Französische Besetzung

(Buch 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen, Christian Gortner)

Zugehörigkeit zu Frankreich (1793-1814) Die Ideen der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" fielen auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden. Der Feudalismus, aus dem Lehenswesen des frühen Mittelalters entstanden, mit seiner Leibeigenschaft, der Abgabe von Zehnten und der Ausnützung der Arbeitskraft der Untertanen ohne jegliche Vergütung (Fron) prägte zu jener Zeit das soziale und gesellschaftliche Leben in Deutschland. Wen wundert es daher, wenn insbesondere die Ortschaften an der elsässischen Grenze den neuen Ideen zugetan waren. In Frankreich selbst glaubte man, die europäischen Völker auch gegen deren Willen vom Joch der Feudalherrschaft befreien und ihnen die Segnungen der Revolution bringen zu müssen. „Krieg den Palästen und Frieden den Hütten" lautete die Parole. Auf der anderen Seite stand das feudalistisch-monarchistische Europa, das die revolutionäre Gefahr, die von Frankreich ausging, im Keime ersticken wollte. Der aus diesen und anderen Ursachen im Jahre 1792 zwischen Frankreich einerseits und zunächst zwischen Österreich und Preußen andererseits entstandene Krieg brachte unserer Heimat und deren Bevölkerung unsagbares Leid und Elend. Nicht weniger als fünf Jahre wogte der Kampf mit wechselnden Erfolgen in der Pfalz hin und her. Kaiserslautern hat von 1792 bis 1796 nicht weniger als fünfmal und Speyer sogar sechsmal den Besitzer gewechselt. Die Franzosen ernährten sich aus dem besetzten Land. Sie beschlagnahmten und erpreßten durch Drohungen, Brandschatzungen und Plünderungen alles, was sie haben wollten. Aus dieser Zeit sind uns nur wenige Berichte von unserem Dorf überliefert. Wenn daher ganz allgemein die Zustände jener Zeit geschildert werden, dann treffen sie auch für Thaleischweiler zu. Am 27. Juli 1793 zogen etwa 5 000 Franzosen von Hermersberg, wo sie einige Tage gelagert hatten, über Höheinöd, Thaleischwei1er und Höhfröschen zur Husterhöhe bei Pirmasens. Besonders Petersberg und der Staffelhof wurden stark heimgesucht und das Vieh fortgetrieben. Tags darauf zogen sie sich bis in die Gegend von Vinningen zurück, wo sie früher schon ein Lager hatten. Von dort aus versuchten sie, das Vieh der ganzen Umgebung zusammenzutreiben. Daraufhin trieben die Bewohner an einem Tag mehr als 1 000 Stück Vieh in die Wälder bei Burgalben und Waldfischbach. Der Befehlshaber der preußischen Truppen, der Herzog von Braunschweig, verlegte am 11. August sein Lager mit 19 Bataillonen Infanterie und 25 Eskadronen Kavallerie von Kaiserslautern nach Queidersbach und am 13. August nach Höheinöd. Am 16. August marschierte er über Thaleischweiler und Höhfröschen nach Pirmasens, wo er auf der Husterhöhe sein Lager aufschlug. Für die Lager beim Kettrichhof und bei Pirmasens mußte von den umliegenden Orten Holz beigefahren werden. Die Preußen beschwerten sich über den mangelnden Einsatz und die säumige Zufuhr des Holzes. Unter den Säumigen befand sich auch Thalfröschen.
Bei Pirmasens kam es am 14. September 1793 zu einer größeren Schlacht, bei der die Franzosen nach anfänglichen Erfolgen eine empfindliche Niederlage einstecken mußten. Trotz glänzender Siege der Preußen am 29. und 30. November bei Kaiserslautern und der Österreicher im Unterelsaß war es den Franzosen aufgrund herangeführter Verstärkungen gelungen, im Dezember die ganze Pfalz zu besetzen.
Am 24. November 1793 mußte der damalige Pfarrer Rausch wie alle übrigen Pfarrer im Amt Lemberg vor den Franzosen die Flucht ergreifen. Er kehrte erst wieder am 4. Juni 1794 zurück. Am 30. Dezember 1794 traute er ein Brautpaar aus Donsieders, weil wegen der Kriegsunruhen im ganzen Lemberger Amt sonst kein lutherischer Pfarrer zugegen war. Aus gleichem Anlaß vermerkte er am 20. Januar 1795 im Kirchenbuch: „Die Eheschließung wurde von mir vorgenommen, da kein Pfarrer zu Burgalben da ist" und am 6. März 1795 bei der Eheschließung eines Brautpaares aus Pirmasens: „Das Paar wurde von mir getraut, weil der Pfarrer von Pirmasens noch auf der Flucht ist."
Für die Bevölkerung waren durch die Besetzung im Dezember 1793 schlimme Zeiten angebrochen. Es wurden sogenannte „Ausleerungskommissionen" gebildet, die unabhängig von den Truppen die Ausplünderungen oft unter Festnahme von Geiseln vollendeten. Sie beschlagnahmten die letzten Habseligkeiten und schafften alles fort, was sich fortschaffen ließ: Gold und Silber, Zinn und Kupfer, Wäsche, Schuhe, Getreide, Heu und Stroh, Pferde und Rinder, Kühe, Schafe, Schweine, Hühner, kurzum alles, was niet- und nagellos und zum Lebensunterhalt notwendig war.
In ihrer Verzweiflung schlossen sich die Einwohner von 32 Dörfern zwischen Kaiserslautern, Landstuhl, Zweibrücken, Pirmasens und Trippstadt zusammen, bewaffneten sich mit Flinten, Säbeln, Sensen usw., um das Wenige, das ihnen geblieben war, vor den Ausbeutern zu schützen.

Mittelpunkt dieser Erhebung scheint Thaleischweiler-Höheinöd gewesen zu sein'b' Sie baten ihre früheren Herrschaften, die über den Rhein geflüchtet waren, um die Überlassung von Waffen. Ihre Bitten waren allerdings vergeblich. Es kam zu mehreren blutigen Zusammenstößen. Am 10. April 1794 überfielen sie in der Nähe von Rodalben mit 3 000 Mann eine größere feindliche Abteilung, die sich gerade auf einem Plünderungszug befand und trieben sie unter Verlust von 30 Toten nach Pirmasens zurück. Die Franzosen verließen daraufhin die Stadt, kehrten aber drei Tage später mit Verstärkung und von Artillerie begleitet wieder zurück. Bei den sich entwickelnden heftigen Gefechten gab es beiderseits viele Tote. In Petersberg wurde die Scheune des Bürgermeisters, in Thalfröschen ein Wohnhaus in Brand gesteckt, und in Herschberg wurden fünf Scheunen und drei Häuser ein Raub der Flammen. Die mangelhafte Versorgung mit Waffen war neben dem Mangel an militärischer Ausbildung einer der Gründe gewesen, warum den Bauern kein größerer Erfolg beschieden war und sie auf die Dauer gegen die zahlenmäßige Übermacht und die bessere Bewaffnung der Franzosen nichts ausrichten konnten. Sie gaben daher den aussichtslosen Kampf auf und kehrten in ihre Dörfer zurück. Dort erwartete sie eine mühselige und harte Arbeit. Um die spärlich vorhandenen Kartoffeln und das wenige Getreide für die nächste Ernte in den Boden zu bringen, mußten sie sich selbst vor den Pflug spannen, weil keine Zugtiere vorhanden waren16'). Wenn auch dem heldenhaften Versuch unserer Vorfahren, ihr Hab und Gut mit geringen Mitteln gegen einen übermächtigen Feind zu verteidigen, kein größerer Erfolg beschieden war, verdient er doch alle Anerkennung.
Als am 26. Dezember 1795 zwischen den Deutschen und Franzosen ein Waffenstillstand geschlossen wurde, verlief die Waffenstillstandslinie in unserer Gegend von Waldfischbach entlang des Schwarzbaches über Thaleischweiler und Contwig nach Zweibrücken und weiter nach Homburg163). Thalfröschen lag noch auf dem vom Feind beherrschten Gebiet. Den von den Franzosen besetzten Städten und Dörfern wurden hohe Auflagen aufgezwungen, die nicht zu entrichten waren. Die Stadt Zweibrücken allein sollte 40 000 Gulden zahlen, Rodalben 1 500, Clausen, Münchweiler und Petersberg je 300. Alle Bitten der Gemeinden um Herabsetzung der Beträge waren vergeblich. Bei Nichtzahlung wurden die angesehensten Bürger so lange als Geiseln genommen, bis die Summe restlos bezahlt war. Dabei war ein jeder Bürger für die Zahlungen des andern haftbar.
Am 21. Mai 1796 wurde der Waffenstillstand gekündigt. Bereits am 29. Mai mußte Thaleischweiler zusammen mit Höheischweiler 12 Pfund Fische, mehrere Hasen und sechs Rebhühner an die Franzosen liefern. Auch Thalfröschen blieb nicht verschont und hatte sechs Pfund Fische, 200 Krebse und drei Hasen abzuliefern''). Am 30. Dezember 1796 beschwerte sich der Besitzer der Eischweiler Mühle Neumüller beim Obergericht in Pirmasens, weil ihm die Gemeinde nach seiner Meinung viel zu hohe Kriegslasten auferlegt habe166 Aber was sollte die Gemeinde tun, um die Auflagen zu erfüllen. Nach dem am 19. Oktober 1797 in Campo Formia (südwestlich Udine) abgeschlossenen Friedensvertrag wurde den Franzosen das ganze linke Rheinufer, das sie inzwischen besetzt hatten, in Aussicht gestellt. Obwohl die Abtretung erst vier Jahre später im Jahr 1801 im Frieden von Luneville vertraglich festgelegt wurde, traf Frankreich schon jetzt in den militärisch besetzten Gebieten alle Anordnungen, um eine Vereinigung mit Frankreich herbeizuführen. Am 23. Januar 1798 wurde das besetzte linksrheinische Gebiet in vier Departements eingeteilt. Thaleischweiler wurde dem Kanton Pirmasens im Departement Donnersberg zugeteilt. Höheinöd kam zum Kanton Waldfischbach (vorher Merzalben), blieb aber weiterhin bei der Pfarrei Thaleischweiler. Regierungssitz des Departements war Mainz. Damit gehörten die kleinstaatlichen Verhältnisse endgültig der Vergangenheit an. In Thaleischweiler selbst hatte die über sechs Jahrhunderte bestandene und für unseren Ort bestimmt nicht vorteilhafte Teilung auch offiziell ihr Ende gefunden.
In den folgenden Jahren versuchten die Franzosen durch Gesetze und Verordnungen in den besetzten Gebieten dieselben sozialen und gesellschaftlichen Zustände herbeizuführen, wie sie in der Republik bereits herrschten. Das tägliche Leben sollte mit revolutionärem Geist erfüllt und dessen Ablauf nach französischem Vorbild gestaltet werden. In den Gemeinden unter 500 Einwohnern, darunter auch Thaleischweiler, wurden ein Municipal-Agent (später Maire = Bürgermeister) und ein Adjunkt (Beigeordneter) eingesetzt. Der erste Agent in unseren Ort hieß Schäffe. Die Zünfte und Innungen wurden aufgelöst und verboten und dadurch die Wege zur Gewerbefreiheit und zu freiem Wettbewerb geebnet. Durch die Abschaffung der Zehnten, der Fronden und sonstigen Feudalrechte der früheren Landesherren wurden die Untertanen aus der Leibeigenschaft befreit. Damit waren die letzten Reste des Feudalsystems beseitigt. Das Mittelalter hatte erst jetzt sein Ende gefunden. Anstelle der früheren feudalen Lasten wurden nun Steuern eingeführt. Neben einer Grundsteuer gab es eine Personen-, Tür- und Fenstersteuer, wobei die letzteren allerdings bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stießen. Auch im Gerichtswesen wurden wesentliche Änderungen vorgenommen. Vor allen Dingen wurde die Verwaltung und das Justizwesen, die bisher in der Hand der Landesherren vereinigt waren, getrennt.
Hätten die Franzosen in den zurückliegenden Kriegsjahren unsere Heimat durch Erpressungen, Plünderungen und Kontributionen nicht an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht und hätten sie in der Folgezeit keine Verwaltungsmaßnahmen durchgeführt, die bei der Bevölkerung nur Ablehnung und Widerstand hervorgerufen haben, hätten sie wahrscheinlich mehr Freunde gefunden als dies tatsächlich der Fall war. Eine dieser Maßnahmen war die Einführung eines neuen Kalenders. Darin waren die christlichen Feste und die Sonntage abgeschafft. An ihre Stelle traten die republikanischen Nationalfeste und die Dekadenfeiern (Sonntage an jedem 10. Tag), an denen aber die Bevölkerung keinen Anteil nahm. Besonderen Unmut brachte die dadurch bedingte Verlegung der Märkte, die ohne Rücksicht auf die Sonntage festgesetzt wurden. Viele Bürger richteten sich nach dem alten Kalender, so daß sich die Franzosen gezwungen sahen, Geldstrafen für diejenigen festzusetzen, die den neuen Kalender mißachteten. Die Strafe für eine Privatperson betrug 6 fr. (Franken) und für einen Beamten 50 fr.'67). Die alten Sitten und Gebräuche ließen sich nicht von heute auf morgen durch einen Federstrich aus der Welt schaffen. Ähnlich verhielt es sich mit einer Verordnung über das Tragen der blau-weiß-roten Kokarden. Auch hier stand der größte Teil der Bevölkerung der Anordnung ablehnend gegenüber, so daß die Verwaltung das Tragen derselben unter Androhung von Strafen befehlen mußte. „Es ist den Einwohnern der eroberten Länder, sowohl Manns- als Frauenpersonen anbefohlen, die dreifarbige Cocarde zu tragen. Wer innerhalb der drei Tage von Bekanntmachung (15. Februar 1798) gegenwärtigen Beschlusses an, ohne dieses Zeichen der Freiheit erscheinen würde, soll vor die Beamten des Polizeigerichts gebracht und mit einer achttägigen Gefängnisstrafe belegt werden...so heißt es in der Verfügung des Reg.-Kommissars Rüdler an die Kantonsverwaltung.
In jedem Dorf und jeder Stadt sollten zum Zeichen der Freiheit und der Vereinigung mit der französischen Republik Freiheitsbäume (mit roter Jakobinermütze und blau-weiß-roten Bändern) aufgestellt werden. Auch hier waren im Kanton Pirmasens nur zwei Orte (Vorderweidenthal und Glashütte) dem Aufruf gefolgt. Alle anderen Orte einschließlich Pirmasens mußten zuerst unter Druck gesetzt werden, bis die Bäume endlich aufgestellt wurden, wobei man wie in Rodalben auch nicht vor Verhaftungen zurückschreckte.
In arge Bedrängnis waren die Pfarrer geraten. Sie hatten bisher ihr Einkommen aus den ihnen zustehenden Zehnten bezogen. Nachdem diese abgeschafft waren, standen sie plötzlich vor dem Nichts. Außerdem trat man ihnen ausgesprochen feindlich gegenüber. Man betrachtete sie, genau wie den Adel, als die Vertreter der alten Ordnung, die man bekämpfen müßte. Die Agenten in den einzelnen Gemeinden wurden angewiesen, diejenigen Geistlichen anzuzeigen, die dem Volk Haß gegen die französische Verfassung oder gegen die Revolution predigten.
Seit 1798 wurden die Zivilstandsregister nicht mehr von den Pfarrern, sondern vom Agenten (also auf dem Bürgermeisteramt) geführt. Die Hochzeiten durften nicht mehr in der Kirche verkündet werden. Die Ziviltrauung mußte der kirchlichen vorangehen.
Der kirchliche Friede wurde allerdings durch Napoleon im Jahre 1801 durch den Abschluß eines Konkordates wenigstens einigermaßen wieder hergestellt. Um die Pfarrer aus der mißlichen finanziellen Lage zu befreien, wurden ihnen angemessene Gehälter zugestanden. Nach dem Verschwinden des französischen Kalenders am 1. Juni 1806 konnten auch die Sonn- und Feiertage wieder in althergebrachter Weise begangen und gefeiert werden.
Auch die Einführung der französischen Sprache stieß auf große Schwierigkeiten und auf Widerstand innerhalb der Bevölkerung, weil im einfachen Volk niemand diese Sprache beherrschte. Die Schriftstücke an die vorgesetzten Dienststellen und ab 1802 auch die Standesamtsakten mußten in französischer Sprache abgefaßt werden. Letztere sind heute noch im Archiv der Ortsgemeinde vorhanden. Alle diese Maßnahmen hatten nur den einen Zweck, das Französische zur herrschenden Sprache zu machen, um dadurch die besetzten Gebiete enger an Frankreich zu binden und aus den Pfälzern vollkommene Franzosen zu machen.
Durch die Errichtung neuer Zollgrenzen am Rhein ging das Wirtschaftsleben in der Pfalz immer mehr zurück. Der Fluß, der bisher die beiden Ufer auch wirtschaftlich miteinander verbunden hatte, bildete nun eine unüberwindliche Grenze. Die „natürliche" Grenze Frankreichs, der Rhein, war zur „unnatürlichen" für die Pfalz geworden. Auf der Suche nach neuen Erwerbsquellen für die Bevölkerung antwortete der Maire von Thaleischweiler im Jahre 1801 auf ein diesbezügliches Schreiben der Kantonsverwaltung: „Die Bürger der hiesigen Mairie (Bürgermeisterei) sind nicht aufgelegt, neue Entdeckungen zu machen und sind selig in der Selbstgenügsamkeit des Besitzes der Kenntnisse, welche sie von ihren Voreltern geerbt haben"169
Am 9. Februar 1801 wurde im Frieden von Luneville die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich nun auch vertraglich bestätigt, nachdem diese in Wirklichkeit schon seit Jahren vollzogen war. Die verwaltungsmäßige Sonderstellung der Rheinlande im französischen Staatsgebiet wurde allerdings noch nicht beseitigt. Dies geschah erst im September 1802, als die neuen Departements in Verwaltung und Gesetzgebung völlig gleichgeschaltet wurden. Der Anschluß an Frankreich war damit in jeder Beziehung und auf allen Gebieten vollzogen.
Nachdem die Pfälzer französische Staatsbürger geworden waren, wurden sie auch zum Militärdienst eingezogen. Die allgemeine Wehrpflicht war für die Bewohner etwas völlig Ungewohntes. Deshalb erregte die erste Einziehung die Gemüter heftiger als alle anderen Verordnungen. Manche versuchten sich der Wehrpflicht zu entziehen, indem sie nicht zu den Musterungen gingen. Der größte Teil der Eingezogenen hat trotz allem seine Pflicht in der „Großen Armee" getan. Von dem Unteroffizier Joh. Wilhelm Knapp, einem am B. Mai 1789 geborenen Thaleischweilerer, wird berichtet, daß er sich in der Schlacht bei Wagram (1809) durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet hat und durch Napoleon persönlich, noch auf dem Schlachtfeld, mit einem Orden ausgezeichnet wurde, mit dessen Verleihung zugleich eine Rente verbunden war170~
Im Jahre 1804 wurde das Französische Bürgerliche Recht (Code Civil), auch „Code Napoleon", eingeführt und anschließend durch eine Zivil- und Strafprozeßordnung und ein Strafgesetzbuch ergänzt. Durch die Einführung wurde eine wesentliche Verbesserung in der Rechtssprechung erzielt. Die bisherige Rechtsunsicherheit wurde dadurch beseitigt. Aber wie alles nicht ganz vollkommen ist, so war auch die Einführung des neuen Rechts mit einem großen Nachteil behaftet. Die Verhandlungen vor Gericht mußten in französischer Sprache geführt werden, die weder die Angeklagten noch die Zeugen und Geschworenen beherrschten und verstanden. Das Bürgerliche Recht (Code Civil) hatte bis zum Jahre 1900 Gültigkeit in der Pfalz, bis das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) des Deutschen Reiches allgemein in Deutschland eingeführt wurde.
Ein Glück für unsere Heimat, daß sich das Kriegsgeschehen nach der Besetzung durch die Franzosen in andere Regionen verlagerte. Dadurch blieben der Bevölkerung weitere Kriegslasten, die sie in den vorhergehenden Jahren zur Genüge kennengelernt hatten, erspart.
Nachdem die „Große Armee" Napoleons im November 1812 in Rußland aufgerieben und im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig von den verbündeten Österreichern, Preußen und Russen geschlagen wurde, leuchtete auch für unsere Heimat das Morgenrot der Freiheit. Nach dem 1. Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 kam die Pfalz im Jahre 1814 unter gemeinsame bayerisch-österreichische Verwaltung. Beide Länder einigten sich schließlich in einem Abkommen vom 14. April 1816, wonach die Pfalz endgültig an Bayern fiel. Damit hatte in der Geschichte unserer Heimat ein neuer Abschnitt begonnen. Die Pfälzer aber waren während der Zugehörigkeit zu Frankreich immer geblieben, was sie waren: Deutsche.



 

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