Trennung Herschbergs von der Pfarrei

Durch die Entvölkerung und Zerstörung des Ortes und der Kirche hatte Thaleischweiler nicht nur seine politische, sondern seine kirchliche Funktion als Mittelpunkt eingebüßt. Zunächst blieb die Pfarrei bis zum Jahre 1660 ohne jeglichen Pfarrer. In diesem Jahr wurde sie durch den Pfarrer Adam Pantzer aus
Pirmasens neu besetzt40). Dieser hat aber 1672 von Hanau seinen Abschied bekommen. Da Herschberg ganz leiningisch und nicht zweiherrisch wie Eischweiler/Einöd war, setzte ihn Leiningen als Pfarrer zu Herschberg ein. Allerdings erhielt er von Hanau keinen Zehenden. Erst im Jahr 1675 wurde er von Hanau begnadigt, und nun versah er wieder die Pfarr Eischweiler. Er starb im Jahr 1680. Sein Nachfolger war Philipp Jakob Reichard, gewesener Pfarrer zu Bundenbach, den Leiningen für Herschberg und seinen halben Teil von Eischweiler einsetzte. Da sich Reichard nicht bei Hanau meldete, wurde er von dort auch nicht anerkannt und ihm wiederum der anteilige Zehnte versagt. Hanau setzte seinerseits den Pfarrer Johann Serp aus Pirmasens für Thaleischweiler ein und verfügte, daß die hanauischen Untertanen den Gottesdienst in Pirmasens besuchen. 1683 einigte man sich schließlich doch noch auf Pfarrer Reichard. Aber schon 1687 ließ Reichard die Pfarrei ohne Abschied im Stich und begab sich ins Nassauische. Aus dem Jahr 1681 liegen die Einwohnerzahlen von Eischweiler vor. Danach waren es acht leiningische, aber nur drei hanauische Untertanen, 1688 waren es sogar nur noch zwei41
Nach Reichard wurde von seiten Hanaus der Pfarrer Tobias Müller aus Pirmasens mit der Pfarrei vertretungsweise betraut. Leiningen setzte seinerseits den Pfarrer Zacharias Leopoldi in Herschberg ein. Im Jahre 1690 wendet sich Graf Carl August von Leiningen auf Ersuchen des Pfarrers Leopoldi an Hanau, daß dieser die Pfarr Eischweiler bereits ein Jahr versehe und bat deshalb, daß ihm Hanau 1/3 vom Eischweiler Zehenden gewähren möchte.
Hanau erwiderte darauf, daß von der Regierung in Buchsweiler keine Erlaubnis noch Befehl gegeben und daß er damit vermutlich auch keine Ermächtigung gehabt habe, zumal die hanauischen Untertanen schon länger als ein Jahr zur Pfarr Pirmasens gegangen und das Zehendgefäll der Kirchschaffnei (Eischweiler) zur besseren Lebensexistenz des Pfarrers (in Pirmasens) angewiesen worden sei. Die Pfarr Eischweiler sei inzwischen beiden Herrschaften gemeinschaftlich und vor diesem ein eigener Pfarrer daselbst etabliert und wohnhaft gewesen. Hanau sei bereit, dieses uralte Gewohnheitsrecht zu beachten und, sobald es die Verhältnisse zulassen, nicht nur ein eigenes Pfarrhaus zu bauen und wieder zum Besten der Untertanen einen eigenen Pfarrer dahin zu setzen42>.
Diese Differenzen zwischen beiden Herrschaften zeigen, daß Leiningen seit Errichtung einer Kirche in Herschberg im Jahre 1615 immer mehr bestrebt war, nachdem die Kirche in Thaleischweiler in Schutt und Asche lag, Herschberg von der Mutterkirche zu trennen und dort eine eigene Pfarrei zu errichten. Ja man war sogar bestrebt, Herschberg zur Mutterkirche und Thaleischweiler zur Filiale zu machen. Von leiningischer Seite war dies durchaus verständlich, denn in Herschberg war es sein eigener Herr, während es für Thaleischweiler die Herrschaft seit urdenklichen Zeiten mit Hanau oder den Vorbesitzern teilen mußte. Der Streit ging so weit, daß der leiningische Keller drohte, „daß er den hanauischen Pfarrer, wann er die Kantzel zu Eischweiler betreten würde, mit gewehrter Hand hinwegnehmen zu laßen"43~
Der Streit wogte hin und her. Leiningen besetzte weiterhin eigenmächtig die Filiale in Herschberg mit einem Pfarrer. Die leiningischen Untertanen in Thaleischweiler und Höheinöd wurden durch ihn versorgt, die hanauischen Untertanen und diejenigen von Thalfröschen (Fröschen war ja ganz hanauisch) waren in jener Zeit nach Pirmasens eingepfarrt. Seit dem Augsburger Religionsfrieden im Jahr 1555 galt der Grundsatz „cuius regio, eius religio" (wer das Land beherrscht, bestimmt auch die Religion). Da sowohl die Grafen von Hanau-Lichtenberg als auch die von Leiningen-Falkenburg der lutherischen Religion angehörten, war auch die Pfarrei Eischweiler in eine lutherische umgewandelt worden. Das durch den Frieden von Rijswyk 1697 aufgeworfene Problem der Teilung der Kirche mit den Katholiken stellte sich in Eischweiler fast nicht, da in jener Zeit die Kirche zerstört und noch nicht aufgebaut war.
Im Jahr 1717 waren die hanauischen Einwohner in Thaleischweiler wieder auf 26 Familien, darunter 54 lutherische und 70 reformierte, angewachsen, zu Höheinöd auf 25 Familien mit 122 Seelen, darunter 88 Lutheraner und 34 Reformierte, in Fröschen waren es 10 Familien mit 30 Lutheranern und 17 Reformierten, das waren insgesamt wieder 61 Familien mit 172 Lutheranern und 121 Reformierten = 293 Seelen. (Im Jahr 1619 hatte Eischweiler mit Höheinöd 100 und Herschberg 30 Einwohner )44).
Bei dieser Zunahme der Bevölkerung mußte hinsichtlich der kirchlichen Verhältnisse dem Begehren der Untertanen von hanauischer Seite irgendwie Rechnung getragen werden. Aber erst im Jahre 1720 setzte Hanau für die drei Orte Eischweiler, Hohen Einöd und Fröschen einen Pfarrer, und zwar Johann Christian Helmstetter ein und antwortete damit mit der gleichen Methode, die Leiningen bisher in Herschberg angewendet hatte. Die leiningische Regierung legte sofort Protest ein und wies ihren Amtsverweser an, während des Gottesdienstes in der Kirche zu erscheinen, um gegen die einseitige Einweisung des Pfarrers durch Hanau öffentlich Protest einzulegen. Dagegen wiederum protestierte Hanau seinerseits und wies Leiningen darauf hin, daß die Besetzung der Pfarrei Eischweiler auf die gleiche Art geschehen sei, wie dies zu Herschberg von leiningischer Seite praktiziert wurde.
Die Streitereien hatten zur Folge, daß schließlich Herschberg im Jahr 1720 von der Mutterkirche abgetrennt wurde und eine eigene Pfarrei erhielt. Leiningen war für die Einsetzung des Pfarrers in Herschberg und Hanau für Eischweiler zuständig. Der Pfarrer zu Eischweiler erhielt 1/3 des Zehenden, die er vorher erhalten hatte, mit Ausnahme des 1/3 Zehenden von Herschberg.
Diese Entwicklung, die zur Aufteilung der ursprünglichen Pfarrei Eischweiler führte, war einesteils eine Folge der Zweiherrigkeit und andererseits eine Folge der Wunden, die der 30jährige Krieg dem Ort geschlagen hatte.

Sorry, this website uses features that your browser doesn’t support. Upgrade to a newer version of Firefox, Chrome, Safari, or Edge and you’ll be all set.