Heimatlexikon Thaleischweiler-Fröschen – 2 b)Politische Geschichte (2) des niederen Teiles (Unterdorf)

Geschichte des niederen Teiles von Thaleischweiler (Unterdorf)

(Buch 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen, Christian Gortner)

a) Zugehörigkeit zur Grafschaft Zweibrücken (ca. 1185-1333)
Der zur Grafschaft Zweibrücken zählende Teil von „Eiswilre" gehörte zum Amt Lemberg und scheint der bedeutendere gewesen zu sein, zumal das Kloster Hornbach in diesem Teil schon vor der Teilung des Ortes über einen beträchtlichen Grundbesitz, ein Klostergut mit Gärten und Wiesen verfügte. Noch heute deuten die „Klostergasse" und die im Volksmund noch gebräuchlichen Flurnamen „Im Klostergarten" und „An der Klostermauer" auf diesen Besitz hin. Zu der Annahme, daß in Thaleischweiler ein Kloster (eine Niederlassung von Hornbach) bestanden haben soll, geben die Urkunden und Akten keinerlei Anlaß

.Einen bedeutenden Aufschwung dürfte der Ort durch den Bau einer Kirche vor dem Jahre 1238 genommen haben. War „Eiswilre" bisher schon in politischer, wirtschaftlicher und wahrscheinlich auch in kultureller Hinsicht ein Mittelpunkt für die umliegenden Orte gewesen, so verstärkte sich diese seit dem Bau der Kirche in noch zunehmenderem Maße.
Die Orte Froßauwe (Fröschen), Meisenbach''-), Schonenbach12 , Reschweiler73), Mülenhusin (Mühlenhausen)74), Steigen''), Einothe (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen76), Hörsel") und der Hof Atzenstein78 scharten sich um das nun auch zum kirchlichen Mittelpunkt gewordene „Eiswilre".
Dieses wird auch im Jahre 1295 bei der ersten Teilung der Grafschaft Zweibrücken bestätigt, bei der „Eiswilre" neben Pirmasens als Hauptort genannt wird71). Auch im Jahr 1334 werden die beiden Orte als „die vorzüglichsten im Amt Lemberg" genannt80).
Als Graf Heinrich II. im Jahre 128581) verstarb, hinterließ er die Grafschaft Zweibrücken seinen beiden Söhnen Eberhard und Walram, die Teile des väterlichen Erbes, darunter auch das Amt Lemberg, bis 1295 gemeinsam verwalteten. Dann nahmen sie eine Teilung der Untertanen in diesem Amte vor82), wobei neben dem zweibrückischen Teil der Grafschaft ThaleischweilerHöheinöd in unserem Raum u.a. die Orte Thalfröschen, Meisenbach, Schonenbach, Burgalben, Donsieders und der Hof Atzenstein (bei Höheinöd) an Eberhard fielen; außerdem die Mühlen zu Steigen und Mühlenhausen samt der Gülte (Grundstücksertrag, Abgabe, Zins, Grundschuld) zu Schonenbach, Hitschenhausenß3) und den Mühlen zu Dallenvelt (Dellfeld) und Scorbach (Schorbach). Eine Gebietsteilung hatte allerdings nicht stattgefunden.
Außerdem vereinbarten die beiden noch folgendes:
Die Gerichtsbarkeit blieb gemeinsam; die Bußen von fremden Untertanen sollten beiden gehören, während die Bußen der eigenen Leibeigenen jeweils dem betreffenden Herrn zufallen sollten. Die beiderseitigen Untertanen genossen wie von altersher das Recht des freien Zuges. Wenn ein Untertan des einen eine leibeigene Jungfrau des anderen Bruders ehelichte, dann sollte sie ihrem Manne folgen und ihr früherer Herr sollte kein Recht mehr an ihr haben. Witwer und Witwen durften sich ohne Genehmigung ihres Herrn nicht mehr verheiraten, und wenn ein Leibeigener des einen Bruders in das Gebiet des anderen zog, dann gehörte dessen Haus, Hof und Erbe seinem bisherigen Herrn und dessen Nachkommen").
Im Jahre 1297 vertauschte Eberhard seine lothringischen Güter, nämlich die Ämter Mörsberg (Marimont), Gemünde (Saargemünd) und Linden (bei Dieuze) gegen die dem Lothringer Herzog Friedrich III. gehörende Herrschaft zu Bitsch . Er nahm seinen Sitz auf der Burg Bitsch und nannte sich nun Eberhard 1. Graf von Zweibrücken, Herr zu Bitsch. Er gründete die neue Linie Zweibrücken-Bitsch, im Gegensatz zu seinem Bruder Walram L, der seinen Wohnsitz in Zweibrücken hatte und die alte Zweibrücker Linie weiterführte.
Die Teilung der Grafschaft Zweibrücken aus dem Jahre 1295 scheint keine glückliche gewesen zu sein; denn sie führte zu andauernden Zerwürfnissen zwischen den beiden Brüdern. So hatten sie im Jahre 1304 Streitigkeiten wegen Rechten und Gefällen in Pirmasens, Meisenbach, Schonenbach, Maßweiler, Mühlenhausen u.a. mehr. Die Spannungen und Zerwürfnisse zogen sich noch jahrelang dahin, bis sie im Jahre 1333 durch die Nachkommen der beiden durch eine Endteilung beigelegt und das gesamte Amt Leinberg und damit auch der niedere Teil von „Eiswilre" endgültig auch gebietsmäßig der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch zugeschlagen wurde".
Nur die Mühle zu „Eischweiler" und die Wiesen und eine Gülte von 15 Achtel Korn, die Walrams II. Mutter gekauft hatte, sollten derselben und ihren Erben verbleiben. Damit verblieb der Grafschaft Zweibrücken nur noch ein kleiner Besitz in Thaleischweiler. Das Unterdorf von Thaleischweiler gehörte nun bis zum Aussterben der Zweibrücker-Bitseher Linie zur Grafschaft ZweibrückenBitsch. Bei der Teilung im Jahr 1295 blieben die Vogteirechte über das Kloster Hornbach noch gemeinsam, während sie 1333 allein der Zweibrücker Linie zugeteilt wurden.
Ansonsten sind Berichte und Aufzeichnungen über unseren Ort aus dieser Zeit recht spärlich.
Im Jahre 1260 vermachte die Gattin Heinrichs II. dem Kloster Werschweiler zu ihrem Seelenheile einen jährlichen Zins zu vier Pfund Pfennig von den 14 Pfund, die sie zu Insmingen und Eischweiler bezog. Von einem Herbordus, Vogt zu Eysswilre, wird nun im Jahre 1278 berichtet, der bei einem Kaufvertrag als Zeuge zugegen warn.


b) Zugehörigkeit (des Unterdorfes)
zur Grafschaft Zweibrücken-Bitsch (1333-1570)
Durch die endgültige Teilung der Grafschaft Zweibrücken hatten die Zweibrücker-Bitseher Grafen mit der Herrschaft Bitsch und dem Amt Lemberg ein zusammenhängendes Gebiet erhalten, über das sie als ihr alleiniges Eigentum frei verfügen konnten.
So trugen sie bereits im Jahre 1334 ihre Burg Lemberg nebst den Gerichten „Eyschwilre" und „Birmesense" (Pirmasens) mit allem, was dazugehörte, für 1 000 Pfund „guter und vollwichtiger Heller" dem Erzbischof von Trier zu Lehen auf, von dem sie sämtliche Stücke gegen entsprechende Verbindlichkeiten wieder zu Lehen empfingen"
Die finanziellen Verhältnisse der Grafschaft schienen oft nicht die besten gewesen zu sein; denn schon vor dem Jahre 1390 hatte Graf Hanemann I. Güter in Eischweiler an den Edelknecht Johannes von Lewenstein verpfändet, und noch im selben Jahr versetzte er den Rest seiner Güter in unserem Ort an den genannten Edelknecht, worauf ihm dieser erklärte, er wolle „von dem auf dem Eigen gesessenen Leuten des Jahres nicht mehr als 20 Gulden nehmen.
Des oben genannten Sohn jedoch, Hanemann II., löste im Jahre 1410 die Pfandschaft zu Eischweiler mit 408 Gulden wieder aus, worüber ihm Johannes von Lewenstein eine Bescheinigung ausstellte. Damit war Eischweiler wieder in der Hand der Zweibrücker-Bitseher Grafen. Aber bereits 1418 gingen Gülten und Gefälle in Eischweiler als Lehen an eine Familie von Esche. Dieselben Lehensstücke sollen 100 Jahre später an eine Familie von Dürkheim zu Drachenfels gekommen sein".

Daß in jener Zeit Untertanen wie eine Ware gehandelt wurden, zeigen uns die beiden nachstehenden Berichte. Danach tauschte Graf Friedrich von Zweibrücken-Bitsch im Jahre 1465 mit Landgraf Hesso zu Leiningen-Dagsburg seine Leibeigene Gertgen, Tochter des Bechtholf von Mühlhausen, zu Eischweiler wohnhaft, gegen Christine, Tochter des Heyntz von Einöd, Schultheißen zu Eischweiler.
Fünf Jahre später verschrieb Graf Friedrich von Zweibrücken-Bitsch seinem Bastardsohn Friedrich, Amtmann zu Landstuhl, und dessen Ehefrau Christine, wahrscheinlich die Obengenannte, gegen 200 rheinische Gulden eine jährliche Gülte von 12 Gulden, sechs im Mai und sechs im Herbst fällig, ablösbar jeweils 14 Tage vor Georgi und setzte Hertel, Schultheiß zu Eischweiler, und die Schöffen Hans Groß und Hans Lanstell, beide von Eischweiler, unter anderem als Bürgen ein, die bei versäumter Zahlung in einer Herberge Einlager (Personalarrest) leisten sollten.
Ein Beispiel der damals oft geübten Willkürherrschaft der Obrigkeit gibt uns folgende Urkunde aus dem Jahre 1357, in der es heißt: „Berthold von Eyschwilre der Jüngere, Sohn des Landauer Bürgers Berthold, gelobt, stets Hintersasse der Grafen und Brüder Hanemann und Simon Wecker von Zweibrücken-Bitsch zu bleiben, ihnen nach ihrem Willen zu dienen, nicht aus ihrem Gebiet fortzuziehen und auf jeden Ersatz für den ihm zugefügten Schaden zu verzichten, widrigenfalls derselbe all sein liegendes und fahrendes Gut den Grafen verfallen sein soll.
Trotz dieser Vereinbarung taucht dieser Berthold oder Bechtolf von Eyschwilre im Jahre 1381 als Bürger zu Lutern (Kaiserslautern) und in den Jahren 1397 und 1398 sogar als Schultheiß und Richter in dieser Stadt auf' Ob nun die Grafen ihre Vereinbarung in bezug auf den Aufenthalt jenes Berthold von Eyschwilre fallenließen oder ob der Betreffende weiterhin in Eyschwilre seinen Sitz hatte, geht aus den Urkunden nicht hervor. Außerdem erhielt er im Jahre 1384 von der Grafschaft Zweibrücken zu rechtem Lehen ein Drittel des Zehnten zu Bann101
Im Jahre 1360 gaben Hentschouch und seine Erben, Pirminius, sein Schwiegersohn, Funko Reinmann, sein Bruder, sowie Hartmann Klovelucher, Gerlach von Hunthusen, Margaretha von Eiswiler und Lithadis ihre Schwester und Hermann daselbst dem Kloster Hornbach 10 Schilling Pfennig weniger 3 Pfennig vom Gut Maschweiler (Maßweiler) und in Schonenbach. Am Rand, aber durchgestrichen, steht: Die Schillinge gibt groß Faber und seine Erben in Eyschwiller und von Schonenbach wird nichts gegeben.
Diese Margaretha von Eiswiler hat ihr Haus und ihren Hof für ihr und ihrer Geschwister Seelenheil dem Kloster Hornbach vermacht; denn im Jahre 1360 hat der Edelknecht Emich von Urlebach vom Kloster Hornbach das von seiner „Nifftel" (= Nichte) Jungfrau Margarethe von Eschwiller für ihr und ihrer Geschwister am Pantaleonstage zu feierndes Jahrgezeit dem Kloster vermachtes Haus samt Hof und Bestand genommen, wofür er am Pantaleonstag 1 Pfund Heller liefern mußte und außerdem noch einen Schilling Straßburger Währung gab.
hn Jahre 1348 erscheint ein Johann von Eschwilre als Beisitzer und zugleich als Siegler bei einem Gerichtsverfahren, bei dem ein Gibelin von Heye abgewiesen wurde, der von Abt Walter zu Hornbach ein auf dem Hofe zu Ransbach ruhendes Lehen von 6 Pfund Metzer Pfennigen forderte.
Diesen Johann von Eschwilre finden wir im Jahr 1366 als Siegler und Presbyter zu St. Johann und im Jahr 1394 sogar als Kirchherr zu St. Johann wieder. In einem Reichsspruch vom 18. Januar 1407 zu Lutern (Kaiserslautern) wird ein Arnolt von Eißwilre, Schultis zu Lutern, erwähnt. Nachdem in den Jahren 1397 und 1398 uns ein Berthold von Eiswilre als Schultheiß von Kaiserslautern begegnet ist, ist dies im Jahre 1407 mit Arnolt von Eißwilre nochmals der Fall.
Aus dem Jahre 1480 sei noch auf ein Ereignis hingewiesen, das zwar unseren Ort nicht direkt, sondern nur die Grafschaft Zweibrücken-Bitsch betrifft. Beim Aussterben der Grafen von Lichtenberg fiel die Grafschaft Lichtenberg je zur .Hälfte an die Grafschaft Hanau und Zweibrücken-Bitsch
Die einen nannten sich nun Grafen von Hanau-Lichtenberg und die anderen Grafen von Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg. Dies sei nur deshalb erwähnt, weil nach dem Aussterben der Zweibrücker-Bitseher-Lichtenberger Linie im Jahre 1570 die Grafschaft und damit auch der niedere Teil von Eischwilre an die Grafschaft Hanau-Lichtenberg fiel.

c) Zugehörigkeit zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg (1570-1793)
Als am 22. März 1570 das letzte männliche Glied der Grafen von Zweibrücken-Bitsch, Graf Jakob, im Kloster Stürzelbronn sein Leben aushauchte, nahm dessen Schwiegersohn Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg die Grafschaft Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg, die sich im Jahre 1559 noch um die Herrschaft Ochsenstein vergrößert hatte, in Besitz. Mit der Besitznahme dürfte auch die Einführung der Reformation in unserem Ort stattgefunden haben.
Gleichzeitig machte aber auch Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg, der mit der Nichte des Grafen Jakob verheiratet war, ebenfalls Erbansprüche geltend. Diese hatte nach ihres Vaters Ableben sich ausdrücklich ihre Erbansprüche an der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg-Ochsenstein vorbehalten für den Fall, daß ihr Onkel Graf Jakob ohne männliche Erben sterben würde. Nachdem dies tatsächlich eintraf, waren ihre Erbansprüche ebenfalls berechtigt. Anstatt sich gütlich zu einigen, wollte keiner dem anderen auch nur das Geringste zugestehen. Schließlich verkaufte der Leininger im Jahre 1572 die gesamte Herrschaft Bitsch (bestehend aus den beiden Ämtern Bitsch und Lemberg) für 50 000 Kronen dem Herzog Karl III. von Lothringen, der daraufhin die beiden Ämter besetzen ließ. Die Besetzung dauerte 34 Jahre, bis es dem Sohn Philipp V., Graf Johann Reinhard I., im Jahre 1606 gelang, mit dem Herzog eine Einigung zu erzielen. Danach wurde das Amt Lemberg an Hanau-Lichtenberg zurückgegeben, das Amt Bitsch dagegen wurde dem Herzogtum Lothringen angegliedert und ging für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg für immer verloren. Das Amt Lemberg und mit ihm der niedere Teil von Eischweiler blieben von nun an mit der Grafschaft Hanau-Lichtenberg verbunden"')
Die Wunden, die die lothringische Besetzung geschlagen hatte, waren kaum verheilt, als der 30jährige Krieg ausbrach. Wieviel Leid und Elend dieser Krieg über unser Dorf brachte, geht daraus hervor, daß der vorher so blühende Ort bei Kriegsende zerstört, ganz verlassen11) und die Kirche bis auf die Umfassungsmauern abgebrannt war Selbst die Pfarrei war verwaist, „weil der Krieg und das Sterben die meisten Leute aufgerieben. Ein besonders anschauliches Bild ergibt sich aus einem Bericht des Lemberger Schultheißen Mathias Stoll aus dem Jahr 1635 an seinen gnädigen Herrn in Buchsweiler, in dem es wörtlich heißt: „Was die armen Unterthanen (des Amtes Lemberg) anbelangt, sind sie nunmehr ganz fertig gemacht, daß es zum Erbarmen ist.
Aus dem gleichen Jahr heißt es in einem gemeinsamen Bericht der Pfarrer Lang aus Thaleischweiler, Füderer aus Pirmasens und Feyerlen aus Burgalben: „Weil dem Amt Lemberg mit Brand, Mord und Raub an Flecken, Menschen und Vieh und anderem zur Lebensnotdurft Gehörigen ein unaussprechlicher Schaden getan, sonderlich weil dem Pfarrer zu Eischweiler in Jahr und Tag nicht soviel an der Pfarrbesoldung gegeben wurde, daß er sich hätte ein Paar Schuhe kaufen mögen, und sonst daneben alle die großen Kriegsbeschwernisse, sonderlich das Ausdreschen der Früchte mehr als zu hart getroffen, auch die Bauern und Zehentmänner die Zehnten mit dem Vorwand, es wäre alles, was von den Soldaten etwa übriggeblieben, rein ausgedroschen, für sich behielten, wären den Pfarrern alle Mittel zur leiblichen Erhaltung abgeschnitten, dazu Weib und Kind, die oft in vielen Tagen kein Brot, kein Salz und kein Anken (Butter) gehabt und übel gekleidet, verschmachten, erfrieren und zu Grunde gehen müßten; da sie aber die Pfarrei nicht quittieren könnten, möchte man ihnen für den Winter ein Stück Brot, Früchte oder ein Stück Geld geben, was sie, wenn sie zu Pfarreinkommen gelangt, gewiß wieder mit Interesse bezahlen wollten.
Wieviel Not und welches Elend, wieviel Kummer, Sorge und Angst um den Unterhalt und den Erhalt der Familie spricht doch aus diesen Zeilen? Als Pfarrer Lang zwei Jahre später in Ehren aus seinem Amt entlassen wurde, war unser Ort verödet, die Untertanen getötet, an Krankheiten und Seuchen gestorben, geflohen oder vertrieben. War schon die seit Jahrhunderten bestehende Teilung für unseren Ort kein Segen gewesen, so hat der 30jährige Krieg seiner Entwicklung einen Schlag versetzt, von dem er sich so schnell nicht mehr erholen sollte; ja, er kam einem Bruch gleich, der einen vollkommen neuen Anfang notwendig machte.
Nach dem Westfälischen Frieden im Jahre 1648, der diesen unseligen Krieg beendete, kehrten wieder einige Untertanen in den Ort zurück. Die Fluren waren in der Zwischenzeit so mit Gestrüpp überwuchert, daß die Zurückgekehrten den Besitz ihrer Väter nicht mehr bestimmen konnten. So wurde der ganze Grundbesitz des Eischweiler Bannes in 14 Lose eingeteilt, wovon beide Herrschaften je 1 Los für sich behielten. Die übrigen 12 Lose wurden gegen Zahlung eines einmaligen Kaufpreises von 100 Gulden und eines jährlichen Bodenzinses an die zuständige Herrschaft, den Untertanen und ihren Nachkommen als ein Erblehen überlassen. Wie schwer mag es den Untertanen gefallen sein, 100 Gulden zu bezahlen, nachdem alles vollkommen zerstört war? Die neu zugewanderten Untertanen wurden bei der Güterteilung nicht berücksichtigt. Vielleicht waren sie zur Zeit der Verteilung noch nicht im Ort.
Es erhielten:   
Von den hanauischen Untertanen:  Von den leiningischen Untertanen:
1) Martloff Schücken 1 Los 1) Theobald Schicken, 
2) Hans Schicken 1 Los Hofstatt 1 Los
3) Herminius Hansen 1 Los 2) Urban Hauers 1 Los
4) Höhen Hansen 1/2 Los 3) Schneider Jakobs 1 Los
5) Heinrich Christen 1/2 Los 4) Hannes Schicken 1/2 Los
6) Jungfernkloster 0 5) Schmit Wendels 1 Los
7) Weiland Herr  6) Valentin Deubel 1 Los
Joh. Gg. Wagner 0 7) Schreiner Jochen 1 Los
8) Bittels Maxen 1/2 Los 8) Velten Michels 1/2 Los
9) Dem Pfarrhaus 0 9) Scheffer Anstätt 1/2 Los
10) Jost Theobald und  10) Schneiter Hansen 1/2 Los
11) Clausen Theobald 1/2 Los 11) Des Wasenmeisters gering
12) Velten Morio 1/2 Los Hofstatt oder Haus auf dem
13) Peter Heintzen 0 sogen. Schindersberg 0
14 Vinzens Webers 0  
15) Klein Hansen 0 Jedes Los hatte etwa 12 Morgen
16) Steinmetzen 1/2 Los  
17) Zum Gemeinden   
Hirtenhaus 0  
18) Zur Mühl 1/2 Los  

Nach einem Bürgerregister des Amtes Lemberg aus dem Jahre 1700 waren in Eischweiler folgende Familien ansässig: Adam Bauer und Sternberger (beide leiningisch), Georg Fischer (der Forellenfänger), Georg Geiger, Erhart Groß und in Fröschen Michel Pfeifer und Johannes Braun1'). Im Jahre 1717 hatte der Ort sich soweit erholt, daß er 26 Familien zählte, nämlich 34 Lutheraner und 70 Reformierte; in Fröschen waren es 10 Familien mit 30 lutherischen und 17 reformierten Untertanen. Höheinöd hatte immerhin schon wieder 25 Familien, darunter 88 Lutheraner und 34 Reformierte
Danach hatte sich Höheinöd, das ja mit Thaleischweiler eine Gemeinschaft bildete, am besten erholt. Es ist möglich, daß es auch nicht die Zerstörungen und Verluste an Menschen aufzuweisen hatte wie unser Ort.
Wie bereits vorhergehend erwähnt, wurde um das Jahr 1570 in beiden Grafschaften, die unseren Ort im Besitz hatten, die lutherische Glaubenslehre eingeführt. Nun tauchen im Jahr 1717 gerade in Thaleischweiler in sehr starkem Maße Untertanen mit reformiertem Bekenntnis auf. Es muß also schon um 1700 ein starker Zuzug von außerhalb, zum größten Teil wahrscheinlich aus der Schweiz, stattgefunden haben. Während die Lutheraner in den beiden anderen Orten doppelt so stark vertreten waren, war in Thaleischweiler das Verhältnis gerade umgekehrt; ein Zeichen dafür, daß die Zuwanderung hier am stärksten war.
Die Wunden des 30jährigen Krieges waren noch nicht verheilt, als die Franzosen in den Reunionskriegen 1688/1689 und in den folgenden Jahren unter fadenscheinigen Gründen in die Pfalz einfielen und diese vollkommen verwüsteten. Einzelheiten über die Zerstörungen in Thaleischweiler liegen uns nicht vor, wohl aber über das Amt Lemberg, von dem es heißt: „Auch die Dörfer im Amte wurden zerstört und verbrannt. Die Unterthanen waren entweder verjagt, gestorben, oder sonst im Jammer und Elend verdorben." Auch die Burg Lemberg, die den 30jährigen Krieg heil überstanden hatte, fiel ebenfalls der Zerstörung zum Opfer. Da sich Pirmasens von allen Ortschaften am ehesten wieder erholte, wurde der Sitz des Amtes Lemberg im Jahre 1697 dorthin verlegt. Einen deutlichen Beweis für den neuerlichen Rückschlag, den unser Ort erlitten hatte, kommt in den Einwohnerzahlen aus dem Jahre 1700 zum Ausdruck. Demnach wurden in Thaleischweiler 3 und in Höheinöd 2 Lutheraner, in Fröschen 2 Lutheraner und 3 Reformierte hanauische Untertanen gezählt.
Über die vorhandenen leiningischen Untertanen liegen uns aus dieser Zeit keine Zahlen vor. Sie dürften aber auf keinen Fall höher gewesen sein, weil ja der leiningische Teil von Thaleischweiler, was die Einwohnerzahl betrifft, immer in der Minderheit war.
Nach und nach sammelten sich die wenigen vom Kriege und Hunger verschonten Einwohner, setzten die zerstörten Häuser instand und machten die verwilderten, mit Dornen, Hecken und Unkraut überwucherten Wiesen und Felder wieder urbar. Darüber hinaus waren beide Landesherren redlich bemüht, die Kriegsschäden so rasch wie möglich zu beseitigen. Vor allen Dingen waren sie bestrebt, die zerstörten Kirchen und Schulen wieder aufzubauen. So wurde auch die Kirche, die im Jahre 1635 während des 30jährigen Krieges zerstört und vollkommen abgebrannt war und fast 100 Jahre in Schutt und Asche lag, im Jahre 1723 in ihrem heutigen Erscheinungsbild, allerdings noch ohne Turm, wieder aufgebaut. Nachdem auch die Schule schon kurz nach 1700 ihre Pforten geöffnet hatte, begann das Leben in Thaleischweiler allmählich wieder seinen gewohnten Gang zu nehmen.
Nach den Einwohnerzahlen aus dem Jahr 1720 zählte die Pfarrei Eischweiler an hanauischen Untertanen schon wieder 174 Lutheraner und 121 Reformierte. Mit den ca. 60 leiningischen Untertanen und etlichen katholischen Familien betrug die Gesamtzahl nahezu 400 Einwohner. Zur Pfarrei, die 1720 zum ersten Mal seit 1637 wieder einen eigenen Pfarrer erhielt, gehörten neben Eischweiler, die Orte Hohen Einöd, Fröschen, Oberfröschen, das um 1700 gegründet wurde, und der Meisenbacher Hof. Der bisher noch zur Pfarrei zählende Ort Herschberg erhielt 1720 eine eigene Pfarrei.
Dies war eine Folge des 30jährigen Krieges, durch den Thaleischweiler auf Grund seiner völligen Zerstörung seine zentrale Funktion mehr oder minder vollkommen eingebüßt hatte.
Am 28. März 1736 starb Graf Johann Reinhard III., der letzte männliche Sproß von Hanau-Lichtenberg. Die Grafschaft fiel nun an seinen Schwiegersohn Ludwig VIII., den späteren Landgrafen zu Hessen-Darmstadt. Nach der Volljährigkeit seines Sohnes, des späteren Landgrafen Ludwig IX., übertrug er diesem im Jahre 1741 die Verwaltung der Grafschaft. Dieser setzte das Aufbauwerk Reinhards III. fort, ja er räumte den Bauern in Eischweiler besondere Vergünstigungen ein. Unter anderem ließ er den Amtstag für seine Eischweiler Bauern anstatt in Pirmasens in Eischweiler selbst abhalten und ersparte ihnen den Weg nach Pirmasens. Verschiedene Abgaben wurden erlassen und die Bauern von Fronden freigestellt. Das Holz für Brücken und Stege wurde aus den herrschaftlichen Waldungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Als besondere Vergünstigung waren die Einwohner von Eischweiler vom Militärdienst befreit
Der Grund für die Gewährung dieser Vorteile ist unbekannt. Diese Bevorzugung scheinen nur die Eischweilerer genossen zu haben; denn noch im Jahre 1787 reichten die Einwohner von Einöd ein Gesuch ein mit der Bitte, in den herrschaftlichen Abgaben den Eischweilerern gleichgesetzt zu werden und 1790 baten sie wegen Loskaufs von den Milizen sowie den herrschaftlichen Belastungen und Abgaben mit den Eischweiler Untertanen gleichgehalten zu werden.
Diese Vorteile und die in diesem Maße bis jetzt noch nicht gekannten Freiheiten machten natürlich auch auf die Leininger Untertanen in Eischweiler einen sehr großen Eindruck und übten auf diese eine große Anziehungskraft aus, zumal sie durch das tägliche Zusammenleben mit den Hanau-Lichtenberger Untertanen immer an ihr bedauernswertes Los erinnert wurden. Kein Wunder, daß die Leininger Bauern nach dem Ableben ihres Landesherrn, Graf Christian Karl Reinhart von Leiningen-Heidesheim, im Jahre 1766 die Gelegenheit benutzten und eine Deputation zum Landgrafen nach Pirmasens schickten, um diesem ihre Not zu klagen und ihn gleichzeitig baten, er möge sie in seiner Grafschaft aufnehmen. Der Landgraf stand der Bitte wohlwollend gegenüber und ließ die Vorbereitungen für eine Besitzergreifung des leiningischen Teils von Eischweiler treffen. Da schaltete sich die hanau-lichtenbergische Regierung in Buchsweiler ein und gab zu bedenken, daß man nicht das mindeste Recht zur Besitzergreifung in den beiden gemeinschaftlichen Orten Eischweiler und Einöd habe, da beide schon seit Jahrhunderten in ununterbrochener Folge gemeinschaftlich gewesen und dieser Zustand seit urdenklichen Zeiten bestünde. Die Wünsche der Bauern seien nicht begründet, und ihr Ansuchen müsse daher abgelehnt werden.
Die Besitzergreifung des leiningischen Teils von Eischweiler durch den Landgrafen fand nicht statt, jedoch herrschte weiterhin zwischen den beiden Herrscherhäusern ein ziemlich angespanntes Verhältnis. Im Jahre 1788 hatte Leiningen seinen Anteil an Höheinöd an Sickingen vertauscht. Um nicht die Streitigkeiten wie mit Leiningen heraufzubeschwören, vereinbarte Hanau-Lichtenberg mit Sickingen, den bisher gemeinsamen Bann zu teilen und im Ort Höheinöd eine Grenzlinie zwischen den Untertanen festzulegen. Die Teilung des Bannes wurde noch im Jahr 1791 durchgeführt. Zu einer Grenzziehung im Ort ist es allerdings infolge der politischen und militärischen Ereignisse nicht mehr gekommen; denn im Jahr 1792 begann bereits die Besetzung der Pfalz durch die
Franzosen. Während wie erwähnt die Pfarrei im Jahre 1720 mit dem leiningischen Teil der Gemeinschaft nahezu 400 Einwohner zählte, waren diese 1798 über das Doppelte angestiegen. Allein der Hanau-Lichtenberger Teil wies eine solche von 898 Einwohnern auf. Mit dem leiningischen Teil von Thaleischweiler von ca. 300 Einwohnern betrug die Gesamteinwohnerzahl ca. 1 200.

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