wohnungsnot das Gebiet um den Galgenhübel als Baugelände erschlossen werden, das sich in der Zwischenzeit zu einem neuen Ortsteil entwickelt hat. Durch die persönliche Initiative und Tatkraft des damaligen evangelischen Geistlichen, Herrn Pfarrer Traudt, erhielt die evangelische Kirchengemeinde im Jahr 1955 einen Kindergarten, dessen Saal zugleich als Kultursaal Verwendung fand. Auch die katholische Pfarrgemeinde konnte im folgenden Jahr ein stattliches Jugendheim seiner Bestimmung übergeben.
Mit dem deutschen Wirtschaftswunder blühte auch unser Ort wieder auf. Er vergrößerte sich zusehends und die Einwohnerzahl stieg auf über 3000 Seelen. Am 15. Juni 1963 konnte eine moderne Schule mit Turnhalle, mit Physik- und Chemieräumen und einem Lernschwimmbecken eingeweiht werden. Im Dezember 1967 wurde ein repräsentatives Rathaus seiner Bestimmung übergeben.
Im Zuge einer Gebietsreform wurden die beiden Nachbargemeinden Thaleischweiler und Thalfröschen im Jahr 1969 zu einer Gemeinde vereinigt. Als Sitz der Verwaltung dient das 1967 erbaute Rathaus im Ortsteil Thaleischweiler. Die neue Gemeinde trägt den Namen Thaleischweiler-Fröschen. Im Jahr 1972 wurde Thaleischweiler-Fröschen im Zuge einer weiteren Gebietsreform Sitz einer Verbandsgemeinde, welche die Orte Höheischweiler, Höhfröschen, Maßweiler, Nünschweiler, Petersberg, Reifenberg, RieschweilerMühlbach und Thaleischweiler-Fröschen umfaßt.
Am 15. September 1980 konnte im Ortsteil Fröschen eine neue Hauptschule mit einer modernen Sporthalle eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden.
Damit dürfte Thaleischweiler-Fröschen wieder die Bedeutung erlangt haben, die der Ort im Laufe der Jahrhunderte besessen hat. Im Jahr 1987 kann er auf eine urkundlich nachweisbare Geschichte von 750 Jahren zurückblicken.
Die Ortsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen wird es sich natürlich nicht nehmen lassen, dieses seltene Ereignis einer 750-Jahr-Feier festlich zu begehen. Sie hat zu diesem Zweck eine Reihe größerer Veranstaltungen vorgesehen, welche die geschichtliche Bedeutung unseres Ortes in der Vergangenheit beleuchten und in der Gegenwart aufzeigen sollen.
Der Reigen der Veranstaltungen wird am Samstag, den 9. Mai 1987 mit einem Festbankett eröffnet, zu dem zahlreiche Persönlichkeiten der Politik, des öffentlichen Lebens, der Kirche und Körperschaften eingeladen sind, darunter auch der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Bernhard Vogel und der Kultusminister Georg Gölter, den noch verwandschaftliche Bande mit Thalfröschen verbinden, weil dort sein Vater geboren ist.
Am 4. und 5. Juli 1987 wird ein Straßenfest abgehalten, an dem sich alle einheimischen Vereine beteiligen werden.
Für Freitag, den 4. September ist ein Discoabend für die Jugend vorgesehen, während am Samstag, den 5. September ein größerer Heimatabend mit Tony Marshall und anderen Künstlern die Besucher begeistern wird. Zu diesem Abend sollen ehemalige Bürger von Thaleischweiler-Fröschen eingeladen werden. Den Höhepunkt und zugleich den Abschluß der Feierlichkeiten wird ein historischer Festzug (6. September) aus der Geschichte des Ortes von den Kelten bis in die Gegenwart bilden. An dem Festzug werden nicht nur die Orte der Verbandsgemeinde, sondern,; der näheren und weiteren Umgebung teilnehmen.

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