Die Pfälzische Bauern- und Winzerschaft
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land - 1989 -Von Alois Bauer
Das deutsche Bauernverbandswesen war bis zu seiner zwangsweisen Auflösung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 in verschiedene konkurrierende Verbände gespalten.
Die Christlichen Bauernvereine sind die ältesten staatsunabhängigen Vereinigungen. Sie wurden 1862 durch Freiherr von Schorlemer-Alst in Westfalen gegründet.
Es folgte die Gründung eines national-konservativen Bauernverbandes im Jahre 1893 als Reaktion auf die nach Bismarck einsetzende Freihandelspolitik des Deutschen Reiches.
Liberal orientierte Bauerngruppen, denen weder die norddeutschen Konservativen noch die dem Zentrum nahestehenden süd- und westdeutschen Führer entsprachen, schlossen sich 1909 zum Deutschen Bauernbund zusammen. Im Jahr 1927 erfolgte die Vereinigung mit dem Bayerischen Bauernbund. Die 1929 zustande gekommene „Grüne Front" ` war ein loser Zusammenschluß der verschiedenen agrarpolitischen Spitzenverbände.
Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges und der darauffolgenden schweren Zeit für die Landwirte wurde 1919 in der Pfalz die „Freie Bauernschaft" gegründet durch Heinrich Pflug vom Baltersbacherhof (jetzt im Saarland). Neben dem Streikrecht wurden damals schon „Einschränkung der Warenerzeugung gefordert."
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das gesamte landwirtschaftliche Verbandswesen entweder aufgelöst oder in den Reichsnährstand überführt. Der Reichsnährstand, der sich im Laufe der nationalsozialistischen Herrschaft immer mehr zu einem zwangsrechtlichen Instrument entwickelte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst.
In diese organisatorische Lücke stießen die nach 1945 gegründeten regionalen Bauernverbände und schufen 1948 den Deutschen Bauernverband.
Der heutige Bauernverband ist eine Einheitsorganisation, die sämtliche Produktionsrichtungen, Betriebsgrößen sowie politische Richtungen und Konfessionen repräsentiert.
Der Kreisverband der Bauernvereine Pirmasens wurde am 30. August 1946 von der Militärregierung genehmigt.
Mit Verfügung der Landesregierung von Rheinland-Pfalz vom 22. Mai 1947 wurde die Einrichtung des Bäuerlichen Vertrauensmannes, der an Stelle des „Ortsbauernführers" getreten war, aufgehoben.
Es wurde gleichzeitig festgelegt, daß nach Bildung der örtlichen Bauernvereine der Vorsitzende des Ortsvereins die Vertretung der landwirtschaftlichen und bäuerlichen Belange in der Gemeinde zu übernehmen hat.
In der Versammlung der Vorsitzenden der Kreisausschüsse der Landwirtschaftskammer Pfalz am 18. Oktober 1947 wurde Emil Wiggers, Landau, mit der Bauernvereinsgründung beauftragt. Am 4. Februar 1950 fand die Gründungsversammlung der Pfälzischen Bauern- und Winzerschaft in Kaiserslautern im Sitzungssaal der Landwirtschaftskammer statt.
Vom Kreisbauernverband Pirmasens nahmen August Bold, Horbach und Alois Stuppy, Höhmühlbach, daran teil.
Für den damaligen Kreis Zweibrücken war es Philipp Maus, Hornbach.
Durch das 13. Verwaltungsreformgesetz wurden die ehemaligen Landkreise Pirmasens und Zweibrücken zu einem Landkreis Pirmasens zusammengeschlossen. Die Kreisverbände der Pfälzischen Bauern- und Winzerschaft haben diesen Zusammenschluß Anfang Dezember 1973 nachvollzogen.
Die Pfälzische Bauern- und Winzerschaft umfaßt den Bereich des ehemaligen Regierungsbezirkes Pfalz.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Trotzdem kann ein außergewöhnlich hoher Organisationsgrad der Landwirte im Bauernverband festgestellt werden.
Es sind mehr als 90% der landwirtschaftlichen Betriebe Mitglied.
Zur Zeit bestehen 514 Ortsvereine mit 14178 Einzelmitgliedern. Zweck und Ziel der Pfälzischen Bauern- und Winzerschaft ist die Wahrung der wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Interessen des gesamten Landvolkes in allen Bereichen.
Sie übernimmt Aufgaben der Landwirtschaftskammer und ist Außenstelle der landwirtschaftlichen Sozialversicherung.
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1989- Die Pfälzische Bauern- und Winzerwirtschaft
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