Die Zeit des Nationalsozialismus
(Buch 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen, Christian Gortner)
Am 30. Januar 1933 war Adolf Hitler Reichskanzler geworden. Die Parteienkämpfe, die in jener Zeit gang und gäbe waren, machten auch vor den Toren unseres Ortes nicht halt. Am 3. März 1933 kam es anläßlich eines Umzuges des Reichsbanners im Rahmen einer Wahlkundgebung der Sozialdemokratischen Partei vor dem Lokal Mang zu einer blutigen Schießerei mit der SA (Sturm-Abteilung), in deren Verlauf ein Angehöriger des Reichsbanners namens Heinrich Reul erschossen und ein zweiter verletzt wurde. Am 16. März 1935 wurde die Wehrhoheit des Reiches, am 7. März 1936 durch die Besetzung des linken Rheinufers durch deutsches Militär die Militärhoheit im Rheinland, der Pfalz und im Saarland, das im März 1935 durch eine überwältigende Abstimmung zum Reich zurückgekehrt war, wiederhergestellt.
Im Jahr 1936 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und 1938 mit dem Bau des Westwalles begonnen. Sämtliche Säle in den beiden Orten reichten nicht aus, um die auswärtigen Arbeiter aus allen Teilen Deutschlands unterzubringen. Infolge seiner Lage an der Bahnlinie wurde Thaleischweiler-Fröschen für den Westwall auf der Hackmesserseite der zentrale Nachschubbahnhof. Um das Material zügig und reibungslos entladen zu können, wurde zwischen Bahnhof und Raiffeisenlagerhaus ein zweites Verladegleis angelegt.
In Thaleischweiler-Fröschen herrschte in jener Zeit Hochbetrieb. Die Gastwirtschaften machten das „Geschäft ihres Lebens". Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Denn wo so viele Menschen beieinander sind, läuft nicht immer alles so reibungslos. Es gab oft Streitereien der Westwallarbeiter unter sich, aber auch zwischen diesen und den Einheimischen. So wurde der allseits beliebte und jederzeit zu Späßen aufgelegte Willi Schweizer, besser bekannt unter seinem Beinamen „Fetter", auf dem Nachhauseweg von der Wirtschaft „Zum Räppchen" zu nächtlicher Stunde in der Nähe des damaligen Cafe Neu von einem Westwallarbeiter durch Messerstiche verletzt. Er schleppte sich schwerverwundet nochmals zur Wirtschaft zurück, wo er dann tot zusammenbrach.
Während des Dritten Reiches hatte sich das Vereinsleben den Richtlinien des „Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen" unterzuordnen. Es wurde besonders auf dem Land der Zusammenschluß der einzelnen Vereine erwartet. Daher schlossen sich alle sporttreibenden Vereine in Thaleischweiler am 28. Februar 1938 unter der Führung von Jakob Bauer zu dem Großverein „Verein für Leibesübungen" zusammen. In ihm waren der Verein für Rasenspiele, der Turnverein und der Athletenclub vereinigt. Hinzu kam noch eine Tischtennis-und eine Schachabteilung. Durch die Belegung der Säle und Gastwirtschaften durch die Westwallarbeiter kam aber der Sport in Thaleischweiler-Fröschen vollkommen zum Erliegen.
1938 kamen zwei Arbeitsdienstabteilungen nach Thaleischweiler-Fröschen. Die eine Abteilung Nr. 5/114 kam aus Breslau und war zunächst im Saal Gölter (heute Frieden), in der Schule in Fröschen und in einem Saal in Höhfröschen, die andere Abteilung 9/186 in Thaleischweiler untergebracht. Sie gehörten zur Arbeitsdienstgruppe 255 (SVI) Pirmasens. Kurze Zeit darauf wurden beide Abteilungen in die zwischen Friedhof und Sportplatz auf dem Sandhübel aufgestellten Baracken verlegt. Die Hauptaufgabe des Arbeitsdienstes bestand im Wegebau, unter anderem auch zu den Bunkern. Weitere Abteilungen der Gruppe 255 Pirmasens lagen in folgenden Orten: Abt. 2/102 und 8/115 in Rieschweiler, Abt. 4/112 und 7/226 in Nünschweiler, Abt. 6/111 und 5/226 in Windsberg und Abt. 6/107 und 2/224 in Gersbach.
Im Frühjahr 1939 besichtigte Adolf Hitler mit seinem militärischen Führungsstab, darunter auch Hermann Göring, den Westwall. Bei dieser Gelegenheit fuhr er in einem Sonderzug durch Thaleischweiler-Fröschen. Aus Anlaß dieses Ereignisses trug sich die lustige Geschichte „Aba" zu, die Karl Gutensohn verfaßt hat und die in diesem Buch veröffentlicht ist.
Bereits etliche Monate später begann der Zweite Weltkrieg, ein Krieg, der schrecklicher und grausamer war, als je ein Krieg zuvor. Am 1. September 1939 brach mit dem Einmarsch in Polen das Unheil los. Wieder stand der deutsche Soldat fast sechs Jahre einer Welt von Feinden gegenüber. Die Heimat rückte in den Mittelpunkt der feindlichen Luftangriffe. Im Jahr 1944 fielen in Thaleischweiler-Fröschen die ersten Bomben. Hunderte von Brandbomben fielen zum Glück nicht in den Ort, sondern auf den Rübenberg. Die Bevölkerung suchte Schutz in den Stollen des Westwalls oder in den in die Felsen getriebenen Bunkern. Tiefangriffe der feindlichen Jagdbomber lösten einander ab. Sie hatten es hauptsächlich auf die Bahnlinie abgesehen. Einem solchen Angriff fiel am 7. Oktober 1944 Jakob Stephan aus der Biebermühler Straße zum Opfer. Sie schossen mit den Bordkanonen auf alles, was sich am Boden bewegte, und schreckten nicht davor zurück, einzelne Bauern oder Personen auf dem Feld zu beschießen. Am 2. Januar 1945 erfolgte ein Bombenangriff auf die Bahnhofstraße, dem sechs Häuser und zehn Einwohner zum Opfer fielen. Es waren dies: Adam Dreßler, Emilie Hauke geb. Weis, Martha Neu, Friedolin Neu, Albert Schwarz, Luise Schwarz geb. Schimmel, Luise Schwarz, Luzie Wiedemann geb. Schwarz, Erika Wiedemann und Berta Zimmermann. Bei einem weiteren Angriff am 3. März 1945 auf das seinerzeitige Arbeitsdienst- und dann Gefangenenlager mußte August Zimmermann sein Leben lassen, nachdem am 20. September 1944 auch Erna Strassel bei einem Angriff in Rieschweiler ums Leben gekommen war.
Nach kleineren Gefechten rückten die Amerikaner am 21. März 1945 in das Dorf ein. (Dabei wurde eine verängstigte Frau, die auf die Aufforderung der Amerikaner die Tür nicht öffnete, durch die Tür von diesem erschossen.)