Burgverein Steinenschloß e.V.   66976 Rodalben / 66987 Thaleischweiler-Fröschen

Herausgeber: Burgverein Steinenschloß e. V.
66976 Rodalben / 66987 Thaleischweiler-Fröschen  - Juni 1993

 

Steinenschloss-Bild_01_400 Steinenschloss_Eingang_400
Umschlagbild: Zeichnung nach einer Aufbaustudie des Architekten Arndt Hartung, Landau (1867 - 1945) Brücke und Torbogen nach der Restaurierung - Bild Ludwig Mayer

 

Literaturhinweise: Friedrich Lüder - Festbuch zur 750-Jahr-Feier der Ortsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen 1987
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1973 - Albert Weis
1980 - Gudrun Matheis geb. Lüder
Burgen und Schlösser in der Pfalz - Prof. Günter Stein
Aufnahmen vom Burgverein Steinenschloß und Privatbesitz
Redaktionelle Bearbeitung durch Vereinsmitglieder
Carl Cronauer, Emil Ernst Schumacher, Wilfried Stein, Karl-Friedrich Klotz

siehe auch Wikipedia:Burg Steinenschloss

Das Steinenschloß
Von Friedrich Lüder


Geographische Lage
Am Zusammenfluß der Rodalb und des Schwarzbaches liegt auf einem Ausläufer des Schloßberges etwa 295 Meter über dem Meeresspiegel und 48 Meter über der Talsohle die Burgruine Steinenschloß, der Gemarkung Thaleischweiler zugehörig. Von der in das Tal hineinreichenden Bergnase wurden die Täler nach Nordosten (Waldfischbach-Burgalben), nach Süden (Pirmasens-Nord, Rodalben und Pirmasens) und nach Westen (ThaleischweilerFröschen) von der Burg beherrscht. Das mag wohl auch der Grund sein, warum eine solche Anlage an diesem strategisch wichtigen Punkt errichtet wurde.


Geschichte der Anlage
Funde aus der Stein- und Hallstattzeit in der Nähe des Schloßberges bestätigen die Annahme,. daß an gleicher Stelle auf dem abgestuften Felsniveau mit steil abfallenden Wänden ein befestigter Platz bestanden hat, der vermutlich zur Zeit der keltischen Besiedlung als Fluchtburg diente, wie auch die Reste einer ringwallartigen Burganlage auf dem Entenstein in Rodalben auf dem linken Rodalb-Ufer gegenüber der protestantischen Kirche vorhanden sind.
Einige römische Kleinfunde lassen darauf schließen, daß auf dem Schloßberg vor der Erbauung der salischen Burg eine Anlage der spätrömischen Kaiserzeit bestanden hat. Bei diesem Bauwerk kann es sich um einen Wachposten (Burgos) zum Schutz der römischen Ost-West-Verbindung gehandelt haben. - So sind auf der Burg bei Grabungsarbeiten in den letzten Jahren römische Bauspolien (Ziegeln) freigelegt worden, die wahrscheinlich aus den Trümmern der römischen Villa rustica auf der Hochfläche gegen Höheinöd stammen und in geringer Menge als Baumaterial Verwendung fanden.
Auch in unmittelbarer Umgebung der Burg wurden beim Bahnbau Pirmasens-Nord das Oberteil einer Jupitergigantensäule mit vier Tagesgottheiten (im Landesmuseum Speyer aufbewahrt) und am Fuß des Schlosses eine Urne mit zwei- bis dreitausend römischen Münzen geborgen.
Möglicherweise hat nach der Römerzeit auf dem Schloßberg ein fränkischer Grafensitz bestanden.
Die Erbauung der Burg, wie sie sich heute als Ruine darstellt, erfolgte im 11. und 12. Jahrhundert. Das Steinenschloß verdankte seine Entstehung den salischen Kaisern, und zwar als südliche Grenzburg zum Schutz der ausgedehnten Besitzungen des Reichslandes um Kaiserslautern errichtet. Als Gründer der Burg wurde in verschiedenen urkundlichen Nachrichten Graf Emich I. von Leiningen genannt. - Die Heimatschriftstellerin und Verfasserin der Kreuzfahrer-Romane "Viel Steine gab's und wenig Brot" und "Wallfahrt in Waffen", Thea Haupt, hat bei ihren Forschungsarbeiten in den Leininger Archiven in Zusammenarbeit mit dem Leininger Geschichtskenner Dr. Ingo Toussaint, Freiburg, jetzt Universitätsbibliothek Bayreuth, keine diesbezüglichen Hinweise feststellen können. Vielmehr erkennt auch Ministerialrat Dr. Hermann als Leiter des Landesarchivs Saarland und bester Kenner der Geschichte die Saarbrücker Grafen als Besitzer an.Aufgrund der geborgenen Funde aus einer Brandschicht, der eine Zerstörung im 12. Jahrhundert zugrundeliegt, vermutet man neben dem Saarbrücker Schloß, dem Schlössel bei Klingenmünster und der Wilgardaburg (in alten Aufzeichnungen auch "altes Schloß" genannt) im Steinenschloß eine der vier Burgen der Saarbrücker, die infolge machtpolitischer Auseinandersetzungen 1168 durch Friedrich Barbarossa verwüstet und danach nicht wieder aufgebaut wurden. Unterstützt werden diese Annahmen dadurch, daß auch die bis heute gemachten Funde nicht über den Zeitraum des 11. bis 12. Jahrhunderts hinausreichen.
Die geschichtliche Überlieferung der Burg ist sehr lückenhaft. Nach ihrer Zerstörung ist der ursprüngliche Name nicht mehr beurkundet. Als frühere Namen sind "Hohenstein" und "Atzenstein" vermutet, das ist aber abwegig, denn Hohenstein ist eine Wüstung bei Schopp, und der Atzenstein erhebt sich als Felsen in der Gemarkung Höheinöd. - Im Volksmund heißt die Burg oft fälschlicherweise Römerkastell, zurückzuführen auf die in der Umgebung gemachten Funde, die das Bestehen einer größeren römischen Anlage vor der fränkischen und salischen Zeit des Steinenschlosses annehmen lassen. - Auch mit Hilfe geschichtlichen Kartenmaterials kann man keine genauen Aufschlüsse über das Steinenschloß gewinnen.
So ist es doch z. B. erstaunlich, daß diese Burg, eine der mächtigsten in unserem Raum, auf alten Karten nicht aufgeführt ist, während der Gräfenstein, der auch zeitweise im Besitz der Saarbrücker Grafen war, und der Wilenstein sowie das Lemberger Schloß genannt sind. Den eindeutigen Besitz des Steinenschlosses vor der salischen Zeit zu bestimmen, wird durch die Grenzlage erschwert: Zwischen B. und 12. Jahrhundert treffen am Schloßberg die Grenzen von Wormsgau, Bliesgau und Speyergau zusammen.

Seit dem 13. Jahrhundert gehört die Burg zum gemeinschaftlichen Besitz der Grafschaften Leiningen und Zweibrücken-Bitsch, ab 1570 Hanau-Lichtenberg. 1564 erscheint in einer Niederschrift im Zusammenhang mit der Erwähnung der Wüstung Steinen, Steigen oder Stegen, einem Ort im Tal unterhalb des Schloßberges, die Bezeichnung "Steiner-Schloß". In der Folgezeit ist über die Ruine nichts mehr bekannt, sie befindet sich heute in staatlichem Besitz und wird vom Landesamt für Denkmalspflege, Mainz, verwaltet. In pfälzischen Geschichtswerken wurde mehrfach der Rest eines mächtigen runden Turmes erwähnt, der bis Ende des 19. Jahrhunderts in beträchtlicher Höhe aus dem Schuttkegel herausragte. Bedauerlicherweise wurde die Bedeutung der Ruine in den letzten Jahrhunderten verkannt, denn sonst wäre der größte Teil der Anlagen besser erhalten geblieben. Ohne staatlichen Einspruch, vielleicht auch mit Duldung, haben geschichtlich uninteressierte Leute die Ruine als Steinbruch benutzt, passende Steine zum Hausbau verwendet. So soll sogar die alte Friedhofsmauer in Thaleischweiler mit Steinen vom Schloß erbaut worden sein. Die beim Bahnbau Ende des 19. Jahrhunderts benutzten Steine scheinen von der Burg zu stammen, auch beim Erweiterungsbau des Bahnhofes Pirmasens-Nord sind nach Zeugenaussagen Steine von der Burg verwendet worden. Die Tatsache, daß eine Ansichtskarte aus dem Jahre 1875 existiert, auf der der Turm noch in stattlicher Größe zu sehen ist, bestätigt diese Annahmen.


Karte_Lage_Steinenschloss_400 Postkarte 107 - 28-01-1901
Lageplan Original Postkarte aus dem Jahr 1901- von Herbert Justus, Höhfröschen

Beschreibung der Anlage

Der äußere Bering hat im Grundriß etwa die Form eines Bügeleisens, dessen Spitze nach Süden zeigt. Er ist in seinem Verlauf dem Gelände der Bergnase angepaßt. Die Länge der Anlage mißt 70 Meter, die größte Breite etwa 46 Meter. Das durchgehend 1,80 Meter starke Außenmauerwerk besteht aus glattbehauenen, mittelgroßen Sandsteinquadern salischen Ursprungs, an der Nordseite bis 2,50 Meter, in der frühstaufischen Zeit zum Teil durch Buckelquader ergänzt.  Dem Mauerwerk an der Bergseite (Angriffsseite) ist der Anlage nach Norden ein schon stark abgeflachter Halsgraben vorgelegt, durch den heute der Fahrweg verläuft. Der ursprüngliche Burgweg führte offenbar an dem westlichen Berghang entlang zur etwa drei Meter breiten Toranlage. Im Torbogen befindet sich eine rechteckige Vertiefung mit einer nach außen führenden Wasserabflußrinne. Im Felsblock vor dem Tor, der durch einen 14 Zentimeter breiten Riß von dem Felsmassiv getrennt ist, sind drei Vertiefungen zu erkennen, die wahrscheinlich als Brückenauflage dienten. Im Inneren der Toranlage schließen sich beidseitig Räume an, von denen der westliche (Wachraum?) noch am besten erhalten ist. In der Nordwestecke der Unterburg befindet sich das Erdgeschoß eines größeren Gebäudes von 10 Meter Länge und 6,60 Meter Breite, mit der Türöffnung an der Südostecke. Nach Norden lehnt sich der Raum dem Fels an, die über einen Meter hoch erhaltene Sandsteinmauer an der Südseite reicht bis zum Bering. Weitere Mauerzüge im unteren Burgbereich sind im Schutt erkennbar. Die Gebäude fanden wahrscheinlich als Vorratsräume und Stallungen Verwendung.
Im Bauschutt vor dem Tor wurden elf Torbogensteine freigelegt, die eine Berechnung der Torbreite und nach Anfertigung der fehlenden fünf Steine den Aufbau im Jahre 1982 ermöglichten. Von der Unterburg aus erreicht man den oberen Burgbereich durch eine 2,50 Meter breite, in den Fels gehauene Auffahrt. Ostwärts dieses Weges liegt eine rechteckige Zisterne (1,75 Meter breit, 2,25 Meter lang, 1,80 Meter tief), deren Nord- und Ostwand vom Fels gebildet, während die beiden anderen Wände mit Sandsteinen gemauert sind. Inder Mitte der Nordseite, wo die Ringmauer rechtwinklig getreppt ist, steht der Rest eines gewaltigen Rundturmes, wahrscheinlich zur Verstärkung der Anlage im Laufe des 12. Jahrhunderts erbaut (Rundturm und Teile der nördlichen Ringmauer aus frühstaufischer Zeit, die übrigen Teile bereits Ende des 11. Jahrhunderts entstanden). Die lichte Weite dieses "Berchfrits", einem der größten Rundtürme im Pfälzer Raum, beträgt 8,50 Meter. Das 2,50 Meter starke Mauerwerk besteht aus mächtigen, gebuckelten Steinquadern mit Randschlag (bis 1 Meter lang und 55 Zentimeter hoch), jedoch ist bis jetzt nur das Mauerwerk an der Nord- und Westseite teilweise sichtbar. Im Nordostteil der Burg auf dem oberen Felsmassiv sind Mauerzüge erhalten von Wohnbauten (offenbar der Palas), bestehend aus zwei quadratischen Räumen, denen sich südlich ein langgestreckter und noch ein quadratischer Raum anschließen. Im zweiten Raum der Südwand sind Säulenbasen zu erkennen, dazwischen ist die Wand ausgebrochen. Im Mauerwerk wurden römische Baukeramik und Stücke von römischem Estrich (in Zweitverwendung) freigelegt.
Die Bausubstanz deutet auf eine Kaminanlage hin. Ein schmaler Gang, der den Räumen vorgelagert ist, weist Türen zu zwei der Räume und nach Süden und Westen in den Burghof aus. Die Türgewände zeigen einen einfachen Rücksprung, ihre Stürze sind nicht erhalten. Sämtliche Innenmauem haben eine Stärke von zirka 90 Zentimetern und sind mit dem Bering nicht verzahnt. In der ostwärtigen Außenwand führt ein etwa 25 Zentimeter breiter und 80 Zentimeter langer rechteckiger Schaft nach unten, der sich in einem nischenartigen, aus Keilsteinen gemauerten Rundbogen öffnet. Der gut erhaltene Bogen wurde 1965 zerstört, ist aber im Zuge der Restaurierungsarbeiten 1981 wieder hergestellt worden. In diesem Bereich ist ein rechteckiger Raum, etwa 3 mal 3,50 Meter vorgebaut. Anschließend ist, in Verlängerung an das Felsmassiv eingeschlossen, 1977 ein weiterer Raum in denselben Ausmaßen freigelegt worden, an dessen Boden nach Norden die Mauer einen Durchbruch aufweist.
Über die Bedeutung der beiden Baulichkeiten gibt es unterschiedliche Meinungen. Zweifelsohne war der zuerst erwähnte Raum kein Abortraum, wahrscheinlich aber ein Heizraum, von dem über eine Nische im Schacht ein Teil des Palas beheizt wurde. Ob es sich bei dem zweiten Anbau um eine Abortgrube handelt, erscheint ebenfalls fraglich, allein der Mauerdurchbruch ist kein Beweis dafür. Die freigelegten Bodenschichten haben diesbezüglich keine Hinweise erbracht (Fäkalienreste).

 

 

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Grundriss der Burg  

Freilegungsarbeiten

Nach der angenommenen Zerstörung der Burganlage im Jahre 1168 begann der Zahn der Zeit an den Ruinenresten zu nagen. Im Verlauf der Jahrhunderte versanken die noch verbliebenen Mauerreste unter einem Schuttberg von Bausubstanz, der durch Bäume, Sträucher und Waldpflanzen die Burgreste ungehindert in einen Dornröschenschlaf versetzte.
In den Jahren 1896/97 fanden, erstmals nachweisbar durch Prof. Mehlis aus Neustadt und Forstamtsassessor Dr. Rüger aus Thaleischweiler, Grabungen statt, die aber wegen fehlender G
eldmittel abgebrochen wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es in den fünfziger Jahren der Arzt Dr. L. A. Hoffmann, Rodalben, der unter Aufsicht des Amtes für Vor- und Frühgeschichte, Speyer, Freilegungen ausführte. Die Tätigkeit Dr. Hoffmanns regte allgemeines Interesse an, so daß in den sechziger Jahren beim Pfälzerwaldverein Rodalben Möglichkeiten der Freilegungsarbeiten am Steinenschloß erwogen wurden, die aber erst im Jahre 1967 in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Pirmasens zu konkreten Vorstellungen führten.
Im zeitigen Frühjahr 1968 wurden die Freilegungsarbeiten begonnen, nachdem zuvor eine Absprache am Ort mit dem Leiter des Amtes für Vor- und Frühgeschichte, Dr. Karlwerner Kaiser, Speyer, in Gegenwart von Kreis-, Gemeinde- und Vereinsvertretern (Hist. Verein Pirmasens und Pfälzerwaldverein Rodalben) sowie aus Bevölkerungskreisen stattgefunden hatte.  Die Arbeitsgruppe interessierter Heimatfreunde aus Rodalben, Pirmasens und Thaleischweiler setzte sich zum Ziel, durch systematische Ausgrabungen neue Erkenntnisse zur Geschichte der Burg zu erlangen und die Ruinenreste zu sanieren. Bei diesen Arbeiten waren wesentlich von 1968 bis 1975 Jugendliche aus dem Heim des Jugendsozialwerks Rodalben an den Wochenenden ehrenamtlich tätig.
In den nachfolgenden Jahren und seit Gründung des Burgvereins "Steinenschloß" im Jahre 1973 sind auf ehrenamtlicher Basis wesentliche Fortschritte erzielt worden, unterstützt durch Mitgliedsbeiträge, Spenden von Burgfreunden, den umliegenden Gemeinden und finanzielle Hilfe der Orts-,Kreis- und Landesbehörden. Auch das Arbeitsamt war durch Bewilligung von 15 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen - 1977 bis 1992 - an den Erfolgen wesentlich beteiligt (siehe auch Geschichte des Burgvereins). So stellen sich heute, bis auf den Turmbereich, der Bering und die zum größten Teil restaurierten Grundmauern in ansehnlicher Form dar.
Bei Freilegungsarbeiten im Innen- und Außenbereich an der West- und Nordmauer konnten weitere aufschlußreiche Funde geborgen werden, die ebenfalls auf ihren Ursprung im 11. und 12. Jahrhundert hinweisen. Entgegen verschiedener Verlautbarungen in Presse und Fernsehen wurden und werden die Arbeiten am Steinen schloß nach Auswertung der vorhandenen Unterlagen von dem Burgverein und freiwilligen Helfern nach Anweisung des Landesamtes für Denkmalpflege, Mainz, und seiner Außenstelle, dem früheren Amt für Vor- und Frühgeschichte sowie dem staatlichen Hochbauamt Kaiserslautern durchgeführt.
Zur Besonderheit der im romanischen Baustil erbauten Burganlage gehört, wie schon erwähnt, der Bergfried mit seinen salisch-staufischenBauelementen, der als einer der mächtigsten Rundtürme in unserem Raum mit den Burgenbauten über unsere pfälzische Grenze hinaus zu vergleichen ist.
In seinem Buch "Burgen und Schlösser in der Pfalz" beschreibt Prof. Günter Stein, Speyer, im Zusammenhang mit seinen Erläuterungen zum Steinenschloß Ausmaße von Turmbauten im mitteldeutschen Raum (z. B. Neuenburg - Freyburg/Unstrut, Burg Anhalt - Selketal/ Ostharz, Rothenburg am Kyffhäuser, Falkenburg sowie Ober- und Unterburg Kyffhausen, Todeman bei Rinteln/Weser, Frankfurt/Main, Hamburg - Speersort und Homburg bei Holzminden, Lohra in Sachsen, Weißensee in Thüringen, Ebersburg am Südharz) und führt dazu aus:
"Im ganzen betrachtet, erscheint es offensichtlich, daß bei Anlage des "Steinenschlosses" sehr starke Einflüsse vom mitteldeutschen sächsisch-thüringischen Raum hierher in den südwestdeutschen Bereich übertragen worden sind, ob durch einen Baumeister - wie beim "Schlössel" - drängt sich hier der Name des Burgen- und Dom-Architekten Heinrichs IV., des Bischofs Benno von Osnabrück, auf - oder durch eine wandernde Baugilde, das sei dahingestellt. In salischer Zeit, unter Heinrich III. (Goslar) oder Heinrich IV. und Heinrich V. waren solche Beziehungen zwischen diesen beiden weitauseinanderliegenden Bereichen, dem thüringisch-sächsischen und dem pfälzischen, eben duch die machtvolle, verklammernde Politik der Salier nicht eben unverständlich."

 

 

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Freilegung Freilegung

 

Im Verlauf der Freilegungsarbeiten wurden aus dem Bau- und Brandschutt zahlreiche Funde geborgen: Keramikscherben, darunter eine Ofenkachel, Knochenreste, Spielsteine aus Sandstein, ein Spielstein aus Hirschgeweih mit geschnitzter Verzierung, Spinnwirtel, Sporen, Steigbügel, Eisenkeile, Nägel, Haken, Pfeilspitzen, Messerklingen, Türgriffe und Schlüssel, Zierbeschläge aus Brone (vergoldet).
Zu den besonderen Funden gehört ein Doppeladler aus vergoldeter Bronze, vermutlich auch ein Zierbeschlag. - In der Heraldik und Siegelkunde ist der Doppeladler als Wappentier und Siegel verschiedentlich nachgewiesen. Wie die Heimatschriftstellerin Thea Haupt berichtet hat, wurde der Doppeladler schon vor der Jahrtausendwende bei dem indogermanischen Volk der Hethiter in Ostanatolien verwendet und später als Legionsadler bekannt. Unter den Franken um die Mitte des 7. Jahrhunderts verwendete die Beamtenschaft den Doppeladler als Siegel. Im Mittelalter, 1185 nachweislich bei den Grafen von Saarwerden, während der Regierungszeit Friedrichs II. von Hohenstaufen (1212 bis 1250) und seinem Nachfolger Conrad IV., und später taucht der Adler bzw. der Doppeladler als Wahrzeichen bei Königen beziehungsweise Kaisern auf. Im Wohntrakt der Oberburg konnte bei früheren Grabungen ein Mainzer Silberpfennig des Bischofs Stephan von Bar aus den Jahren 1120 bis 1130 geborgen werden. Gefunden wurden außerdem ein aus Stein gefertigtes Werkstück mit rundbogigem Schlitzfenster (Öffnung 10 Zentimter breit und 30 Zentimeter hoch). - Aus Funden von verbrannten Lehmstücken mit Flechtwerkabdruck aus einer Schicht von Brandschutt kann auf Fachwerkaufbauten geschlossen werden.

 

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Mauerwerk aus Buckelquadern mit Randschlag am Bergfried Alter Backofen

 

Anläßlich der Freilegung des westlichen Außenbereichs kam an der unteren Felswand auf einer herausgearbeiteten Platte, 30 mal 30 Zentimeter, ein Wahrzeichen zum Vorschein, das eine muschelartige Form besitzt. Wie Thea Haupt feststellte, kann es sich hierbei um eine Pilgermuschel handeln, Zeichen und Symbol der Kreuzfahrer. Daraus kann man schließen, daß die Schloßherren an den Kreuzzügen teilnahmen (siehe die Romane "Viel Steine gab's und wenig Brot" und "Wallfahrt in Waffen").

 

 

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Bergfried Nordansicht Bergfried Burgruine/Anhalt

 


Der eigentliche Zweck der Arbeiten war und ist die Erhaltung der vorhandenen Bausubstanz durch Verwendung und Wiedereinbau bzw. Aufbau der Burgruine ausschließlich mit den freigelegten Originalteilen.

 

 

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Nachdem Bering und Mauerzüge im Palasbereich saniert waren, begann 1985 die Freilegung im Turmbereich, so konnte der Aufbau des Turmes begonnen werden mit den riesigen Turmsteinen, die zuvor in der umfangreichen Schutthalde geborgen wurden. Seit Frühjahr 1986 wurden umfangreiche Aufräumungsarbeiten im Innenbereich der Burg, am und im Turm ausgeführt und die freigelegten Buckelquader für den teilweise Wiederaufbau des Rundturmes geborgen und verwendet. Der Turm hat inzwischen eine Höhe von ca. 10 Metern auf der Nordwest-Seite.
Bei der baugeschichtlichen Betrachtung der Burgruine gibt es viele ähnliche Merkmale zu Burganlagen im kurpfälzischen Raum, ob in Auswahl der Standorte oder aber bei Verwendung des Baumaterials und der Sicherung des Umfeldes der Wehranlagen. Zeugen dieser Entwicklung von keltischen Fliehburgen über die frühmittelalterliche Zeit bis in die Hochzeit des salischen und Staufischen Burgenbaus und der nachfolgenden Zeitepoche sind zahlreich vorhanden von Kusel bis Bergzabern, von Saarbrücken bis Worms und Speyer.
Die Erinnerung an das Schloß halten Geister- und Spukgeschichten im Volksmund wach, die über Generationen von Großeltern den Enkeln erzählt wurden. Anlaß hierzu gab wohl das Ruinenfeld der überwucherten Quader, wo Bäume und Dornengestrüpp den Zugang erschwerten, aber dem Schloßkasper und seinen Gehilfen ein Geisterdasein ermöglichten. Das "Schloßhännes'che" als Hüter der verborgenen Schätze haust in einer Felsenhöhle unterhalb der Ruine am Südhang des Burgberges. Die folgende Begebenheit hat Albert Weis im Heimatkalender des Pirmasenser und Zweibrücker Landes, Jahrgang 1973, niedergeschrieben.

 

 

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Wie sehr die Sage in der Gegend heute noch lebendig ist, zeigt ein Vorkommnis in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. Saßen da eines Abends einige Bauern am Wirtstisch zusammen und am Nebentische, aber in Hörweite des Velten, dem Feldschütz der Gemeinde. Das Gespräch der Bauern sickerte so langsam, um nicht langweilig zu sagen, dahin. Da entdeckten sie den alten Velten, wie er angestrengt die Ohren spitzte, daß ihm ja nichts, was am Nebentisch gesprochen wurde, entging. Schlitzohrig, wie sie waren, brauchten sich die Bauern nicht lange zu verständigen. Der muß hereingelegt werden. Bald kam das Gespräch auf das alte Steinenschloß. Auch das "Schloßhännes'che" war bald im Gespräch, das, wie sie sagten, es jetzt gerade wieder recht arg treibe. Untat über Untat wurde erzählt. Jeder wußte mehr als der Nachbar. Auch auf den Goldschatz im Berge kam man. Dabei wurden die Bauern zunächst einsilbiger, als wollten sie etwas verhehlen. Als sie aber merkten, wie der Velten nebenan leiser näherrückte und seine Ohren immer länger wurden, da schauten sie sich mit verstohlenem Lächeln an und wußten, wieviel die Uhr geschlagen hatte. Leise, oft nur hinter der vorgehaltenen Hand, ging die Unterhaltung weiter, von der nur die nötigen Brocken an Veltens Ohr drangen. Da war die Rede davon, daß morgen Vollmond sei, daß man um Mitternacht in der Mitte des Burghofes bei der alten Eiche ganz still, ohne zu sprechen und zu spucken, graben müsse. Es gab noch viele Wenn und Aber. Velten aber hatte genug gehört. Er nahm seinen Schützenhut und verschwand durch die Tür der Wirtsstube. Beinahe hätte er seinen sonst so devoten Gruß vergessen.
Kaum hatte sich die Tür hinter dem Schützenvelten geschlossen, da erschallte am Bauerntisch ein mächtiges Gelächter. Da hatten sie mal wieder einen Leichtgläubigen richtig hereingelegt. Am nächsten Tag versah Velten sein Schützenamt wie immer. Innerlich aber erfüllte ihn eine ganz besondere Unruhe, die seine Gedanken ganz verwirrte, und oft sah er von der Hohen First oder vom Moschelberg hinüber zum Schloßwald, hinter dessen Baumwipfeln die oberste Kante des Turmes kaum zu erkennen war.
Endlich kam der Abend heran. Heute strebte er bald seinem Häuschen zu und dachte nicht an die Feldfrevler, die gerade das hereinbrechende Dunkel für ihr verwerfliches Treiben bevorzugten. Nach dem Nachtessen nahm er die Zeitung zur Hand. Nur oberflächlich überflog er die Seiten. Seine innere Unruhe ließ ihm keine Zeit zum Verweilen. Auch der Kalender konnte ihn nicht fesseln. Er sah nur den dicken, runden Vollmond, dessen Bild ihm hinter dem heutigen Datum in die Augen stach. Als die Zeiger der Wanduhr schon ziemlich weit vorgerückt waren, stand er auf und ging hinaus in seinen Schuppen hinterm Haus. Ein altes Hufeisen, das er irgendwo einmal gefunden hatte, lag da. Velten packte es mit zwei Händen und durch den Kopf ging ihm ein Gedanke. Würde dieses Eisen nun endlich sein Geschick wenden und Glück für ihn und sein Haus bringen?
Nun waren alle Zweifel verflogen. Er packte Arbeitsgerät in den Rucksack, stülpte den Hut auf, an dessen Band der Löwe als Zeichen des Schützenamtes und der Schützengewalt steckte. Dann weckte er seinen ältesten Sohn, hing ihm den Rucksack auf und gebot ihm strengstes Schweigen. So stapften sie hinaus in die helle Mondnacht. Unsere beiden Wanderer hatten Glück. Kein Mensch begegnete ihnen und keine Katze lief über ihren Weg. Bald nahm der Schloßwald die beiden Wanderer auf und die Eiche im Schloßhof war bald gefunden. Das Herz pochte Velten bis zum Hals hinauf, als er sich niederkniete und den Boden rings um die Eiche untersuchte. Niederes Gestrüpp, dürre Hecken und dürres Laub fand er. Nur wenige Grasspitzen entsprossen demmageren Sandboden. Mit einem Seufzer der Erleichterung erhob sich Velten, der Boden war unversehrt, niemand war ihm zuvorgekommen. Die Bauern hatten ganze Arbeit geleistet.
Velten spuckte in die Hände und führte den ersten Schlag mit dem Pickel. Er erschrak, als es laut durch die Stille ringsum schallte, und beschloß, nun vorsichtiger zu sein. Er grub hauptsächlich mit seinen Händen. Der Sohn mußte ihn, durch Zeichen aufgefordert, unterstützen. Kein Laut kam über die Lippen der beiden, kein Ächzen und kein Stöhnen war zu vernehmen, obwohl der Schweiß in Strömen über die Gesichter floß. Plötzlich griffen die Hände eine Steinplatte. Besondere Vorsicht und hartes Zugreifen waren jetzt nötig. Nach eifrigem Wühlen war es soweit, das der kräftige Sohn den Sack hervorziehen konnte. Velten verstaute ihn schnell im Rucksack und gab diesen seinem Sohn auf den Rücken.
Mit langen Schritten, voraus der Vater, ging es nun heimwärts.Kaum vermochte der Sohn mit der schweren Bürde zu folgen. Da, als sie schon die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, begegnete den beiden auf engem Pfad ein Mann, der laut und vornehmlich mit "Guten Abend" grüßte. Ungewollt, aber gleichsam durch die Umstände gezwungen, erwiderten Vater und Sohn wie aus einem Mund den Gruß.
Mit einem Schlage waren nun die Freude und all das Glück in Velten erloschen. Er hatte gesprochen, und damit war ja der große Zauber gebrochen.
Daheim angekommen, wurde der Sohn so schnell wie möglich ins Bett geschickt. Velten aber schloß sich in seiner Kammer ein. Noch am nächsten Morgen war ihm anzusehen, daß ihm etwas danebengegangen war. Es dämmerte ihm auch, daß an all dem Mißgeschick nur die Bauern vom Nebentisch im Wirtshaus schuld waren. Er verließ sein Häuschen durch die Hintertür, den Hut tief ins Gesicht gezogen. So streifte er den ganzen Tag durch Wald und Flur und wich den Menschen im großen Bogen aus. - An seinem Hute aber glänzte der Löwe und strahlte, als wolle er seinen Träger aufmuntern und trösten.

 

 

 

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