Geschichte der Pfarrei Thaleischweiler (Buch 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen
Von Christian Gortner
Christianisierung, Entstehung und früheste Geschichte
Die Anfänge des Christentums in unserer Gegend liegen im dunkeln. Diese reichen wahrscheinlich bis in die Zeit der Römer zurück. Es darf allerdings als sicher angenommen werden, daß mit dem Beginn der Besiedlung unserer Heimat durch die Franken, etwa um 500 n.Chr., gleichzeitig auch das Christentum seinen Einzug gehalten hat. Dieses dürfte in den ersten Anfängen mehr oder minder formal gewesen sein, das noch eines tieferen Glaubens entbehrte und zum großen Teil von dem alten germanischen Heidentum, insbesondere bei dem niederen Volk, überdeckt wurde.
Um diesem Übel abzuhelfen, wurden in weiten Teilen des Landes Klöster ins Leben gerufen. In unserem Raum war es das Kloster Hornbach, das im Jahr 742 durch Pirminius gegründet wurde. Das Kloster wurde zum Mittelpunkt des kulturellen und kirchlichen Lebens. Zugleich fiel ihm die Aufgabe der Christianisierung des Landes zu. Diese wäre ohne die Organisation von Pfarreien, wenn auch nicht gänzlich zum Mißerfolg verurteilt, aber doch sehr erschwert gewesen. Deshalb ist das Kloster schon sehr früh dazu übergegangen, an besonderen Schwerpunkten im Land Pfarreien zu errichten, die meistens durch einen Klosterhof (Meierei) ergänzt und in der Arbeit unterstützt wurden'>. In unserem Raum waren dies die Orte Nünschweiler, Pirmasens und Thaleischweiler, die dadurch gegenüber anderen Orten eine besondere Bedeutung erlangten. Sie entsprachen in jener Zeit unseren heutigen Mittelzentren. Das Kloster gründete die Pfarreien und baute mit Hilfe der Gläubigen die Kirchen. Dafür beanspruchte es einen Teil des Zehnten. Die Pfarreien waren deshalb meistens dem Kloster inkorporiert, d.h. einverleibt.
Die Zeit der Gründung der Pfarrei Thaleischweiler ist unbekannt. Sie wird zum ersten Mal im Jahr 1239 erwähnt'-). Sie ist natürlich viel älter, als es die erste Nennung besagt. Zur Pfarrei gehörten die Orte Fröschen, Höheinöd und Herschberg (Höhfröschen entstand erst später) sowie die im Wormsgau gelegenen und untergegangenen Orte Meisenbach, Schonenbach, Hörsel, Schorbach, der Hof Atzenstein und das Dorf Steigen. Der Pfarrei unterstellt waren die Kapelle Meisenbach und die Meierei in Windsberg. Der bekannte Heimatforscher Andreas Neubauer schreibt dazu: „Der heute eingegangene Ort Meisenbach, von dem nur noch die Trümmer seiner Cyriakus-Kapelle und sein der Gemeinde Fröschen dienender Kirchhof vorhanden sind, gehörte zu Thaleischweiler, wo das Stift (Fabianstift) 2/3 des Kornzehnten und eine Meierei besaß; eben dazu gehörte die Meierei zu Windsberg und 2/3 des Kornzehnten und einige Haferzinse.
Die Pfarrei war der südlichste Zipfel der Diözese Worms und gehörte zum Dekanat Landstuhl4).
Über die Bauzeit der Kirche liegen keine verbindlichen Angaben vor. Es darf als sicher angenommen werden, daß sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und zwar noch vor 1239 errichtet wurde. Sie wurde nach ihrer Patronin „St. Margarethen" benannt.
Der Klosterhof lag rechts und links der Kloster- sowie der Mühlgasse. Namen wie „Im Klostergarten", „An der Klostermauer" sowie die Klostergasse selbst deuten heute noch auf die Existenz der Meierei hin. Sie war von einer Mauer umgeben, deren Reste heute noch an der Talstraße zwischen Kloster- und Mühlgasse zu sehen sind. Die Mönche dieses Hofes dürften bis zum Bau der Kirche auch die Gottesdienste versehen haben. Ein Kloster, wie dies von Georg Biundo in seiner Broschüre „Geschichte Thaleischweilers und seiner Umgebung" dargelegt wird, hat in Thaleischweiler nie bestanden.
Im Jahr 1244 wird ein „bermenter (pergamentener) Brief ohne Siegel über den Kirchensatz zu Eyschweiler" erwähnt. Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen Schenkbrief des Grafen Heinrich II. von Zweibrückenb). Über den Inhalt desselben ist nichts näher bekannt. Abt und Konvent zu Hornbach übertrugen 1249 ihr Recht an der Kirche zu Eyschweiler an das Frauenkloster zu St. Maria Magdalena in Zweibrücken'). Ein Brief aus dem Jahr 1253 an die Äbtissin des vorgenannten Klosters gibt Kunde von der Resignation eines „Leuthpriesters" (Laienpriester) an der Kirch zu Eyschweiler" ). Im Jahr 1279 wird der Kirche von Thaleischweiler das Recht auf Zinsabgaben verliehen').
Graf Walram 1. von Zweibrücken bestätigt im Jahr 1308 dem Frauenkloster zu Marienstein den Kirchsatz zu Eischweiler und die vom Kloster Hornbach herrührende Schenkung. Auch Graf Eberhard von Zweibrücken-Bitsch bestätigt diese im Jahr 1319. Hieraus geht hervor, daß sich die beiden Landesherren die Bestätigung der Rechte des Reuerinnenklosters auf die Kirche zu Eischweiler vorbehielten. Auf den Besitz dieses Klosters weist heute noch der Gewannennamen „Jungfernwiesen" hin.
Im Jahr 1360 wird erstmals ein Pfarrer Ingolbrecht erwähnt. Aus dem Jahr 1389 stammt „ein bermenten brieff mit 3 Siegeln, ist ein Vertrag zwischen dem Pfarrer zu Eyschweiler und den Closter Jungfrauen zu Zweibruck. Über den Inhalt des Vertrages ist leider nichts bekannt.
Wie aus einer Akte des Landesarchivs Speyer hervorgeht, war der Pfarrer Matthias von Eysswiller am 5. Sept. 1485 Zeuge bei der Beglaubigung einer Urkunde des Grafen Friedrich (VIII.) zu Leiningen aus dem Jahre 1407 Derselbe Pfarrer vermittelte am 25. Juni 1489 in einem Zinsstreit zwischen dem Abt Ulrich von Hornbach und der Gemeinde Monchwiler (Münchweiler) Priester und 16 Pfarrherren aus der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch, darunter auch Pfarrer Godefrit zu Eischwilre, gelobten im Jahr 1398 das Jahrgedächtnis ihrer Herren in der Kathrinen-Kapelle zu Kaltenhausen unter dem Schlosse Bitsch jährlich auf den nächsten Dienstag nach dem ersten Oktober feierlich zu begehen, und zwar durch eine Vigil (abendlicher Gottesdienst) am Vorabend, durch zwei gesungene Messen am Jahrtag selbst, eine zu Ehren der armen Seelen und eine zu Ehren der Muttergottes, außerdem durch eine von jedem Pfarrer still zu lesende Messe. Wer von ihnen ohne Leibesnot in Erfüllung dieser Pflicht säumig würde, habe zur Strafe für die Vigil 2 1/2 und für die Messe 5 Schilling Pfennige zu zahlen für die benötigten Kerzen; im übrigen sollte der Jahrestag ganz auf Kosten der Priester abgehalten werden, und zwar mit 4 Kerzen von einem Pfund Gewicht. Dieses Versprechen wurde 100 Jahre später im Jahr 1496 von den Nachfolgern, unter anderem durch Pfarrer Matthias von Eischwilre, wiederholt.
Die Pfarrei in Eyschweiler war, nachdem das Kloster Hornbach seine Rechte an das Reuerinnenkloster Mariastein bei Zweibrücken abgetreten hatte, diesem inkorporiert. Nachdem dieses seit dem Jahr 1415 nach Zweibrücken verlegt war und hier eine eigene Pfarrei bestand, gingen die Rechte des Klosters an den Pleban von Zweibrücken über, der nun Patronatsherr der Kirche St. Margarethen in Thaleischweiler wurde. Nun war am 19. Mai 1540 der letzte katholische Pfarrer gestorben. Sein Nachfolger aber war lutherisch, so daß die Rechte an der Kirche zu Thaleischweiler, die ja noch katholisch war, an das Kloster Hornbach zurückfielen, nachdem das Reuerinnenkloster bereits 1449 aufgelöst worden war. Das geht daraus hervor, daß der Abt Johann Kyntheuser am 17. August 1540 dem Offizial in Worms mitteilte, daß er auf die durch den Tod des Pfarrers Valentin Bipontanus erledigte Pfarrei Eyschweiler den Michael Michaelis von Hornbach präsentiere, der daraufhin von Worms bestätigt wurde. 9 Jahre später teilt der Abt Johann Bun von Wachenheim (Kyntheuser hatte sich inzwischen eine Frau genommen und war zum neuen Glauben übergetreten) dem Offizial von Worms mit, daß er die durch den Tod des Pfarrers Michael Michaelis freie Plebanie in der Pfarrkirche Eischweiler dem Heinrich Castratorius, Priester der Diözese Metz, übertrage, der ihm von den Bewohnern empfohlen wurde.
Reformation
In jene Zeit fällt auch die Einführung der Reformation in Thaleischweiler. Georg Biundo gibt hierfür das Jahr 1566 an, räumt aber gleichzeitig ein, daß es erst 1574 gewesen sein könnte"). Theodor Gümbel läßt den Zeitpunkt der Einführung offen22). Da der Ort in dieser Zeit zweiherrisch war, dürfte wohl eine Übereinkunft beider Herrschaften notwendig gewesen sein, üm die neue Lehre einzuführen. Von dem letzten Grafen von Zweibrücken-Bitsch wissen wir, daß er dem alten Glauben bis zu seinem Tode treu geblieben ist2"). Da er erst im Jahr 1570 im Kloster Stürzelbronn verstarb, dürfte die Einführung der Reformation nicht vor diesem Zeitpunkt stattgefunden haben.
Der lothringische Herzog Karl III. hatte in den Jahren 1572 — 1606 das Amt Lemberg besetzt. Die Gründe hierfür sind im geschichtlichen Teil dargelegt. Nun waren die lothringischen Herzöge eine Hauptstütze des römisch-katholischen Glaubens. Bei der Rückgabe des Amtes Lemberg im Jahre 1606 mußte sich Graf Johann Reinhart I. von Hanau-Lichtenberg verpflichten, keinen Untertanen „wider sein Gewißen von der katholischen römischen Kirche abzuhalten, davon zwingen, dringen oder in Ansehung dessen zu beleidigen"24). Eine Einführung der Reformation während der Besetzung des Amtes Lemberg durch den Herzog von Lothringen ist daher mit Sicherheit auszuschließen.
So verbleibt für die Einführung der neuen Lehre nur die Zeit zwischen 1570 —1572. Und hier kann man annehmen, daß dieselbe sofort nach dem Tode des letzten Grafen (Jakob) von Zweibrücken-Bitsch und der Übernahme der Grafschaft durch Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg im Einvernehmen mit dem leiningischen Grafen Emich X. stattgefunden hat. Philipp IV. (der Vater Philipps V.) hat sofort nach der Übernahme einiger Ortschaften im Elsaß, die Graf Jakob in Besitz hatte, nach dessen Tod (22. März 1570) die Anordnung getroffen, den alten Glauben unverzüglich abzuschaffen und die neue Lehre einzuführen.
Dies ist zugleich ein Beweis dafür, daß Graf Jakob in seiner Grafschaft letztere noch nicht eingeführt hatte. Das gleiche dürfte auch für die durch Philipp V. in Besitz genommenen Ämter Lemberg und Bitsch gegolten haben. Im Jahre 1572 erließ dieser bereits eine lutherische Kirchenordnung, ein Zeichen dafür, daß die neue Lehre zu diesem Zeitpunkt bereits eingeführt und daß die Pfarrei Thaleischweiler in eine lutherische umgewandelt worden war.
Graf Emich X. von Leiningen-Falkenburg, der ja Mitbesitzer unseres Ortes war, hatte mit der Einführung der Reformation in den leiningischen Gebieten bereits einige Jahre früher begonnen. Sie war bis zum Jahre 1574 in allen Pfarreien abgeschlossen. Da von beiden Herrschaften die gleichen Bestrebungen im Gange waren, dürfte die Einführung der neuen Lehre in der Pfarrei Thaleischweiler keinerlei Schwierigkeiten bereitet haben.
Nach Einführung der Reformation und nach Auflösung des Klosters Hornbach im Jahr 1558 ging das Recht auf die Einsetzung des Pfarrers in der Pfarrei Thaleischweiler auf die beiden Grafen von Leiningen-Falkenburg und Hanau-Lichtenberg über. Um Streitigkeiten aus dem Weg zu räumen, wurde die „Einsetzung" der Pfarrer in der Weise geregelt, daß die eine Herrschaft den Pfarrer vorschlug (präsentierte), während die andere ihn bestätigte. Bei der nächsten Besetzung war es umgekehrt. Die Einsetzung des Pfarrers war daher ein gemeinschaftliches Recht der beiden Herrschaften.
Bei der Auflösung des Klosters Hornbach dürfte auch das sogenannte Jungfern-und Klostergut in weltlichen Besitz übergegangen sein. Jedenfalls finden wir das Gut später in leiningischem Privatbesitz.
Als erster Pfarrer nach Einführung der Reformation wurde Johann Senft berufen. Als dieser im Jahr 1583 stirbt, folgt im Joh. Philipp Leimann von Niederflörsheim, der von Leiningen bestellt und von Hanau bestätigt wurde. Aber schon im Jahre 1590 wurde er wegen Vernachlässigung seiner Pflichten vom Amt suspendiert. Es wurde darüber Klage geführt, daß er seinen anbefohlenen Kirchenpflichten nicht nachgekommen sei. An den Feiertagen habe er oft nicht gepredigt und an den Sonntagen die Kirche des öfteren nicht besucht, und manchmal sei er tagelang von der Pfarrei abwesend gewesen. Außerdem habe er einen leichtfertigen Lebenswandel geführt
Sein Nachfolger war Bernhard Mylius, der Kanonicus und Prediger in Hornbach und ein ehrbarer Mann war, der diesmal von Hanau vorgeschlagen und von Leiningen bestätigt wurde. Vielleicht waren die Verhältnisse unter Pfarrer Leimann der Grund, warum im Jahr 1592 Kirchenzensoren eingesetzt wurden, „damit desto mehr Zucht und Ehrbarkeit erhalten würde." Es waren dies von Eischweiler: Kilian Schick, Hans Schreiner und Martin Weber; von Einöth: Hans Schütz und Marthel Schick; von Herschberg: Georg Hauprechts der Ält., Hans sein Sohn, Quirin Jung.
Im Jahre 1598 haben die zur Pfarrei gehörenden Gemeinden die Landesherren untertänigst gebeten, aus den Kirchengefällen Hilfe für die Renovierung der Kirche zu erhalten, da das Kirchspiel bereits 200 Gulden für neue Fenster und für neues Mauerwerk verbaut habe. Außerdem sei der Kirchturm auf einer Seite mit „Leyen" (Schiefer) neu gedeckt und inwendig des Turms seien neue Balken eingezogen sowie „das kleine Chor, so ganz baufällig, von neuem gedeckt worden." Dabei sei das Dachwerk ganz baufällig. Die armen Leut hätten mit Kirch und Pfarrhaus ziemlich große Unkosten gehabt.
Unter dem 24. Juni wurde dem Keller (Verwalter) erlaubt, dem Kirchspiel einen nicht genannten Betrag für die durchgeführten Reparaturen aus den Kirchengefällen zur Verfügung zu stellen. Neun Jahre später wird das gleiche Ersuchen gestellt, weil die Reparatur des Kirchendaches durchgeführt werden sollte. Ob der Bitte Erfolg beschieden war, ist nicht bekannt.
Zerstörungen der Kirche und Wiederaufbau
Im Jahr 1611 brannte die Kirche fast ganz ab, weshalb 1612 sowohl die beiden Herrschaften als auch die Markgrafschaft Baden und der Pfalzgraf von Zweibrücken um die Beisteuerung von Kirchenholz angegangen wurde. Graf Johann Ludwig zu Leiningen-Heidesheim erklärte sich 1617 zu dem Wiederaufbau der Kirche bereit, allerdings dürften seine Untertanen in Herschberg, die wohl zur Pfarrei gehörten, nicht zu Beiträgen für den Kirchenbau in Thaleischweiler herangezogen werden, da „sie erst vor wenig Jahren" (1615) aus eigenen Mitteln eine eigene Kirche erbaut hätten. Dagegen protestierten nicht nur die Untertanen der drei übrigen Gemeinden Eischweiler, Einöth und Fröschen, sondern auch der damalige Pfarrer Conrad Merkheimer, der im Jahr 1605 auf Bernhard Mylius gefolgt war und der 1619 verstarb. Sein Nachfolger war Johann Georg Wagner aus Burgalben. Inzwischen war im Jahr 1618 der 30jährige Krieg ausgebrochen.
Im Jahre 1619 wurde zwischen beiden Herrschaften Hanau und Leiningen wegen des Wiederaufbaus der Kirche folgender Vergleich geschlossen:
1. Mit den Maurer- und Zimmerleuten soll sofort ein Verding getroffen und die Kirche ohne Säumen wieder aufgebaut werden. Dazu soll von jeder Herrschaft Untertanen 500 Gulden aufgenommen werden.
2. Zu deren Wiederabtragung sollen die gemeinschaftlichen Kirchengefällgelder verwendet werden. Vorher sind die Rechnungen abzuhören und die Kirchengefälle zu „renovieren und in notwendige Verbesserung zu bringen."
3. Die in beiderseitigen Landen sowohl in den markgräfischen-württembergischen als in den nassauischen anfallenden Kollekten sollen zum Wiederaufbau verwendet werden.
4. Von jedem Herrn, Hanau und Leiningen, sollen 100 Gulden beigesteuert werden. Außerdem soll Hanau neben dem von dem Markgrafen von Baden und dem Pfalzgrafen Johann bewilligten Holzbeitrag das darüber hinaus benötigte Holz aus seinen Wäldern liefern.
5. Wegen der künftigen Erhaltung der Kirche und notwendigen Reparaturen wurde vereinbart, daß von den gemeinschaftlichen Einnahmen der neu festzusetzenden Kirchengefälle das Chor und der Corpus von beiden Herren erbaut und erhalten werden solle, während das übrige die Untertanen zu bauen und zu erhalten hätten.
6. Die Herschberger sollen mit dem Kirchenbau in Thaleischweiler nicht belastet werden, weil sie selbst vor einigen Jahren aus eigenen Mitteln eine Kirche erbaut hätten, wohl aber müßten sie zu der Verbesserung des Pfarrhauses zu Eischweiler ihren gebührenden Anteil an den Baukosten und Fronden leisten, ;,wie von alters her gebräuchlich gewesen", weil sie die Dienste des Pfarrers nach wie vor in Anspruch nehmen, Mit dieser Vereinbarung der beiden Herrschaften wurde die Grundlage für den Wiederaufbau der Kirche in Thaleischweiler gelegt.
Tatsächlich wurde sie, wie aus der Jahreszahl 1619 sowohl auf der Nord- wie auf der Südseite der Kirche hervorgeht, in diesem Jahr wieder aufgebaut.
Zerstörung im 30jährigen Krieg und Wiederaufbau
Allerdings konnte sich die Kirche nicht lange ihres neuen Glanzes erfreuen. In den Wirren des 30jährigen Krieges wurde sie innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Auch der Turm brannte bis zum ersten Absatz nieder. Nur die Sakristei blieb wie durch ein Wunder verschont. Der Zeitpunkt der Zerstörung ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Georg Biundo nennt dafür das Jahr 1632, ohne dies aber zu belegen. Ein Gefecht soll mit der Zerstörung von Kloster (?), Kirche und Dorf geendet haben34).
Dagegen liegt ein Bericht aus dem Jahre 1635 des damaligen Pfarrers Wolfgang Lang von Eischweiler vor, den er gemeinsam mit den Pfarrern Johann Georg Füderer von Pirmasens und Simon Christoph Feyerlen von Burgalben an die Räte von Buchsweiler verfaßt hatte, der ein anschauliches Bild über die damalige Lage gibt''). Darin heißt es auszugsweise: Es ist bekannt, „was die hin und her marschierenden Soldaten in der Nachbarschaft und besonders im Amt Lemberg vor Brand, Mord und Raub an Flecken, Menschen und Vieh ausgeübt haben, nun haben sie zum Teil und in Sonderheit Pfarrer Lang, gewesener Pfarrer zu Lemberg und dermahlen zu Eischweiler stehend, in Jahr und Tag nicht den Wert für ein paar Schuhe von der Lemberger Pfarrbesoldung erhoben, und hatten sie die Kriegsbeschwerden, insonderheit aber das Ausdreschen der Früchte (Getreide) sehr hart getroffen, wie dann durch die Bauern und Zehendmeyer dasjenige, so von den Soldaten übrig bliebe unter dem Vorwand behalten, daß alles durch diese rein ausgedroschen sei, wodurch dann ihrem Pfarrer alle Mittel zur leiblichen Unterhaltung abgeschnitten und dazu gebracht worden, daß sie nebst Weib und Kind oft in vielen Tagen kein Brot, Salz noch Anken (Butter) hatten und wegen übler Kleidung den Winter über erfrieren und zu Grund gehen müßten, da doch ihnen und besonders dem Pfarrer zu Eischweiler das der Collatur (Einsetzung) halben getanen Verspruchs allda zu verbleiben, nicht gebühren wolle, die Pfarrei zu quittieren (verlassen) weshalb sie gebeten haben sollten ad interim (inzwischen) sie mit einer Condition zu versehen, und den Winter über sie ein Stück Brot genießen zu lassen, oder wo nicht mit Früchten, jedoch einem jeden mit einem Stück Geld auszuhelfen, wie sie sich dann erbieten, solchem aus dem pfarrlichen Einkommen nebst Interesse (Zinsen) wieder abzurechten und zu bezahlen."
Dieser Bericht gibt uns wohl Kunde von der erbarmungswürdigen Lage der Pfarrer und den Verhältnissen im Jahr 1635, er sagt jedoch nichts Konkretes über die Zerstörung der Kirche oder des Dorfes. In diesem Jahr wurde die Stadt Zweibrücken vom 10. bis 17. Juli vergeblich von den kaiserlichen Truppen belagert, fiel aber im Herbst des gleichen Jahres doch in deren Hände. Dabei konnte es durchaus möglich gewesen sein, daß die Truppen auf ihren Pllünderungszügen, um solche konnte es sich nur handeln, die Dörfer der näheren und weiteren Umgebung von Zweibrücken heimsuchten, was auch in dem vorliegenden Bericht mit den „hin und her marschierenden Soldaten" angedeutet wird. Die Zerstörung der Kirche und des Dorfes könnte daher eher in das Jahr 1635 als 1632 fallen, in dem uns keinerlei Berichte von kriegerischen Ereignissen aus unserer Gegend vorliegen. Auch in späteren Berichten über den
Wiederaufbau der Kirche wird nur davon gesprochen, daß die Kirche in den Kriegswirren zerstört worden ist, ohne daß eine Jahreszahl genannt wird.
Nach zwei Jahren, am 27. Oktober 1637, wurde Pfarrer Lang von Graf Philipp Wolfgang von Hanau in Ehren aus seinem Dienst entlassen, weil der Ort verlassen und daher keine Grundlage für den Unterhalt des Pfarrers mehr gegeben war36).
Denn die Pfarrer jener Zeit erhielten kein Geld, sondern bestritten den Unterhalt für sich und ihre Familie von dem Zehnten. Nach dem alten Hanauischen Pfarrcompetenzbuch von dem Jahr 1567 wird aus dem Jahr 1630 berichtet, daß die Pfarr Eischweiler mit Herschberg, Fröschen und Einöden eine mit Leiningen-Falkenburg gemeinschaftliche Competenz war. Der Pfarrer erhielt den dritten Teil von allen Zehnten, klein und groß, in drei Dörfern und vier Hofstätten. Zu Eischweiler gibt jeder ein Batzen und sechs Eier; der Schulmeister im 1/4 Jahr von jedem Kind ein Ortsgulden, der Sigrist (Kirchendiener) von jeder Behausung ein Sester Korn und den Zehnten von etlichen Äckern.
In einem Bericht wegen der Pfarr Eischweiler aus dem Jahr 1671 heißt es: „Zu Eischweiler hat gnädigste Herrschaft an dem Zehenden durchaus 1/3, Herr Graf von Leiningen 1/3 und der Pfarrer 1/3. An dem Zehenden zu Höheinöd hat gnädigste Herrschaft aus der Gemeinschaft durchaus 1/3, Leiningen 1/3 und der Pfarrer 1/338).
Von dem hanauischen Alleinbesitz (im Norden der Gemarkung Höheinöd), ebenso von dem leiningischen (Buchholz und Horschel) hat der Pfarrer ebenfalls 1/3 des Zehnten bezogen. Der Zehnte aus einem Stück Land in Höheinöd, der Saueracker genannt, hatte der Pfarrer allein. Zur „Pfarrbesoldung" gehörten außerdem noch die Pfarrgüter, bestehend aus Garten, Wiesen und sechs Morgen Dungäckern. Die Untertanen hatten das Pfarrgut zu bestellen und mußten ihm 15 Klafter Holz zufahren. Dafür mußte der Pfarrer aber den Eber halten. Daneben stand ihm das Pfarrhaus mit Scheuer und Stall zur Verfügung. Da er auch Herschberg mitversorgen mußte, erhielt er auch von dort 1/3 des Zehnten. (Fröschen führte 2/3 des Zehnten an das Kloster Hornbach ab.39) Daß dies im Jahr 1579, aus dem der Bericht stammt, immer noch der Fall gewesen sein soll, nachdem das Kloster im Jahr 1558 aufgelöst wurde, scheint sehr zweifelhaft.
Da die Pfarrei von den Bewohnern verlassen und die Dörfer zerstört waren, war damit dem Pfarrer die Existenzgrundlage entzogen. Die Entlassung des Pfarrers Lang war daher das Naheliegende und einzig Mögliche.
.