Elisa Bender berichtet aus ihrer Schulzeit

Erzählung von Elisa Bender- Bearbeitet von Gerhard Reischmann

(Buch "750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen, Seite 442)

Ich wurde am 20.juni 1907 in Thalfröschen geboren. Meine ersten Erinnerungen gehen zurück bis zu dem Tag der Einschulung, dem 1. Mai 1914. Unsere ersten Schultage verbrachten wir im Schulhaus in Thalfröschen mit dem Erlernen der ersten Zahlen und Buchstaben. Doch bereits am 10. August 1914 mußten wir mit allen Klassen unser Schulhaus räumen; ein Lazarett zog in die Säle ein, mit Schwestern, Ärzten, Betten und allem, was so dazugehörte. Wir zogen mit unserem Lehrer, Herrn Braun, in den zweiten Stock des Hauses Poth (neben der heutigen Bäckerei Wind), wo fortan der Unterricht für die 1. bis 4. Klasse abgehalten wurde. Die Klassen fünf bis sieben wurden von diesem Datum an in Höhfröschen unterrichtet, wohin sie natürlich jeden Tag laufen mussten. Die "Höhfröschener Kinder" hatten im Winter große Probleme den, den Berg hinaufzukommen. Die Eltern zogen ihnen deshalb alte Wollsocken über die Schuhe, damit sie besseren Halt bekämen. Doch wenn sie außer Sicht der Eltern waren, zog man die Socken wieder aus, denn welches Kind kann schon einer schönen "Schleimerbahn" widerstehen.  

  VereinsLazarettThalfroeschen-400      VereinsLazarettThalfroeschen-2-400   
Großer Anziehungspunkt war das Lazarett im Fröschener Schulhaus während des Ersten Weltkrieges. von links nach rechts: Magdalena Bischoff geb. Faust, Elise Weindel geb Zimmermann, Anna Schimmel geb Kraft, Anna Greiner geb. Faust, Emma Michel und im Vordergrund Mathilde Sattler geb. Schweitzer

Wenn dann Höhfröschen endlich erreicht war (die Eltern schickten die Kinder immer sehr früh auf den Weg), hörte man hinter den Fenstern in Höhfröschen die Eltern schon rufen:" Ihr Kinn stehn uff, die Daler sinn schun do."Nach der Schule war natürlich das Lazarett größter Anziehungspunkt für uns Kinder. Täglich kamen neue Verwundete und Schwerverletzte mit den Waggons nach Thalfröschen. Wir Kinder konnten uns eigentlich keinen Reim darauf machen, warum hierher so viele Kranke und Verwundete kamen. Wir wussten zwar, dass Krieg war, aber das wurde nach einiger Zeit zweitrangig. Viel wichtiger war es, am Bahnhof auf neue Verwundete zu warten, um ihnen den Koffer, ihre Tasche oder ganz gleich, was es war, zum Lazarett zu tragen. Ein paar Münzen oder Schokolade fielen fast immer für den hilfsbereiten Träger ab. Der Krieg hatte für uns somit auch eine, wenn auch nur kleine "positive " Wirkung.
Die vier Jahre Krieg vergingen, die Franzosen kamen. Wieder gab es für uns Kinder etwas Neues und Interessantes zu beobachten. Die Franzosenbesatzer bekamen einmal n der Woche ihr Weißbrot in einem Waggon. Die mutigsten Jungen, auch mein Bruder war dabei, schlichen sich an den Waggon und holten sich Brot, soviel sie tragen konnten. Lange ging das natürlich nicht gut. Man erwischte sie und sperrte sie ausnahmslos in das Bahnhofsgebäude ein. Die Franzosen aber waren gnädig und ließen sie nach 24 Stunden (nicht, ohne sie streng vor einer Wiederholung zu warnen) zu ihren Eltern zurück. Nachdem 1919 die Franzosen Thaleischweiler und Thalfröschen räumten, kehrte wieder Ruhe und Normalität in unser schulisches und privates Leben ein. Doch leider sollte diese Ruhe nicht von sehr langer Dauer sein.

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