Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land von 1973 - heute
1991- Der Friedhof in der Meisenbach
Der Friedhof in der Meisenbach
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1991 - Von Herbert Justus
Unterhalb von Thäleischweiler-Fröschen liegt auf einer flachen Südterrasse die Kapellenruine Meisenbach inmitten eines mit einer Quadermauer rund ummauerten Friedhofs.
Wir erreichen diesen Friedhof über die Fröschner Straße und biegen beim Bahnübergang Kronenstraße in einen betonierten Wirtschaftsweg ein, der uns nach etwa 1 km an die Kapellenruine bringt. Die wenigsten Besucher wissen, daß wir uns hier auf der mittelalterlichen Heerstraße befinden, die von Weißenburg kommend, durch das Lautertal über Kaltenbach, Münchweiler, Rodalben, Thalfröschen, an der Meisenbach vorbei Richtung Zweibrücken führte. So mancher Reisende, der zu Fuß oder Pferd diesen Weg zog, mag wohl hier Rast gemacht und die Kapelle zu einem kurzen Gebet aufgesucht haben.
Noch Anfang der fünfziger Jahre war dieser Friedhof mit Bäumen und dichtem Gestrüpp bedeckt und die spärlichen Reste der Kapelle kaum dahinter wahrzunehmen.
In einer sich über einen längeren Zeitraum hinziehenden Säuberungskampagne, wurde von der Jungen Union Thaleischweiler-Fröschen, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege und Unterstützung der Gemeinde Thaleischweiler-Fröschen, die Anlage von Gestrüpp und Bäumen befreit, alles gesäubert und die Bausubstanz der Kapellenruine und der Friedhofsmauer wieder gefestigt.
Bei diesen Arbeiten wurden auch eine Anzahl alter Sandsteingrabsteine freigelegt und zur Erhaltung in Reihen beiderseits des Weges vom Eingang bis zur Kapellenruine wieder aufgestellt. Bei diesen Grabsteinen handelt es sich ausschließlich um solche des 19. Jahrhunderts von protestantischen Bürgern aus Höh- und Thalfröschen.
Wenn wir das ursprüngliche Alter dieser Friedhofsanlage bestimmen wollen, sind wir weitgehend auf Vermutungen angewiesen, da keine daraufhindeutenden Urkunden mehr vorhanden sind.
In der Frühzeit nach Einführung des Christentums bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war es üblich, die Toten im Bereich von Kirchen und Kapellen zu bestatten. Die Friedhöfe waren direkt um diese angeordnet und dienten oft Jahrhunderte diesem Zweck. Bei Bedarf wurden sie aufgefüllt und höhergelegt, was für den alten Friedhof um die protestantische Kirche in Thaleischweiler bewiesen ist.' Auch um die Kapelle in der Meisenbach war ein Friedhof gelegen. Durch den Mauerverlauf kann man noch heute die ehemalige Größe ersehen. -
Auch hier deutet die gegenüber der Außenmauer sichtlich höher liegende innere Ebene auf Höherlegungen hin.
Nach der noch vorhandenen Bausubstanz der Kapellenruine zu urteilen, könnte sie anfangs des 13. Jahrhunderts erbaut worden sein, also zur gleichen Zeit wie die Kirche in Thaleischweiler, beides wohl veranlaßt durch das Kloster Hornbach.
Dazu ist zu bemerken, daß sich nicht nur in Thaleischweiler, sondern auch in der Meisenbach ein kleiner Klosterhof befand.'
Die Kapelle diente den Bewohnern von Meisenbach, Fröschen und Schonenbach zum Gottesdienst. Es ist anzunehmen, daß auch ab Erbauung der Kapelle hier ein Friedhof für die drei zugehörigen Orte angelegt wurde, zumal die Talniederung des Schwarzbachs sumpfig und ein Großteil des Jahres durch Überschwemmungen fast unpassierbar war.
Man kann wohl davon ausgehen, daß dieser erste Friedhof so lange belegt wurde wie auch die Kapelle bestand. Nachdem sie aber im 16. Jahrhundert immer mehr zerfiel, scheint auch der Friedhof aufgegeben worden zu sein. Das hängt wohl` teilweise mit der
Einführung der protestantischen Lehre zusammen. Diese erfolgte im Herzogtum Zweibrücken bereits im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts und im Amt Lemberg vermutlich um 1570 nach Übernahme der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch durch Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg.
Bereits 1579 war die Kapelle in der Meisenbach halb zerstört und das Kloster Hornbach sollte sie neu decken lassen, da es 2/3 des Zehnten in Fröschen bezog.3
Das Kloster Hornbach bestand aber zu diesem Zeitpunkt als solches schon nicht mehr, da es Herzog Wolfgang von Zweibrücken 1558 aufhob und das Vermögen für die neugegründete herzogliche Schule verwendete. Da die katholische Grafschaft ZweibrückenBitsch im Jahre 1570 an das protestantische Hanau-Lichtenberg überging und das Amt Lemberg wegen Erbauseinandersetzungen von 1570 bis 1604 von den Truppen des Herzogs von Lothringen besetzt wurde, war sicher kein Geld vorhanden die Kapelle wieder herzurichten, zumal um 1500 auch Schonenbach eingegangen war.
Es ist zu vermuten, daß die Toten der wenigen Bewohner von Meisenbach und Frö- nunmehr wohl protestantischen Glaubens, auf dem Friedhof bei der Kirche in Thaleischweiler beigesetzt wurden.
Nach der Wiederbesiedlung von Thaleischweiler und Fröschen nach dem 30jährigen Krieg, Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Toten aus Fröschen und dem neugegründeten Höhfröschen ausschließlich in Thaleischweiler bestattet.
Die Kapelle in der Meisenbach und der dortige Friedhof befanden sich in einem desolaten Zustand.
Eine neue Periode entstand durch die französischen Reunionen ab ca. 1680.
Die Kapelle wurde auf Betreiben des katholischen Bischofs von Metz wieder zu Gottesdiensten benutzt und teilweise von Zweibrücken, Hornbach und Rodalben aus versehen. Nach 1700 hielt auch der katholische Pfarrer von Nünschweiler hier Gottesdienst ab und es erfolgten am Pfingstmontag und am St.-Cyriakus-Tag Wallfahrten katholischer Gläubigen aus der näheren und weiteren Umgebung. Diese wurden erst um 1750 auf Veranlassung der landgräflichen Verwaltung eingestellt.
Der Friedhof wurde in dieser Zeit von den überwiegend protestantischen Bewohnern der Umgebung nur ausnahmsweise benutzt. Das geht aus einem Vermerk im Kirchenbuch von Pirmasens hervor. Hier finden wir beim Eintrag für Anna Katharina Alspach aus Fröschen folgenden Zusatz: , , atn 10. Juni 1693 zu Meisenbach bestattet, weil zu Fröschen das Wasser so groß war, daß man nicht über den Bach konnte um sie in Eischweiler zu begraben. ` `
Ein weiteres Mitglied dieser Familie wurde am 3. Juli 1705 ebenfalls hier beigesetzt.
Daß es sich hier tatsächlich um Ausnahmen handelte geht auch aus der Tatsache hervor, daß in der Zeit von 1725 bis 1769 insgesamt 15 Kinder aus Höhfröschner Familien im Alter bis zu neun Jahren hier bestattet wurden; diesen stehen nur drei Erwachsene gegenüber, bei denen es sich um herumziehende Personen handelte, die in Höhfröschen verstarben.4
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts, in der Zeit der französischen Besetzung, entstand eine Änderung im Bestattungswesen. Nachdem die Friedhöfe nunmehr in den Besitz der politischen Gemeinden übergingen und der Platz um die Kirche in Thaleischweiler wohl auch zu eng wurde, erhielten die protestantischen Toten von Höh- und Thalfröschen auf dem wiederhergerichteten Friedhof in der Meisenbach ihre letzte Ruhestätte und die Katholiken auf dem ab 1797 eröffneten Friedhof in Fehrbach, wo bereits 1796 eine eigene Kirche aus Mitteln der katholischen Bürger von Fehrbach, Staffelhof, Höh- und Thalfröschen erbaut wurde.' Seit 1738 bestand vorher bereits an der Rosenberger Kapelle ein geweihter Begräbnisplatz, auf dem auch die Katholiken aus Höh- und Thalfröschen begraben wurden.6
Sämtliche in der Meisenbach heute noch vorhandenen 24 Grabsteine stammen aus dem 19. Jahrhundert und beweisen damit die Belegungsdauer. Folgende Namen "sind auf den Steinen noch lesbar:
Allspach — Bißbort — Emmer — Felde — Fischer — Gölter — Groß — Heil — Höh - Justus — Kettering — Knecht — Linn — Wick — Munzinger — Pirmann — Roos — Sauer — Simon — Schatzmann — Schoch — Schwab — Stock — Utzinger.
Diese Namen sind fast alle auch heute noch in Höhfröschen und Thaleischweiler-Frösehen nachweisbar.
Die Bestattungen in der Meisenbach waren bei schlechtem Wetter und vor allem im Winter, besonders von Höhfröschen aus, mit großen Mühen und Schwierigkeiten verbunden. Dabei wurden die Verblichenen vom Kantor mit den Schulkindern am Trauerhaus abgeholt und zum Friedhof in der Meisenbach geleitet, wo sie der Geistliche erwartete.
Diese Regelung wurde erst durch Beschluß des Presbyteriums Fröschen vom 10. Juni 1914 geändert; ab diesem Zeitpunkt begleitete der Pfarrer den Leichenzug bereits ab dem Trauerhause.
Die Höhfröschner benutzten beim Leichenzug dabei den sogenannten , ,Totenweg` `, der als Gewannweg noch heute vorhanden und besonders im unteren Teil gegen den Friedhof zu äußerst steil und abschüssig ist. Man kann sich die Schwierigkeiten bei der Benutzung des Weges im Winter und bei anhaltendem Regenwetter leicht vorstellen.
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts waren Bestrebungen im Gange, einen Friedhof in Ortsnähe anzulegen, der auch von Höhfröschen aus leichter zu erreichen war als die Meisenbach. Aber erst 1896 wurde an der Distriktstraße von Thal- nach Höhfröschen durch die protestantische Cultusgemeinde Fröschen Gelände angekauft und der noch heute bestehende Friedhof angelegt.
Noch im gleichen Jahr wurde das Gelände geebnet, eingefriedet und mit einem Eingangstor versehen und konnte nun als neuer Friedhof zunächst nur für die protestantischen Bürger beider Ortsteile, die ja eine politische Gemeinde bildeten, benutzt werden.
Der Friedhof in der Meisenbach wurde noch eine zeitlang für Bestattungen in den Familiengräbern weiterbenutzt. Laut einem Beleg in der Gemeinderechnung für das Jahr 1910 wurde an Maurer K. Huber aus Thaleischweiler für Reparatur der alten Friedhofsmauer 58,— Mark bezahlt. Hier arbeiteten zwei Leute mehrere Tage; es handelte sich also vermutlich um eine größere Reparatur. Auch 1914 wurden nochmals für sechs Tagwerk Instandsetzungsarbeiten 15,— Mark bezahlt.
Noch bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts wurden einzelne Gräber gepflegt. Erst nach einer mutwilligen Zerstörung vieler Grabdenkmäler im Jahre 1938 bildete sich immer mehr Gestrüpp und Gebüsch und Friedhof und Kapelle verbargen sich nach und nach in einer fast undurchdringlichen Wildnis.'
Erfreulicherweise fanden sich Mitte der fünfziger Jahre, wie bereits eingangs erwähnt, eine Anzahl Idealisten, die den Friedhof und die Kapelle säuberten und in ihren heutigen Zustand versetzten.
. Es wäre zu wünschen, daß die geringen Überreste der St.-Cyriakus-Kapelle und der Friedhof in unserer von Zeugen der Vergangenheit so armen Umgebung für unsere Nachfahren zumindest in ihrem heutigen Zustand erhalten blieben.
Benutzte Literatur:
1 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen; S. 176
2 A. Neubauer; Regesten des ehemaligen Benediktiner-Klosters Hornbach; Mitt. d. Historischen Vereins der Pfalz; 1904; Weistum von Fischbach — 1369.
3 Gümbel; Geschichte der Prot. Kirche der Pfalz; S. 470
4 W. Siegl; Familien-Chronik v. Höhfröschen — 1730-1815
5 F. Claus; Maria-Rosenberg; S. 346
6 dito; S. 77/78
7 siehe Nr. 1; S. 285
1988- Schonenbach
Schonenbach
Eine untergegangene Siedlung bei Höhfröschen
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1988 - Von Herbert Justus
Viele Ortschaften sind über die Jahrhunderte hinweg gegründet worden und auch wieder untergegangen.
Im Kreis Pirmasens gibt es eine ganze Anzahl derartiger alter Siedlungsstellen. Die Archivunterlagen über diese Stätten sind äußerst spärlich und oft erinnern nur noch Flurnamen oder wenige Spuren ehemaliger Besiedlungen an ihr Vorhandensein.
Auch Schonenbach (Schonnebach, Schönbach) war eine dieser Siedlungen. Sie lag auf dem Bergrücken, wo sich heute Höhfröschen erstreckt, aber nicht in Nord-Süd-Richtung wie Höhfröschen, sondern von Westen nach Osten. Der Gewannenamen „In den Hofplätzen` `,welcher westlich und östlich des heutigen Dorfes erscheint, weist darauf hin. Das schreibt auch Prof. Dr. E. Christmann in „Die Siedlungsnamen der Pfalz, Teil II". Er nimmt an, daß der Name „Plätze ehemaliger Höfe" besagt. In Teil I obiger Veröffentlichung bezeichnet er allerdings „Schönbach` ` als eine Wüstung bei Thaleischweiler.. Das ist wohl auf Unkenntnis der örtlichen Verhältnisse zurückzuführen. Es handelt sich hier um den Hinweis auf dieselbe Wüstung, nämlich Schonenbach.
Urkundlich wurde der Ort erstmalig 1295 bei der 1.. Teilung der Grafschaft Zweibrükken zwischen den Brüdern Eberhard und Walram I. als „Schonnebach" erwähnt (1).
Prof. Dr. G. Biundo nahm an, daß der Ort als fränkische Siedlung etwa um 540 gegründet wurde (2). Dies ist durch neue Forschungen in Zweifel gezogen worden. Man denkt heute, daß der Ort erst in der fränkischen Ausbauzeit, etwa um 900, entstanden ist. Prof. Dr. Christmann erklärt, daß die Ortsnamenzüsainmensetzungen mit — bach - zunächst Flurnamen sind und daher zu verschiedenen Zeiten zu Ortsnamen werden können. Man kann daher nicht auf ein bestimmtes Alter einer Siedlung schließen (3). Nach seinen Angaben, gibt es aber eine ganze Anzahl -bach-Orte, die aus nahen -weiler Orten herausgewachsen sind. Man kann also durchaus der Meinung sein, daß Schonenbach und auch Meisenbach" aus Thaleischweiler hervorgegangen sind. Da nun, aber die -weiler-Orte wahrscheinlich im 7J8. Jahrhundert beim ersten Landesausbau in der Mero.wingerzeit entstanden sind, und zwar durch Besiedlung von Saar und Blies her, kann Schonenbach und auch Meisenbach erst nach dieser Zeit entstanden sein.
Sichtbare Überbleibsel aus dem alten Schonenbach sind heute nur noch die , , Schonenbacher Tränke" ` und der „Schonenbacher Waschtrog". Beide befinden sich an dem mit Büschen und Bäumen bestandenen Fußpfad von Höhfröschen aus in das Mohrbacher Tälchen, einer bewaldeten Schlucht, die aber stellenweise so breit ist, daß sonnige Wiesenflächen vorhanden sind. Das Tälchen mündet dort, wo sich heute die Lagerhallen der USArmy in der Mohrbach befinden und ist von der L 477 oberhalb des Hitscherhofes in Richtung Thaleischweiler einzusehen. In Höhfröschen wird diese Waldschlucht als „Häldchen` ` bezeichnet.
Die „Schonenbacher Tränke", die aus dem gewachsenen Felsen herausgehauen ist, befindet sich noch in ihrem Urzustand, ist aber leider etwas geborsten. An dem , ,Schonenbacher Waschtrog" wurde vor einigen Jahren durch Privat-Initiative der Wasserzufluß neu gefaßt.
Wenn man sich etwas genauer mit der Ortsbezeichnung befaßt, fragt man sich unwillkürlich, wo denn hier auf der Hochfläche die „schöne Bach" ` gewesen sein soll, die Pate für den Ortsnamen war. Dazu muß man die Überlegungen von D. Häberle heranziehen. Er verweist in seiner Arbeit , ,Die Wüstungen der Rheinpfalz" ` auf das Eingehen von Dörfern durch Verlegung aus der ursprünglichen Erstlage in engen Tälern auf benachbarte fruchtbare Hochflächen. Diesen Vorgang hat L. Kampfmann für Orte der Sickinger Höhe nachgewiesen (4). Durch den Übergang von nahezu reiner Viehwirtschaft zu intensivem Ackerbau, war die Wohnlage in den engen, schmalen Tälern ungünstig und die Wohnstätten wurden daher auf nahegelegene Höhen mit tiefgründigem, fruchtbarem Kalkboden verlegt (5) .
Häberle vermutet, daß u. a. die Namen der Höhendörfer Fehrbach und Gersbach eine derartige Umsiedlung beweisen, doch fehlt hierzu bisher der urkundliche Nachweis (6).
Demzufolge könnte auch der Name , , Schonenbach` ` auf eine derartige Umsiedlung hinweisen. Man kann-sich dabei vorstellen, daß die erste Ansiedlung im , ,Häldchen` ` entstanden war, wo auch die , ,schöne Bach", die heutige Mohrbach vorhanden ist, die durch mehrere Quellen gespeist wird. Da das Tälchen gegen Westen hin zum Schwarzbach offen ist, kann die Besiedlung durchaus von Thaleischweiler aus erfolgt sein, wie es auch für Meisenbach, Thalfröschen und Höheischweiler vermutet wird.
Diese Ansiedlung im Häldchen war sicher nur ein Weiler, der aus 4 bis 5 Siedlungsstellen bestand, da hier ja nicht Platz für einen größeren Ort vorhanden war. Die ersten Ansiedler betrieben hauptsächlich Viehzucht. Saftige Wiesen und Möglichkeiten des Weidegangs an den an das Tälchen angrenzenden bewaldeten Hängen und den sicher damals noch teilweise bewaldeten Hochflächen, die das heutige Ortsgebiet von Höhfröschen ausmachen (Gewannenamen: Geschälte Birken, Im Mohrenkopferwald, im Brückenbergerwald), waren reichlich vorhanden.
Nachdem sich im Laufe der Zeit der Ackerbau gegenüber der Viehzucht langsam durchzusetzen begann, nahmen die Siedler wahr, daß auf der an das Tal angrenzenden Höhe fruchtbarer Ackerboden vorhanden war, der sich an Ort und Stelle rationeller bearbeiten ließ. Die Bewohner wanderten daher mit ihren Anwesen auf die Höhe über dem Häldchen und Schonenbach entstand neu, während die alten Gebäude im Tal mit der Zeit zerfielen.
Schonenbach lag vermutlich in dem Bereich, der von der Schonenbacher Tränke über eine gedachte Linie Buchenwaldstraße — Bogenstraße zum Langental führte und von dieser Linie aus Richtung Südwesten bis zu „Lichtmertels Pfuhl" an der Höhmühlbacher Straße.
Bereits Prof. Biundo erwähnte, daß Schonenbach eine große Ausdehnung besaß. Das ist so zu verstehen, daß die Häuser einzeln inmitten der Felder in einer sogenannten Blockflur lagen und daher bei wenigen Ansiedlern ein weit auseinandergezogenes Dorf entstehen konnte. Man kann das aber nicht mit heutigen Begriffen vergleichen; von einer Dorfstraße konnte wohl nicht die Rede sein.
Das Gebiet von Schonenbach gehörte in der Zeit der fränkischen Gaueinteilung des B. bis 12. Jahrhunderts zum Gebiet des Wormsgaus (7). Entgegen der noch von Pöhlmann geäußerten Ansicht, daß hier bei Thaleischweiler-Fröschen der Schwarzbach die Grenze vom Blies- zum Wormsgau war, ist es heute erwiesen, daß das ganze Gebiet von Schonenbach zum Wormsgau gehörte, wie es auch durch die Grenzen der. Diözesen Worms und Metz hier in unserem Gebiet bis zum Mittelalter ersichtlich ist. Die Diözesangrenzen waren fast immer mit den Grenzen der fränkischen Gaue identisch und hier lag das Gebiet von Fröschen, Meisenbach und Schonenbach zweifelsfrei noch im Gebiet der Diözese Worms. Die Banngrenze von Schonenbach nach Süden, Westen und teilweise Osten, die heute noch größtenteils mit der Banngrenze von Höhfröschen übereinstimmt, war gleichzeitig die Grenze vom Wormsgau zum Bliesgau. Ein weiterer Punkt für diese Behauptung ist die Tatsache, daß Fröschen, Meisenbach und Schonenbach in der ursprünglichen Gemarkung von Thaleischweiler gegründet und diese Flächen erst zu einem späteren Zeitpunkt aus dieser herausgelöst wurden.
Die im B. Jahrhundert entstandene Benediktinerabtei Hornbach besaß durch Landschenkungen auch in Schonenbach ausgedehnte Besitzungen. Von Hornbach aus wurden im Gebiet des Kreises Pirmasens Kirchen gegründet und wirtschaftliche Stützpunkte gebildet, die später zu förmlichen Klosterhöfen anwuchsen. An-der Spitze eines Klosterhofes stand der vom Abt bestellte Klostermeier, der zugleich Gerichtsschultheiß war. Ihm zur Seite standen für die Rechtsprechung 7 Schöffen und zu jedem Klosterhof gehörte auch ein Büttel, der Gerichtsdiener. Dem Klosterhof in Nünschweiler unterstanden die Orte: Dellfeld,
Dusenbrücken, Bottenbach, Hengsberg, Höhmühlbach, Schonenbach, Eischweiler, Wals-hausen und Windsberg (8).
Die anfängliche kirchliche Zugehörigkeit von Schonenbach zu einer Kapelle auf dem Staffelberg, wie sie noch in den „Kunstdenkmälern des Kreises Pirmasens" erwähnt wird, scheint heute mehr als zweifelhaft. Durch nichts ist bisher das Bestehen einer derartigen Kapelle erwiesen und auch nicht zu erklären (9).
Wenn hier in unserer Gegend eine frühe Kapelle erbaut wurde, dann sicher nicht an einer zu dieser Zeit unbewohnten, unwirtlichen Stelle auf dem Staffelhof, sondern am Wedebrunnen in Pirmasens, im Gebiet der Waldmark, die schon früh durch Schenkung an das Kloster Hornbach kam.
Wir können für die Frühzeit eine Zugehörigkeit von Schonenbach zu dieser Kapelle am Wedebrunnen vermuten. Der Kirchendienst wurde hier von Mönchen aus dem Kloster Hornbach versehen.
Da sich der Einzugsbereich der Klosterhöfe ursprünglich mit den Pfarrsprengeln deckte (10), kann man annehmen, daß nach Erbauung einer Kirche in Nünschweiler, die Schonenbacher nun hierzu gehörten. Dies änderte sich wohl erst, als in unmittelbarer Nähe, in Meisenbach, etwa um 1225 eine Kapelle errichtet wurde, zu einem Zeitpunkt, wo bereits das Territorialgebiet der Grafschaft Zweibrücken im Entstehen war. Es scheint unerklärlich, warum gerade hier in Meisenbach, fast in Sichtweite der Kirche zu Thaleischweiler, eine Kapelle errichtet wurde.
Sollte hier der Schwarzbach die Ursache gewesen sein? Die Talniederung war sumpfig und wohl zum Großteil des Jahres durch- Überschwemmungen unpassierbar. Dadurch ließe sich eine Kapelle in Meisenbach, die die beiden nahe gelegenen Orte Fröschen und Schonenbach kirchlich mitversorgte, wohl erklären.
Zum Schutze der Klöster waren von Anfang an Kastenvögte bestellt. Vögte des Klosters Hornbach waren von der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts an die Grafen von Saarbrücken und als zwischen 1182 und 1188 die Grafen von Zweibrücken sich von ihnen abzweigten, erhielten diese auch die Klostervogtei.
Die Klostervögte nutzten ihre immer stärker werdenden territorialen Rechte dazu aus, die Besitztümer des Klosters immer weiter zu beschneiden und so gelangte ein Großteil des ursprünglichen Klosterbesitzes in ihre Hände.
Im Jahre 1282 erbten die beiden Grafen Eberhard und Walram 1. die Grafschaft Zweibrücken, die sie anfänglich gemeinsam verwalteten. Da ihnen die Verhältnisse mit der Zeit doch lästig wurden, teilten sie im Jahre 1295 mehrere ihrer Besitzungen, hauptsächlich aber das spätere „Amt Lemberg" samt den in den Dörfern des Bezirks sitzenden eigenen Leuten. Dabei kommt es zur ersten Erwähnung von Schonenbach. In der etwas unklaren Teilungsurkunde wird unser _Ort vermutlich dem Grafen Eberhard, der sich nach Erwerbung von Bitsch im Jahre 1297, Graf von Zweibrücken, Herr zu Bitsch nennt, zugeschlagen.
Es heißt dort:... lammt der Gülte zu Emeswilre, Schonenbach und Hizhusin ... (11).
Wenn hier ausdrücklich von der „Gälte` `, also von den Rechten gesprochen wird, weist das wohl daraufhin, daß sich der Großteil von Schonenbach noch im Besitz des Klosters Hornbach befand.
Die erste Teilung von 1295, die augenscheinlich nur der Eigenleute wegen stattgefunden hatte, führte in bezug auf die betreffenden Gebiete bald wieder zu erneuten Zerwürfnissen und zwar größtenteils betreffs eigener Leute und Gefälle und Rechte zu Birmesessen, Meisenbach, Schonenbach, Maßweiler, Vinningen usw. (12)-.
Vier selbstgewählte Schiedsleute stellten im Jahre 1304 den Frieden wieder her, da sie einem jeden von den Brüdern von den strittigen Gegenständen dasjenige zuteilten, was ihnen nach ihrem Dafürhalten rechtlich gebührte.
In diesem Zusammenhang erfahren wir auch, daß 1304 Folmar von Schonenbach nebst seinen Kindern dem Grafen Eberhard gehört (13).
Die Ruhe dauerte nicht lange; wieder kam es zu Zwistigkeiten, die sogar zu einer blutigen Fehde führte, in deren Verlauf Graf Eberhard von Zweibrücken-Bitsch im Jahre 1320 den Tod in der Blies fand.
Erst im Jahre 1333 erfolgte die endgültige Teilung zwischen den beiden Grafenhäusern, wobei Zweibrücken-Bitsch u. a. das Amt Lemberg mit Schonenbach erhielt (14).
Ab diesem Zeitpunkt gelangte auch das Vogteirecht über die Abtei Hornbach in den alleinigen Besitz der Linie Zweibrücken; die Grafen von Zweibrücken-Bitsch hatten keinen Anteil mehr an demselben.
Die Landeshoheit war nun noch nicht so ausgebildet, daß die Grafen von Zweibrücken-
Bitsch 4F alle territorialen Rechte in ihrem Gebiet besaßen. Durch die Vogtei über das Kloster
Hornbach, übte der Graf von Zweibrücken seine Schutzrechte auch über die im Gebiet des Amtes Lemberg liegenden Ländereien und Leute des Klosters Hornbach aus. Es kam immer wieder zu Übergriffen gegenüber Hörigen die unter dem Schutz des Klosters Hornbach bzw. des Grafen von Zweibrücken standen.
Bereits 1334 kam es zu neuen Händeln, die dann 1335 durch Kurfürst Ruprecht von der Pfalz geschlichtet wurden (15).
Im Jahre 1360 erfahren wir wieder eine urkundliche Mitteilung über Schonenbach. Es gaben Hentschouch und seine Erben, Pirminius sein Schwiegersohn, Funko Reinemann sein Bruder, sowie Hartmann Klovelucher, Gerlach von Hunthusen, Margreta von Eiswiler und Litheidis ihre Schwester und Hermann daselbst, dem Kloster Hornbach 10 Schilling Pfennig weniger 3 Pfennig vom Gut Maschweiler Berg und in Schonenbach. (Hornbacher Urbar Fol. 8).
Am Rande durchgestrichen, aber noch lesbar steht: Die Schillinge gibt Groß Faber und seine Erben in Eyschwiller und von Schonenbach wird nichts gegeben (16).
Das Gebiet von Schonenbach wurde von drei Straßenverbindungen berührt. Die alten Straßen sind fast immer als Höhenstraßen angelegt. Sie wurden jahrhundertelang als Verkehrswege festgehalten und reichen oft in früheste Zeiten zurück. Auf der südwestpfälzischen Hochebene verlaufen sie unmittelbar in der günstigsten Richtung. Als Ausnahme hiervon benutzt die mittelalterliche Heerstraße von Weißenburg herauf das Wieslautertal bis Kaltenbach, um von da über Münchweiler, Thalfröschen, Meisenbach, an Schonenbach vorbei über Mühlbach nach Zweibrücken zu führen (17).
Bereits in vorrömischer Zeit wird unser Gebiet von einer Straße durchzogen, die von Landstuhl über Hermersberg, Thaleischweiler, Schonenbach, Fehrbach, Eppenbrunn nach Bitsch führte.
Eine weitere Straßenverbindung aus römischer Zeit kam von Hornbach her über Bärenhütte, Höheischweiler am Hainbüchel entlang, führte über die Gewanne „Dinkelfeld", etwa dort, wo sich heute die Autobahnbrücke am TÜV befindet und weiter über den Steinberg Richtung Biebermühle. Hier zweigte eine Linie über das Römerkastell Richtung Höheinöd/Landstuhl ab und die Hauptlinie verlief über die Heidelsburg bei Waldfischbach weiter in die Vorderpfalz.
Im Banne von Höhfröschen gibt es noch heute an der Verbindungsstraße nach Höhmühlbach die Gewannebezeichnungen „ Beim, Lichtmertelspfuhl" und ,, Am Lichtmertelspfuhl oben am Weg". Diese an sich-etwas sonderbaren Gewannenamen, die noch aus der
Zeit von Schonenbach stammen, erklärte Prof. D. Biundo wie folgt (18): ,,Im alten Schonenbach muß ein besinnlich-frohes Leben geherrscht haben. Alljährlich um die Weihnachtszeit gab es heimliche Umzüge am Abend. Im Walde über das westliche Ende des Dorfes hinaus, sammelte sich das stattliche Gefolge des ,Lichtmertels`, sonst auch Pelzmärtel genannt. Alle trugen Lichter in der Hand, der Lichtmertel aber, ein ehrwürdiger Greis im Hohepriestergewand mit einer goldenen Krone auf dem Haupt, trug das größte Licht. Der geordnete Zug setzte sich unter Absingen alter Weihnachts- und Volkslieder langsam in Bewegung. So zogen sie von Haus zu Haus und nahmen milde Gaben in Empfang. Zuletzt ging der feierliche Zug zur St. Pirminius-Kapelle auf dem Staffelberg, wo sie die Reste ihrer Wachskerzen niederlegten".
Sicher ist das Leben in Schonenbach nicht so heiter, besinnlich verlaufen, wie in vorstehender Legende geschildert.
Der Grundbesitz gehörte ganz dem Kloster Hornbach bzw. den Territorialherren und die Bewohner mußten den Zehnten und auch anderweitige Abgaben an die Grundherren abführen und auch Frohndienste leisten. Die Abgaben gingen von den Pirminsleuten an den Meierhof in Nünschweiler, wo durch den Klostermeier auch die niedere Gerichtsbarkeit ausgeübt wurde.
Neben Zehnten und Zinsen besaß das Kloster Hornbach auch das Recht des sogenannten Buteils ` `, d. h. das Haus eines Bauern im Pirminslande fiel nach dem Tode seines Bewohners, der Abtei Hornbach zu und mußte dann wieder vom Erben neu erworben werden. Dieser Umstand wirkte sich lähmend auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus, da niemand Interesse hatte, einzig und allein für das Kloster zu bauen. Herzog Ludwig der Schwarze von Zweibrücken hob daher als Kastenvogt des Klosters Hornbach durch eine am 1. August 1470 erlassene Verfügung, dieses einschneidende Grundherrenrecht des Klosters auf und gab allen Pirminsleuten ihre Häuser zu eigen (14).
Wahrscheinlich bestand Schonenbach um diese Zeit schon nicht mehr, denn es soll um 1500 eingegangen sein. Über den Untergang von Schonenbach sind bisher nur vage Vermutungen laut geworden. Um seine Besitzungen abzurunden soll das Kloster Hornbach die Bewohner aufgekauft haben, die dann wegziehen mußten.
Um das zu verstehen, muß man die Situation am Ende des Mittelalters (15./ 16. Jahrhundert) kurz streifen. Die Bauern befanden sich in einer schweren wirtschaftlichen Lage. Aus freien Bauern waren, bedingt durch die harten kriegerischen Zeiten, Mißernten und die Bedrückung der Oberen immer mehr Abhängige von Kloster und Landesherren geworden. Aus dieser Lage ist wohl auch die allgemeine Unzufriedenheit der Landbewohner zu verstehen, die in den Bauernkriegen um 1525 ihren Höhepunkt fand.
Um dem wirtschaftlichen Druck zu weichen, begab man sich immer mehr in die Abhängigkeit und wurde Höriger und Leibeigener (19).
Die Schonenbacher Bauern waren wohl den gleichen Ursachen ausgesetzt, und da sich der Grund und Boden sowieso nicht in ihrem Besitz befand, waren sie den Anordnungen der Grundherren mit allen Konsequenzen hilflos ausgeliefert.
Das„ Aufkaufen" der Schonenbacher durch die Klosterleute scheint durchaus glaubhaft.
Das Kloster Hornbach befand sich Ende des 15.! Anfang des 16. Jahrhunderts, teilweise bedingt durch die Reformation, selbst in Auflösung und hatte mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Zeitalter der großen kirchlichen Schenkungen war längst vorbei und die Macht der Territorialherren wurde immer größer. Diese versuchten mit allen Mitteln Einfluß auf den nach wie vor großen Grundbesitz des Klosters Hornbach zu gewinnen. Sicher kam es zu Verkäufen und so scheint dessen Grundbesitz in Schonenbach geschlossen an die Grafen von Zweibrücken-Bitsch veräußert worden zu sein, zumal dieser auf „ausländischem" Gebiet lag.
In einem Weistum von Nünschweiler um das Jahr 1535, sind nur noch die Orte Dellfeld, Mühlbach, Eschweiler, Hengsberg, Windsberg, Bottenbach und Walshausen als zugehörig bezeichnet; alles Orte, die im Gebiet von Zweibrücken lagen (20). Schonenbäch ist nicht mehr verzeichnet. Damit dürfte erwiesen sein, daß das ganze Ortsgebiet an die Grafen von Zweibrücken-Bitsch übergegangen war und die territoriale Abgrenzung zwischen Zweibrücken und Zweibrücken-Bitsch zu diesem Zeitpunkt wohl schon vollständig bestanden hat. Die Grenze gegen Zweibrücken hin, befand sich etwa an der Straße von der Autobahnbrücke am TÜV, in Richtung Rieschweiler-Mühlbach. Schonenbach bestand schon nicht mehr, obwohl in dem Zweibrücker Oberamts-Bannbuch vom Jahre 1547 noch von Schonenbach die Rede ist. Es heißt dort wörtlich bei der Beschreibung der Grenze von
Nünschweiler, Müelbach vond Eschweiller" (21): „Obengenanter dreyen dorff grentz fahet ahn zue Schönbach vndein ahn der Drencken oben ahn dem dorff Mülbach vff der grossen bach, so vorn Eischweiller kompt; genant bach hat die grentze versus septentrionem (gegen Norden); weiter streckt sich die grentz vonn schonbach aussen vff die buchen standet........usw.,` `
Hier war wohl den ortskundigen Bauern von Höheischweiler und Mühlbach noch das Vorhandensein des ehemaligen Dorfes Schonenbach bekannt.
Auf der von dem Geometer Tilemann Stella 1563/64 gezeichneten Karte unseres Gebietes sind zwar Meisenbach und Fröschen vermerkt, aber von Schonenbach findet sich keine Spur mehr (22).
Warum Schonenbach nicht mehr besiedelt wurde, nachdem sich das Ortsgebiet vollständig im Besitz der Grafen von Zweibrücken-Bitsch befand, ist schwer zu erklären. Man kann nur annehmen, daß in dieser Zeit wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse kein Interesse an einer Neubesiedlung bestand. Zudem, gelangte 1570 das Amt Lemberg nach Aussterben der Manneslinie Zweibrücken-Bitsch an die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und wurde wegen Erbauseinandersetzungen bis zum Jahre 1604 von Truppen des Herzogs von Lothringen besetzt gehalten.
Kleine Teile des ehemaligen Schonenbacher Banns wurden sicher auch von Fröschen und Meisenbach aus bewirtschaftet. Das war aber bestimmt nicht viel, denn jeder Einzelne konnte ja nicht unbegrenzt Land unter den Pflug nehmen.
In Fröschen selbst war noch genug vorhanden. Man darf sich von der. Größe der Orte um 1500 keine übertriebenen Vorstellungen machen. Laut dem Zweibrücker Oberamtsbannbuch von 1547 wohnten in Nünschweiler 15 Bauern, in Mühlbach 11 Bauern und in Eschweiler (Höheischweiler) 10 Bauern. Dazu kamen wohl noch eine Anzahl Hintersassen, die aber nur begrenzt Ländereien besaßen und die man heute als Nebenerwerbslandwirte bezeichnen könnte.
Eine letzte urkundliche Nachricht, die mit dem Namen Schonenbach verbunden ist, besitzen wir aus dem Jahre 1616.
Graf Johann Reinhard von Hanau-Lichtenberg erlaubt den (Höh-)Mühlbachern und ihren Nachkommen, daß sie für ihr Vieh die Rauhweide „von der Schönbacher Trencken an, das Tal hin bis ufs Mohrbacher Bächlin und von demselben hinauf bis an die Straß, do ein Buchen stehet und fürters von dannen bis zum Licht Mertelspfuhl" ` besuchen und gebrauchen dürften (23).
Die Mühlbacher waren als Untertanen von Pfalz-Zweibrücken immerhin „Ausländer` ` und hätten von der Rentkammer in Buchsweiler wohl nie diese Erlaubnis erhalten, wenn von Fröschener Seite aus das Gelände bearbeitet oder benötigt worden wäre.
Es dauerte noch ca. 100 Jahre, bis auf dem Gebiet von Schonenbach mit Höhfröschen ein neues Dorf gegründet wurde.
Im Jahre 1984 wurde eine Straße im Neubaugebiet „Im Brückenbergerwald" und „In den Hofplätzen" auf den Namen Schonenbachstraße getauft. Damit soll die Erinnerung an die längst vergangene Siedlung wieder wachgerufen und eine Brücke vomalten Schonen- bach zum jungen Höhfröschen geschlagen werden.
Quellennachweis
(1) Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafen von Zweibrücken-Bitsch; S. 185 u. 194
(2) Biundo, Geschichte Thaleischweilers und seiner Umgebung; 1924, S.8.
(3) Christmann, Siedlungsnamen der Pfalz; Teil III; 1958.
(4) Kampfmann, Wanderungen Pf. Ortschaften; Pf. Heimatkunde 1909; S. 14-16.
(5) Häberle, Die Wüstungen der Rheinpfalz auf Grundlage der Besiedlungsgeschichte; 1919/22; Mitt.d.Hist.V.d.Pfalz; Bd. 39/42.
(6) siehe Nr. 5; S. 72.
(7) Christmann, Pfälzer Heimat 1959; Burgalben — Donsieders — Bieberberg und fränkische Gaugrenzen; S. 81-84
(8) Eckardt/Kubach, Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Pirmasens; 1957; S. 11-13
(9) Lanninger, Pfälzer Heimat 1964; Pirminiuskapelle, Hockenstein; S. 17/18.
(10) Pöhlmann, Die älteste Geschichte des Bliesgaus; Teil II; S. 59
(11) sieheNr...1; S. 185.
(12) siehe Nr. l; 5.°194.
(13) Kampfmann, Beiträge zur westpf. Ortsgeschichte; Teil Il; Wüstungen; S. 130. (14), Cunz, Die Forstgeschichte des Pirminlandes; Aus heimatlichen. Gauen; Nr. 6; v. 21. 2. 1953.
(15) siehe Nr. 1; S. 205.
(16) siehe Nr. 13; S. 130.
(17) siehe Nr. 8; S. 47.
(18) siehe Nr. 2; S. 55. -
(19) siehe Nr. 5; S. 72. -
•(20) Neubauer, Weistum des ehemaligen Hofes-Nünschweiler; Westpf. Geschichtsblätter 1900; S. 20.
(21) Kampfmann, Beiträge zur westpf. Ortsgeschichte 1908; Teil 1; Zweibrücker Oberamtsbannbuch v 1547; S. 81.
(22) Stella, Gründliche und wahrhaftige Beschreibung der beyden Aempter Zweybrucken -und Kirckel; 1563/64; Landesarchiv Speyer; Zweibr. Domanialakten Nr. 1; die Karten zu dieser Beschreibung befinden sich in der kgl. schwel. Bibliothek in Stockholm; Kopien im Hist. Museum der Pfalz in Speyer.
(23) siehe Nr. 13; S. 130/31.
1987 -750 Jahre Thaleischweiler
750 Jahre Thaleischweiler
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1987 - Von Christian Gortner
1. Frühgeschichte
Zahlreiche Bodenfunde aus der mittleren und jüngeren Steinzeit (5000-1800 v. Chr.) sowie aus der Bronzezeit (1800-700 v. Chr.) beweisen, daß Thaleischweiler und seine Umgebung schon sehr früh von Menschen besiedelt waren. Ihre Herkunft, ihre Stammes-oder Volkszugehörigkeit sind uns jedoch unbekannt und in Dunkel gehüllt. Erst die Menschen der nachfolgenden Eisenzeit (700—Chr. Geburt) sind uns bekannt. Sie gehörten zum keltischen Stamm der Mediomatriker und sind das erste geschichtlich bezeugte Volk unserer Heimat. Die Kelten bewohnten weite Teile Europas, insbesondere Westeuropa einschließlich Irland und England, Süddeutschland und den gesamten Donauraum.
Als die Römer unter ihrem Feldherr Julius Cäsar in den Jahren 58-50 v. Chr. die Kelten in Gallien unterwarfen, konnten sie bis an den Rhein vordringen. Damit begann auch für unsere Gegend eine neue Zeit. Zum Schutze ihrer Straßen dürften die Römer an der Stelle, an der heute noch die Ruinen des mittelalterlichen „Steinenschlosses" stehen, eine kleine Befestigungsanlage errichtet haben, die heute noch im Volksmund „Römerkastell" genannt wird.
Als das Römische Reich durch das Vordringen der Germanen nicht nur an seinen Grenzen, sondern auch in Italien selbst in seiner Existenz bedroht wurde,' mußten sich die Römer ungefähr 400 nach Christus vom Rhein zurückziehen. Damit war der Weg der Germanen nach Westen frei. Fränkische Stämme überschritten den Mittelrhein, während die Alemannen über den Oberrhein ins Elsaß vordrangen. Diese besiedelten vom Elsaß her weite Teile der Vorderpfalz. Die Franken nahmen von Westen her über Saar und Blies unserg Gegend in Besitz. Außerdem versuchten auch sie vom Norden von Rheinhessen aus, ebenfalls in der Vorderpfalz Fuß zu fassen. Im Jahr 496 n. Chr. kam es bei Zülpich (wohl nicht das heutige Zülpich im Rheinland) zu einer Entscheidungsschlacht um die Vorherrschaft zwischen beiden germanischen Stämmen, in der. die Franken Sieger blieben. Die Alemannen wurden ins Elsaß zurückgedrängt, so daß einer Besiedlung unserer Gegend durch die Franken nun nichts mehr im Wege stand. Mit der Besiedelung dürfte auch die Christianisierung erfolgt sein.
2. Entstehung, Name und erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes
In diese Zeit der fränkischen Besiedlung dürfte auch die Entstehung unseres Ortes fallen (etwa 600 n. Chr.). Dabei mag die sonnige Terrassenlage über dem Schwarzbach eine maßgebliche Rolle für die Ansiedlung gespielt haben; denn auf ihr waren die Behausungen gegen die vielen Überschwemmungen des Schwarzbachs geschützt.
Die Deutung des Namens ist nicht mit Sicherheit nachweisbar, da die vorhandenen Urkunden nicht bis zur Entstehung des Ortes zurückreichen. Der Name begegnet uns zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1237, in der der Ort als „Eiswilre` ` aufgeführt ist. Prof. Dr. Georg Biundo hat in seiner „Geschichte Thaleischweilers und seiner Umgebung" ` den Namen ,,Eiswilre` ` von dem keltischen Wort ,,uisey` ` = Wasser und dem römischen ,,vülare" = Gehöft, Dorf, abgeleitet, woraus dann die römische Siedlung „Isevillare` ` im Schutze des Römerkastells entstanden sei. Daraus hätte sich dann „Eiswilre" und schließlich „Eischweiler` ` entwickelt. Gegen diese Auffassung wendet sich Prof. Dr. Ernst Christmann in „Die Siedlungsnamen der Pfalz" ganz entschieden und geht davon aus, daß sich der Name „Eischweiler` ` von einem Hof herleitet, der einem vornehmen Franken namens „Agiso" gehörte, woraus sich dann „Agisenvilari" und später „Eischweiler` ` entwickelt habe.
„Eiswilre" wird erstmals am 19. Oktober 1237 bei der ersten Teilung der Grafschaft Leiningen urkundlich erwähnt. Danach erhielt der älteste der leiningischen Brüder, Friedrich III., unter anderem die Burg „Grebinstein" (Gräfenstein) mit den dazugehörigen Dörfern „Rothalbin" (Roddalben), „Merichishalbin° ` (Merzalben) und „Eiswilre" (Thaleischweiler). Die Urkunde wird im fürstlich leiningischen Archiv in Amorbach auf- bewahrt.
An dieser Stelle muß auf die Tatsache hingewiesen werden, daß das Steinenschloß weder in dieser noch,in anderen Teilungsurkunden erwähnt wird. Dies dürfte ein sicheres Zeichen dafür sein, daß die Burg zu dieser Zeit schon nicht mehr bestanden hat.
3. Geschichte des Ortes
Die ursprüngliche Gemarkung Thaleischweiler umfaßte die heutigen Gemarkungen Thal- und Höhfröschen, Thaleischweiler und Höheinöd sowie jenen Teil der Gemarkung Burgalben, der heute rechts des Schwarzbachs liegt. Dies geht aus den Weistümern Burgalbens aus den Jahren 1466-1522 und einer Akte des Landesarchivs Speyer aus dem Jahr 1722 hervor. Wie weiterhin aus einer Grenzbeschreibung des Reichslandes um Kaiserslautern aus dem Jahr 1357 hervorgeht, war die ursprüngliche Gemarkung Thaleischweiler nicht nur der südlichste Zipfel des Reichslandes um Kaiserslautern, sondern auch der Diözese Worms und des Gaues Worms. Die beiden Gemarkungen Thaleischweiler und Burgalben wurden offensichtlich aus dem Reichsland herausgelöst und kamen als Reichslehen an die Grafen von Saarbrücken, die im Saar- und Bliesgau, in Lothringen und in der Vorderpfalz größere Besitzungen hatten.
Nach dem Tod des Saarbrücker Grafen Simon I. im Jahr 1182 n. Chr. wurde dieser von seinen beiden Söhnen Heinrich und Simon II. beerbt, welche die Grafschaft unter sich teilten. Heinrich, dem im wesentlichen der Bliesgau, die Besitzungen in Lothringen und zum Teil in der Vorderpfalz zugefallen waren, nahm seinen Sitz in Zweibrücken und nannte sich nun Heinrich 1., Graf von Zweibrücken. Dies war die Geburtsstunde der Grafschaft Zweibrücken.
Thaleischweiler scheint in jener Zeit mit Pfarrei und Klosterhof schon ein bedeutender Ort gewesen zu sein, über dessen Alleinbesitz sich die beiden Brüder offensichtlich nicht einigen konnten und deshalb den Ort und die Gemarkung geteilt haben. Fröschen wurde von der Gemarkung abgetrennt und fiel an die Grafschaft Zweibrücken. Die Grenze bildete der Schwarzbach. Auch der „niederste Teil" von Thaleischweiler, das sogenannte „Unterdorf" kam an Zweibrücken, während das „Oberdorf" bei Saarbrücken verblieb. Bei der Teilung dürfte es sich allerdings nur um eine Teilung der Untertanen gehandelt haben, während alles andere gemeinschaftlich blieb. Seit dieser Zeit war Thaleischweiler und Höheinöd zweiherrisch und bildeten eine Gemeinschaft. Aus dieser Zeit scheint ein altes Recht zu stammen, das bis zur Besetzung der Pfalz durch die Franzosen in dem Jahr 1794 Bestand hatte und zwar konnten sich die Untertanen in der Gemeinschaft ihre Herrschaft selbst wählen.
Als der Leininger Graf Friedrich I. im Jahr 1220 ohne männliche Nachkommen starb, fiel die Grafschaft Leiningen an seinen Neffen Friedrich, den Sohn seiner Schwester Luc- card, die mit dem vorgenannten Grafen Simon II. von Saarbrücken verheiratet war. Entweder hat dieser Saarbrücker Friedrich, der nun das leiningische Erbe übernahm, den saarbrückischen Teil der Gemeinschaft Thaleischweiler/Höheinöd als väterliches Erbe mitnach Leiningen gebracht, oder sein Bruder Simon III. hat ihm neben anderen Besitzungen diesen Teil überlassen. Der nun leiningische Teil der Gemeinschaft wurde dem Amt Gräfenstein angegliedert.
a) Geschichte des Zweibrücker Teils (Unterdorf) von Thaleischweiler
Der zur Grafschaft Zweibrücken gehörende Teil von „Eiswilre" scheint der bedeutendere gewesen zu sein, zumal das Kloster Hornbach, dessen Vögte die Grafen von Zweibrücken waren, in diesem Teil beträchtlichen Grundbesitz hatte, der in einem landwirtschaftlichen Gut mit Garten, Äckern und Wiesen bestand. Noch heute deutet die „Klostergasse", der ;,Klostergarten` ` und die „Klostermauer" auf diesen Besitz hin. Ein Kloster hat allerdings in Thaleischweiler nie bestanden, wie dies manchmal behauptet wird.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde eine Kirche auf klösterlichem Grundbesitz im gotischen Stil erbaut. Dieser zeigt sich noch deutlich an der Sakristei, die alle Stürme der Zeit überstanden, und anderen noch vorhandenen gotischen Stilelementen (Pforte an der Westseite des Turmes, zugemauerte Spitzbogenfenster an der Nordseite der Kirche u. a. m.) -
Im Jahr 1239 wird die Pfarrei zum ersten Mal erwähnt. Sie war dem Kloster Hornbach inkorperiert (einverleibt). Der Abt und der Konvent zu Hornbach haben im Jahr 1249 ihr Recht an der Kirche dem Frauenkloster zu St. Maria Magdalena in Zweibrücken übertragen. 1279 wurde der Kirche zu ;,Eyschweiler" das Recht auf Zinsabgaben verliehen. Thaleischweiler war durch den Bau der Kirche noch mehr in den Mittelpunkt getreten, wie dies bisher schon der Fall war. Zur Pfarrei gehörten damals Thaleischweiler, Fröschen, Höheinöd und Herschberg, sowie die in der Diözese Worms (Wormsgau) gelegenen und untergegangenen Orte Meisenbach, Schonenbach, Mühlenhausen, Steigen, Horsel und der Hof Atzenstein sowie Schorbach.
Thaleischweiler war Sitz eines Gerichts. Darauf deuten heute noch die Flurnamen „Auf dem Galgen" ` und „Am Tälchen unten am Galgen" ` hin. Die Gerichtsbarkeit wurde von beiden Herrschaften gemeinsam ausgeübt. Im Jahr 1285 starb Heinrich II. , Graf von Zweibrücken. Er hinterließ die Grafschaft seinen beiden Söhnen Eberhard und Walram, welche diese bis 1295 gemeinsam verwalteten. Dann nahmen sie eine Teilung der Untertanen vor, bei der Eberhard u. a. das Amt Lemberg, darunter auch den „Niedersten" Teil (Unterdorf) von Eischweiler erhielt. In dieser Urkunde werden Thaleischweiler und Pirmasens als die bedeutendsten Orte im Amt genannt. Außerdem erhielt er die Besitzungen in Lothringen, die er 1297 mit der in lothringischem Besitz befindlichen Herrschaft Bitsch vertauschte. Durch diesen Tausch erhielt er einen zusammenhängenden Besitz. Er nannte sich nun „Graf von Zweibrücken, Herr zu Bitsch". Im Jahr 1333 fand dann eine endgültige Gebietsteilung statt, nach der die Mühle von Eischweiler und die dazu gehörenden Wiesen Walrams Mutter Agnes und ihren Erben verbleiben sollten.
Nachdem nun die Besitzverhältnisse zwischen Eberhard und Walram geklärt waren, gab Eberhard 1334 die Burg und die Herrschaft Lemberg mit den dazu gehörigen Dörfern für 1000 Pfund „guter und vollwichtiger Heller" dem Trierer Erzbischof zu Lehen auf.
Als im Jahr 1570 der letzte männliche Nachkomme der Zweibrücken-Bitscher Linie, Graf Jakob, stirbt, fällt die Grafschaft an seinen Schwiegersohn Philipp V. von Hanau-Lichtenberg. Dadurch wurde das Unterdorf von Thaleischweiler hanau-lichtenbergisch.
In das Jahr 1570 fällt auch die Einführung der Reformation in der Pfarrei. Sie wurde in eine lutherische umgewandelt.
Im Jahr 1611 brannte die Kirche fast gänzlich nieder. Nur die Sakristei und Teile der Außenmauern bleiben stehen. Kaum war die Kirche im Jahr 1619 wieder aufgebaut, als diese in den Wirren des 30jährigen Krieges (wahrscheinlich 1635) abermals niederbrannte. Auch diesmal blieb die Sakristei verschont. Bei Beendigung des Krieges war der vorher blühende Ort gänzlich verlassen, verödet und ausgestorben. Um die Jahrhundertwende wurden Ansiedler aus der Schweiz ins Dorf gerufen, deren Nachkommen zu den alteingesessenen hiesigen Familien zählen, wie z. B. Schweizer, Ludy (Ludi, Littig, Lüttig), Gurtner (Gortner), Trachsel, (Drachsel, Draxsel), Hofer (Hoofer), Huber u. a. mehr. Nach diesen schweren Zeiten wurde die Pfarrei erst 1720 wieder ordnungsgemäß besetzt und die Kirche in den Jahren 1722/23 wieder aufgebaut. Der Turm wurde in seiner heutigen charakteristischen Form erst 1762/63 errichtet. Die Zeiten ohne Kirche und ohne Pfarrer hatte zur Folge, daß im Jahr 1720 Herschberg von der Mutterkirche getrennt wurde und eine eigene Pfarrei erhielt.
Als der letzte männliche Sproß aus dem Hause Hanau-Lichtenberg im Jahr 1736 starb, fiel die Grafschaft und damit auch der „niederste" ` Teil von Thaleischweiler an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, wo es dann bis zur Besetzung der Pfalz durch die Franzosen im Jahr 1794 verblieb.
b) Geschichte des leiningischen Teils von Thaleischweiler
Die Geschichte des leiningischen Teiles war, was den Wechsel der Herrschaften betrifft, bei weitem nicht so bewegt wie die des anderen Teils. Der leiningische Teil war ein kurpfälzisches Lehen. Deshalb nahm die Gemeinschaft Eischweiler-Hoheneinöd eine Sonderstellung im Amt Gräfenstein ein. Als dieses im Jahr 1367 infolge nicht rückzahlbarer Pfandverschreibungen an die Kurpfalz und über die Grafschaft Sponheim an die Markgrafschaft Baden kam, war Eischweiler auf Grund seines Lebensverhältnisses davon ausgenommen.
Von dem zweibrückischen bzw. Zweibrücker-Bitscher Teil ist von einem Lehensverhältnis nie die Rede. Offensichtlich ist der „Niedere Teil" ` von Thaleischweiler schon sehr früh für treu geleistete Dienste in den eigentümlichen Besitz der Zweibrücker Grafen übergegangen.
Im Jahr 1560 fand eine Teilung der leiningischen Grafschaft innerhalb des Leininger Hauses statt, bei der Eischweiler an die Linie Leiningen-Dagsburg-Falkenburg unter Emich X. fiel. Nach dem Aussterben dieser Linie im Jahr 1774 fiel das Amt Falkenburg und mit ihm der leiningische Teil von Eischweiler an die Linie Leiningen-Dagsburg-Hardenburg mit dem Sitz in Dürkheim zurück, wo es dann ebenfalls bis zur französischen Besetzung der Pfalz im Jahr 1794 verblieb.
Aus dem Jahr 1345 wird berichtet, daß die leiningischen Grafen Friedrich und Emich von ihrem Eigentum zu Eischweiler und ihrem Hof zu Rodalben für 200 Pfund Heller einen Teil dem Edelknecht Johann von Gerspach verpfändet haben. 1436 kam Hertwig Eck-brecht von Türckheim-Drachenfels, der mit den Leiningern in Fehde lag, in das leiningische Dorf Eisweiler, wo auf den Margarethentag (13. Juli) gerade Kirchweih gehalten wurde, nahm daselbst „groß Gut, finge wohl 60 und erschlug 10 Mann". Den leiningischeu Beamten von Falkenburg wird im Jahr 1785 gestattet, ihren Sitz in der Gemeinschaft Eisweiler zu nehmen, nachdem der Ort Falkenburg durch Tausch an Zweibrücken gefallen war. Infolge Tauschs im Jahr 1788 kam der leiningische Teil von Höheinöd an Sickingen. Die über sechs Jahrhunderte hindurch bestandene Gemeinschaft wurde aufgelöst, und die bisher gemeinsame Gemarkung getrennt; allerdings blieb die Zugehörigkeit zur Pfarrei Thaleischweiler weiterhin bestehen.
c) Die Zeit der französischen Herrschaft (1794-1815)
Durch die französischen Revolutions- und die darauf folgenden napoleonischen Kriege mit Besetzung und Abtretung der linksrheinischen. Gebiete an Frankreich, mußte die Bevölkerung neue Entbehrungen und Unterdrückungen auf sich nehmen.
1798 wurde die französische Verwaltung eingeführt und aus diesem Anlaß das Departement Mont-Tonnere (Donnersberg) gebildet, das auch den Kanton Pirmasens, zu dem Thaleischweiler gehörte, umfaßte. Im Jahr 1801 wurde das ganze linksrheinische Gebiet mit Frankreich vereinigt, so daß Thaleischeiler vorübergehend französisch wurde. Während der Besetzung durch die Franzosen wurden im Jahr 1797 die Zehnten und die Feudalrechte der früheren Landesherrn abgeschafft. Der Ort wurde zum ersten Mal wieder vereinigt, d. h. er kam unter einheitliche Verwaltung. Nach dem Sturz Napoleons kam die Pfalz und mit ihr auch Thaleischweiler im Jahr 1815 auf Grund des zweiten Pariser Friedens zunächst unter bayerisch-österreichische Verwaltung und 1816 endgültig zu Bayern.
d) Zugehörigkeit zu Bayern
Nach den napoleonischen Kriegen folgte eine längere Zeit des Friedens. Die Verkehrsverhältnisse wurden wesentlich verbessert, neue Straßen angelegt und alte verbessert. Im Jahr 1875 wurde die Bahnlinie Landau—Zweibrücken eröffnet und Thaleischweiler an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Vor der Jahrhundertwende entstanden infolge des Aufschwungs der Schuhindustrie in Pirmasens auch in Thaleischweiler zahlreiche Schuhfabriken, die wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes beitrugen.
. Die friedliche Entwicklung des Dorfes wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen. In der neu errichteten Schule in Thalfröschen wurde ein Lazarett eingerichtet. Männer unserer Gemeinde waren im Krieg gefallen. Die letzten zurückgehenden deutschen Soldaten hatten kaum das Dorf verlassen, als eine französische Kompanie mit aufgepflanztem Seitengewehr einrückte. Das linke Rheinufer wurde von den Siegermächten besetzt. Separatisten, von den Franzosen unterstützt, wollten die Rheinlande und die Pfalz vom Reich trennen. Diese Bestrebungen machten auch in unserem Dorf nicht halt. Es folgte die schwere Zeit der Inflation und des passiven Widerstandes. Die Reparationszahlungen und das Versailler Diktat lasteten schwer auf Deutschland. Arbeitslosigkeit breitete sich überall aus und nahm auch in Thaleischweiler besonders in den Jahren 1928-1932 bedenkliche Formen an.
1930 rückten endlich die Besatzungstruppen ab und der Rhein wurde wieder frei. Freudenfeuer loderten auf dem Galgenhübel in den nächtlichen Himmel.
Die katholischen Einwohner, die bisher nach dem benachbarten Maßweiler zur Kirche gingen, konnten im gleichen Jahr ihre unter vielen Opfern erbaute Kirche einweihen.
e) Die Zeit des Nationalsozialismus
Am 30. Januar 1933 war Adolf Hitler Reichskanzler geworden. Die Parteienkämpfe jener Zeit machten auch vor den Toren unseres Ortes nicht halt. Vor dem Lokal Mang kam es anläßlich eines Umzuges des Reichsbanners am 3. März 1933 zu einer blutigen Schießerei mit der SA, bei der es einen Toten und mehrere Verletzte gab.
Am 16. März 1935 wurde die Wehrhoheit und im Jahr 1936 die allgemeine Wehrpflicht verkündet sowie 1938 mit dem Bau des Westwalls begonnen. Sämtliche Säle des Dorfes reichten nicht aus, um die auswärtigen Arbeiter aus allen Teilen Deutschlands unterzubringen. Bereits ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg, schrecklicher und grausamer als je ein Krieg zuvor. Am 1. September 1939 brach das Unheil los. Wieder stand der deutsche Soldat fast sechs Jahre einer Welt von Feinden gegenüber. Die Heimat rückte in den Mittelpunkt der feindlichen Luftangriffe. Im Jahr 1944 fielen in Thaleischweiler die ersten Bomben. Die Einwohner suchten Schutz in den Stollen des Westwalls oder in den in die Felsen getriebenen Bunkern. Tiefangriffe auf die Bahnlinie lösten einander ab. Am 2. Januar 1945 erfolgte ein Luftangriff auf die Bahnhofstraße, dem sechs Häuser und zehn Menschen zum Opfer fielen. Nach kleineren Gefechten rückten am 21. März 1945 die Amerikaner in unser Dorf ein. Am B. Mai 1945 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. 148 Gefallene unserer Gemeinde forderte dieser Krieg, 56 Männer wurden noch vermißt.
7 Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Jahre des Hungers, des Elends und der Wohnungsnot folgten. Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten sollten in unserem Dorf noch Unterkunft und Brot finden. Die Fabriken lagen still. Der Schwarzhandel blühte. Die Währungsreform nahm den Bewohnern die letzten ersparten Groschen. Nur langsam wurde das Leben wieder in normale Bahnen gelenkt. Die Schuhfabriken begannen allmählich wieder zu arbeiten, so daß die Bevölkerung wieder Arbeit und Brot fand. Die Vereine, die verboten waren, könnten ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. 1949 wurde die Bundesrepublik ins Leben gerufen. 1950 konnte zur Behebung der Wohnungsnot das Gebiet um den Galgenhübel als Baugelände erschlossen werden, das sich in der Zwischenzeit zu einem neuen Ortsteil entwickelt hat. Durch die persönliche Initiative und Tatkraft des damaligen evangelischen Geistlichen, Herrn Pfarrer Traudt, erhielt die evangelische Kirchengemeinde im Jahr 1955 einen Kindergarten, dessen Saal zugleich als Kultursaal Verwendung fand. Auch die katholische Pfarrgemeinde konnte im folgenden Jahr ein stattliches Jugendheim seiner Bestimmung übergeben.
Mit dem deutschen Wirtschaftswunder blühte auch unser Ort wieder auf. Er vergrößerte sich zusehends und die Einwohnerzahl stieg auf über 3000 Seelen. Am 15. Juni 1963 konnte eine moderne Schule mit Turnhalle, mit Physik- und Chemieräumen und einem Lernschwimmbecken eingeweiht werden. Im Dezember 1967 wurde ein repräsentatives Rathaus seiner Bestimmung übergeben.
Im Zuge einer Gebietsreform wurden die beiden Nachbargemeinden Thaleischweiler und Thalfröschen im Jahr 1969 zu einer Gemeinde vereinigt. Als Sitz der Verwaltung dient das 1967 erbaute Rathaus im Ortsteil Thaleischweiler. Die neue Gemeinde trägt den Namen Thaleischweiler-Fröschen. Im Jahr 1972 wurde Thaleischweiler-Fröschen im Zuge einer weiteren Gebietsreform Sitz einer Verbandsgemeinde, welche die Orte Höheischweiler, Höhfröschen, Maßweiler, Nünschweiler, Petersberg, Reifenberg, RieschweilerMühlbach und Thaleischweiler-Fröschen umfaßt.
Am 15. September 1980 konnte im Ortsteil Fröschen eine neue Hauptschule mit einer modernen Sporthalle eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden.
Damit dürfte Thaleischweiler-Fröschen wieder die Bedeutung erlangt haben, die der Ort im Laufe der Jahrhunderte besessen hat. Im Jahr 1987 kann er auf eine urkundlich nachweisbare Geschichte von 750 Jahren zurückblicken.
Die Ortsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen wird es sich natürlich nicht nehmen lassen, dieses seltene Ereignis einer 750-Jahr-Feier festlich zu begehen. Sie hat zu diesem Zweck eine Reihe größerer Veranstaltungen vorgesehen, welche die geschichtliche Bedeutung unseres Ortes in der Vergangenheit beleuchten und in der Gegenwart aufzeigen sollen.
Der Reigen der Veranstaltungen wird am Samstag, den 9. Mai 1987 mit einem Festbankett eröffnet, zu dem zahlreiche Persönlichkeiten der Politik, des öffentlichen Lebens, der Kirche und Körperschaften eingeladen sind, darunter auch der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Bernhard Vogel und der Kultusminister Georg Gölter, den noch verwandschaftliche Bande mit Thalfröschen verbinden, weil dort sein Vater geboren ist.
Am 4. und 5. Juli 1987 wird ein Straßenfest abgehalten, an dem sich alle einheimischen Vereine beteiligen werden.
Für Freitag, den 4. September ist ein Discoabend für die Jugend vorgesehen, während am Samstag, den 5. September ein größerer Heimatabend mit Tony Marshall und anderen Künstlern die Besucher begeistern wird. Zu diesem Abend sollen ehemalige Bürger von Thaleischweiler-Fröschen eingeladen werden. Den Höhepunkt und zugleich den Abschluß der Feierlichkeiten wird ein historischer Festzug (6. September) aus der Geschichte des Ortes von den Kelten bis in die Gegenwart bilden. An dem Festzug werden nicht nur die Orte der Verbandsgemeinde, sondern,; der näheren und weiteren Umgebung teilnehmen.
1987- Das Steinenschloß
Das Steinenschloß
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1987 - Von Friedrich Lüder
Die geschichtliche Überlieferung der Burg ist sehr lückenhaft. Nach ihrer Zerstörung ist der ursprüngliche Name nicht mehr beurkundet. Als frühere Namen sind „Hohenstein" und „Atzenstein" vermutet; das ist aber abwegig, denn Hohenstein ist eine Wüstung bei Schopp, und der Atzenstein erhebt sich als Felsen in der Gemarkung Höheinöd. Im Volksmund heißt die Burg oft fälschlicherweise Römerkastell, zurückzuführen auf die in der Umgebung gemachten Funde, die das Bestehen einer größeren römischen Anlage von der fränkischen und salischen Zeit des Steinenschlossesannehmen lassen. Auch mit Hilfe geschichtlichen Kartenmaterials kann man keine genaueren Aufschlüsse über das Steinen-schloß gewinnen. So ist es doch z. B. erstaunlich, daß diese Burg, eine der mächtigsten in unserem Raum, auf alten Karten nicht aufgeführt ist, während der Gräfenstein, der auch zeitweise im Besitz der Saarbrücker Grafen war, und der Wilenstein sowie das Lemberger Schloß genannt sind. Die eindeutige Zugehörigkeit des Steinenschlosses zu bestimmen, wird durch die Grenzlage erschwert: Zwischen B. und 12. Jahrhundert treffen am Schloßberg die Grenzen von Wormsgau, Bliesgau und Speyergau'zusammen. Seit dem 13. Jahrhundert gehört die Burg zum gemeinschaftlichen Besitz der Grafschaften Leiningen ünd Zweibrücken-Bitsch, ab 1570 Hanau-Lichtenberg. 1564 erscheint in einer Niederschrift im Zusammenhang mit der Erwähnung der Wüstung Steinen, Steigen oder Stegen, einem Ort im Tal unterhalb des Schloßberges, die Bezeichnung „Steiner-Schloß".
Inder Folgezeit ist über die Ruine nichts mehr bekannt, sie befindet sich heute im Staatlichen Besitz und wird vom Landesamt für Denkmalspflege, Mainz, verwaltet. In pfälzischen Geschichtswerken wurde mehrfach der Rest eines mächtigen runden Turmes erwähnt, der bis Ende des 19. Jahrhunderts in beträchtlicher Höhe aus dem Schuttkegel herausragte. Bedauerlicherweise wurde die Bedeutung der Ruine in den letzten Jahrhunderten verkannt, denn sonst wäre der größte Teil der Anlagen besser erhalten geblieben. Ohne staatlichen Einspruch, vielleicht auch mit Duldung, haben geschichtlich uninteressierte Leute die Ruine als Steinbruch benutzt, passende Steine zum Hausbau verwendet. So soll sogar die alte Friedhofsmauer in Thaleischweiler mit Steinen vom Schloß erbaut worden sein. Die beim Bahnbau benutzten Steine, Ende des 19. Jahrhunderts, scheinen von der Burg zu stammen; auch beim Erweiterungsbau des Bahnhofs Pirmasens-Nord sind nach Zeugenaussagen Steine von der Burg verwendet worden. Die Tatsache, daß eine Ansichtskarte aus dem Jahre 1875 existiert, auf der der Turm noch in stattlicher Größe zu sehen ist, bestätigt diese Annahmen.
Der äußere Bering hat im Grundriß etwa die Form eines Bügeleisens, dessen Spitze nach Süden zeigt. Er ist in seinem Verlauf dem Gelände der Bergnase angepaßt. Die Länge der Anlage mißt 70 m, die größte Breite etwa 46 m. Das durchgehend 1,80 m starke Außenmauerwerk besteht aus glatt behauenen mittelgroßen Sandsteinquadern salischen Ursprungs, an der Nordseite bis 2,50 m, in der frühstaufischen Zeit z. T. durch Buckelquader ergänzt. Dem Mauerwerk an der Bergseite (Angriffsseite) ist der Anlage nach Norden ein schon stark abgeflachter Halsgraben vorgelegt, durch den heute_der Fahrweg verläuft. Der ursprüngliche Burgweg führte offenbar an dem westlichen Berghang entlang zur etwa 3,00 m breiten Toranlage. Im Torbogen befindet sich eine rechteckige beckenförmige Vertiefung mit einer nach außen führenden Wasserablaufrinne. Im Felsblock vor dem Tor, der durch einen 14 cm breiten Riß von dem Felsmassiv getrennt ist, sind drei Vertiefungen zu erkennen, die wahrscheinlich als Brückenauflage dienten. Im Innern der Toranlage schließen sich beidseitig Räume an, von denen der westliche (Wachraum?) noch am besten erhalten ist. In der Nordwestecke der Unterburg befindet sich das Erdgeschoß eines größeren Gebäudes von 10 m Länge und 6,60 m Breite, mit der Türöffnung an der Südostecke. Nach Norden lehnt sich der Raum dem Fels an, die über 1 m hoch erhaltene Sandsteinmauer an der Südseite reicht bis zum Bering. Weitere Mauerzüge im unteren Burgbereich sind im Schutt erkennbar. Die Gebäude fanden wahrscheinlich als Vorratsräume und Stallungen Verwendung. Im Bauschutt vor dem Tor waren elf Torbogensteine freigelegt, die eine Berechnung der Torbreite und nach Anfertigung der fehlenden fünf Steine den Aufbau im Jahr 1982 ermöglichten. Von der Unterburg aus erreicht man den oberen Burgbereich durch eine 2,50 m breite, in den Fels gehauene Auffahrt. Ostwärts dieses Weges liegt eine rechteckige Zisterne (1,75 m breit, 2,25 m lang, 1,80 m tief), deren Nord- und Ostwand vom Fels gebildet, während die beiden anderen Wände mit Sandsteinen gemauert sind. In der Mitte der Nordseite, wo die Ringmauer rechtwinklig getrennt ist, steht der Rest eines gewaltigen Rundturmes, wahrscheinlich zur Verstärkung der Anlage im Laufe des 12. Jahrhunderts erbaut (Rundturm und Teile der nördlichen Ringmauer aus frühstaufischer Zeit, die übrigen Teile bereits Ende des 11. Jahrhunderts entstanden). Die lichte Weite dieses „Berchfrits", einem der größten Rundtürme im Pfälzer Raum, beträgt 8,50 m. Das 2,50 m starke Mauerwerk besteht aus mächtigen, gebuckelten Steinquadern mit Randschlag (bis 1 m lang und 55 cm hoch), jedoch ist bis jetzt nur das Mauerwerk an` der Nord- und Westseite teilweise sichtbar. Im Nordostteil der Burg auf dem oberen Felsmassiv sind Mauerzüge erhalten von Wohnbauten (offenbar der Palas), bestehend aus zwei quadratischen Räumen, denen sich südlich ein langgestreckter und noch ein quadratischer Raum anschließen. Im zweiten Raum der Südwand sind Säulenbasen zu erkennen, dazwischen ist die Wand ausgebrochen. Im Mauerkern wurden römische Baukeramik und Stücke von römischem Estrich (in Zweitverwendung) freigelegt. Die Bausubstanz deutet auf eine Kaminanlage hin. Ein schmaler Gang, der den Räumen vorgelagert ist, weist Türen zu zwei der Räume und nach Süden und Westen in den Burghof aus. Die Türgewände zeigen einen einfachen Rücksprung, ihre Stürze sind nicht erhalten. Sämtliche Innenmauern haben eine Stärke von ca. 90 cm und sind mit dem Bering nicht verzahnt. In der ostwärtigen Außenwand führt ein etwa 25 cm breiter und 80 cm langer rechteckiger Schacht nach unten, der sich in einem nischenartigen, aus Keilsteinen gemauerten, Rundbogen öffnet. Der gut erhaltene Bogen wurde 1965 zerstört, ist aber im Zuge der Restaurierungsarbeiten 1981 wieder hergestellt worden. In diesem Bereich ist ein rechteckiger Raum, etwa 3 x 3,50 m vorgebaut. Anschließend ist in Verlängerung, an das Felsmassiv angeschlossen, 1977 ein weiterer Raum in denselben Ausmaßen freigelegt, an dessen Boden nach Norden die Mauer einen Durchbruch aufweist.
Über die Bedeutung der beiden Baulichkeiten gibt es unterschiedliche Meinungen. Zweifelsohne war der zuerst erwähnte Raum kein Abortturm, wahrscheinlich aber ein Heizraum, von dem über eine Nische im Schacht ein Teil des Palas beheizt wurde. Ob es sich bei dem zweiten Anbau um eine Abortrinne handelt, erscheint ebenfalls fraglich, allein der Mauerdurchbruch ist kein Beweis dafür. Die freigelegten Bodenschichten haben diesbezüglich keinen Hinweis erbracht (Fäkalienreste).
Nach der angenommenen Zerstörung der Burganlage im Jahr 1168 begann der Zahn der Zeit an den Ruinenresten zu nagen. Im Verlauf der Jahrhunderte versanken die noch verbliebenen Mauerreste unter einem Schuttberg von Bausubstanz, der durch Bäume, Sträucher und Waldpflanzen die Burgreste ungehindert in einen Dornröschenschlaf versetzte.
In den Jahren 1896/97 fanden erstmals nachweisbar durch Prof. Mehlis aus Neustadt und Forstamtsassessor Dr. Rüger aus Thaleischweiler Grabungen statt, die aber wegen fehlender Geldmittel abgebrochen wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den 50er Jahren, war es der Arzt Dr. L. A. Hoffmann, Rodalben, der unter Aufsieht des Amtes für Vor- und Frühgeschichte, Speyer, Freilegungen ausführte. Die Tätigkeit Dr. Hoffmanns regte allgemeines Interesse an, so daß in den
60er Jahren beim Pfälzerwaldverein Rodalben Möglichkeiten zu Freilegungsarbeiten am Steinenschloß erwogen wurden, die aber erst im Jahr 1967 in Zusammenarbeit mit dem historischen Verein Pirmasens zu konkreten Vorstellungen führten.
Im zeitigen Frühjahr 1968 wurden die Freilegungsarbeiten begonnen, nachdem zuvor eine Absprache am Ort mit dem Leiter des Amtes für Vor- und Frühgeschichte, Dr. Karlwerner Kaiser, Speyer, in Gegenwart von Kreis-, Gemeinde- und Vereinsvertretern (Hist. Verein Pirmasens und Pfälzerwaldverein Rodalben) sowie aus Bevölkerungskreisen stattgefunden hatte.
Die Arbeitsgruppe interessierter Heimatfreunde aus Rodalben, Pirmasens und Thaleischweiler setzte sich zum Ziel, durch systematische Ausgrabungen neue Erkenntnisse zur Geschichte der Burg zu erlangen und die Ruinenreste zu sanieren.
In den nachfolgenden Jahren und seit Gründung des Burgvereins „Steinenschloß" im Jahr 1973 sind auf ehrenamtlicher Basis wesentliche Fortschritte erzielt worden, unterstützt durch Mitgliedsbeiträge, Spendenaufkommen von Burgfreunden, den umliegenden Gemeinden und finanzielle Hilfe der Orts-, Kreis- und Landesbehörden. Auch das Arbeitsamt war durch Bewilligung von bisher 8 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen an den Erfolgen beteiligt. So stellen sich heute, bis auf den Turmbereich, der Bering und die zum größten Teil restaurierten Grundmauern im Innenbereich in ansehnlicher Form dar. Bei Freilegungsarbeiten im Innen- und Außenbereich an der West- und Nordmauer konnten weitere aufschlußreiche Funde geborgen werden, die ebenfalls' auf ihren Ursprung im 11. und 12. Jahrhundert hinweisen.
Entgegen verschiedener Verlautbarungen in Presse und Fernsehen werden die Arbeiten am Steinenschloß nach Auswertung der vorhandenen Unterlagen von dem Burgverein und freiwilligen Helfern nach Anweisungen des Landesamtes für Denkmalspflege, Mainz, und seiner Außenstelle, dem früheren Amt für Vor- und Frühgeschichte, sowie dem staatlichen Hochbauamt Kaiserslautern durchgeführt.
Zur Besonderheit der im romanischen Baustil erbauten Burganlage gehört, wie schon erwähnt, der Bergfried. mit seinen salisch-staufischen Bauelementen, der als einer der mächtigsten Rundtürme in unserem Raum mit den Burgenbauten über unsere pfälzischen Grenzen hinaus zu vergleichen ist.
In seinem Buch „Burgen und Schlösser in der Pfalz" beschreibt Prof. Günter Stein, Speyer, im Zusammenhang mit seinen Erläuterungen zum Steinenschloß Ausmaße von Turmbauten im mitteldeutschen Raum (z. B. Neuenburg — Freyburg/Unstrut, Burg Anhalt — Selketal/Ostharz, Rothenburg am Kyffhäuser, Falkenburg sowie Ober- und Unterburg Kyffhausen, Todeman bei Rinteln/Weser, Frankfurt/Main, Homburg-Spessort bei Holzminden, Lohra in Sachsen, Weißensee in Thüringen, Ebersburg am Südharz) und führt dazu aus:
, ,Im ganzen betrachtet, erscheint es offensichtlich, daß bei Anlage des ‚Steinenschloß' sehr starke Einflüsse vom mitteldeutschen sächsisch-thüringischen Raum hierher in den südwestdeutschen Bereich übertragen worden sind, ob durch einen Baumeister — wie beim , Schlössel ` — drängt sich hier der Name des Burgen- und Dom-Architekten Heinrichs IV., des Bischofs Benno von Osnabrück, auf— oder durch eine wandernde Baugilde, das sei dahingestellt. In salischer Zeit, unter Heinrich III. (Goslar) oder Heinrich IV. und Heinrich V. wären solche Beziehungen zwischen diesen beiden weitauseinanderliegenden Bereichen, dem thüringisch-sächsischen und dem pfälzischen, eben durch die machtvolle, verklammernde Politik der Salier nicht eben unverständlich."
Im Verlauf der Freilegungsarbeiten sind aus dem Bau- und Brandschutt zahlreiche, Funde geborgen: Keramikscherben, darunter eine Ofenkachel, Knochenreste, Spielsteine aus Sandstein, ein Spielstein aus Hirschgeweih mit geschnitzter Verzierung, Spinnwirtel, Sporen, Steigbügel, Eisenkeile, Nägel, Haken, Pfeilspitzen, Messerklingen, Türgriffe und Schlüssel, Zierbeschläge aus Bronze (vergoldet). Zu den besonderen Funden gehört ein Doppeladler aus vergoldeter Bronze, vermutlich auch ein Zierbeschlag. — In der Heraldik und Siegelkunde ist der Doppeladler als Wappentier und Siegel verschiedentlich nachgewiesen. Wie die Heimatschriftstellerin Thea Haupt berichtet hat, wurde der Doppeladler schon vor der Jahrtausendwende bei dem indogermanischen Volk der Hethiter in Ostanatolien verwendet und später als Legionsadler bekannt. Unter den Franken um die Mitte des 7. Jahrhunderts verwendete die Beamtenschaft den Doppeladler als Siegel. Im Mittelalter, 1185 nachweislich bei den Grafen von Saarwerden, während der Regierungszeit Friedrichs H. von Hohenstaufen (1212-1250), und seinem Nachfolger Conrad IV. und später taucht der Adler bzw. der Doppeladler als Wahrzeichen bei Königen und Kaisern auf. Im Wohntrakt der Oberburg konnte bei früheren Grabungen ein Mainzer Silberpfennig des Bischofs Stephan von Bar aus den Jahren 1120-1130 geborgen werden. Gefunden wurde außerdem ein aus Stein gefertigtes Werkstück mit rundbogigem Schlitzfenster (Öffnung 10 cm breit und 30 cm hoch) , das sich im Städt. Museum Pirmasens befindet. — Aus Funden von verbrannten Lehmstücken mit Flechtwerkabdruck aus einer Schicht von Brandschutt kann auf Fachwerkaufbauten geschlossen werden.
Anläßlich der Freilegung des westlichen Außenbereichs kam an der unteren Felswand auf einer herausgearbeiteten Platte, 30 x 30 cm, ein Wahrzeichen zum Vorschein, das eine muschelartige Form besitzt. Wie Thea Haupt feststellte, kann es sich hierbei um eine Pilgermuschel handeln, als Zeichen und Symbol der Kreuzfahrer. Daraus kann man schließen, daß Schloßherren an den Kreuzzügen teilnahmen. (Siehe die Romane „Viel Steine gab's und wenig Brot" und „Wallfahrt in Waffen".)
Bei der baugeschichtlichen Betrachtung unserer Burgruine gibt es viele ähnliche Merkmale zu Burganlagen im Kurpfälzischen Raum, ob in Auswahl der Standorte oder aber bei Verwendung des Baumaterials und der Sicherung des Umfeldes der Wehranlagen. Zeugen dieser Entwicklung von keltischen Fliehburgen über die frühmittelalterliche Zeit bis in die Hochzeit des salischen und staufischen Burgenbaues und der nachfolgenden Zeitepoche sind zahlreich vorhanden von Kusel bis Bergzabern, von Saarbrücken bis Worms und Speyer.
Funde aus der Stein- und Hallstattzeit in der Nähe des Schloßberges bestätigen die Annahme, daß an gleicher Stelle auf dem abgestuften Felsniveau mit steil abfallenden Wänden ein befestigter Platz bestanden hat, der vermutlich zur Zeit der keltischen Besiedlung als Fluchtburg diente, wie auch die Reste einer ringwallartigen Burganlage auf dem Entenstein in Rodalben auf dem linken Rodalb-Ufer gegenüber der protestantischen Kirche vorhanden sind.
Einige römische Kleinfunde lassen darauf schließen, daß auf dem Schloßberg vor der Erbauung der salischen Burg eine Anlage der spätrömischen Kaiserzeit bestanden hat. Bei diesem Bauwerk kann es sich um einen Wachposten (Römerkastell) zum Schutz der römischen Ost-West-Verbindungen gehandelt haben. So sind auf der Burg bei Grabungsarbeiten in den letzten Jahren römische Bauspolien (Ziegel) freigelegt worden, die wahrscheinlich aus den Trümmern der römischen Villa rustica, auf der Hochfläche gegen Höheinöd, stammen und in geringer Menge als Baumaterial Verwendung fanden.
Auch in unmittelbarer Umgebung der Burg wurden beim Bahnbau Pirmasens-Nord das Oberteil einer Jupitergigantensäule mit, vier Tagesgottheiten (im Landesmuseum Speyer aufbewahrt) und am Fuß des Schlosses eine Urne mit zwei- bis dreitausend römischen Münzen geborgen.
Möglicherweise hat nach der Römerzeit auf dem Schloßberg ein fränkischer Grafensitz bestanden.
Die Erbauung der Burg, wie sie sich heute als Ruine darstellt, erfolgte im 11. und 12. Jahrhundert. Das Steinenschloß verdankt seine Entstehung den salischen Kaisern und war als südliche Grenzburg zum Schutz der- ausgedehnten Besitzungen des Reichslandes um Kaiserslautern errichtet. Als Gründer der Burg wurde in verschiedenen urkundlichen Nachrichten Graf Emich I. von Leiningen genannt. Die Heimatschriftstellerin und Verfasserin der Kreuzfahrer-Romane „Viel Steine gab's und wenig Brot" und „Wallfahrt in Waffen" ` Thea Haupt hat bei ihren Forschungsarbeiten in den Leininger Archiven in Zusammenarbeit mit dem Leininger Geschichtskenner Dr. Ingo Toussaint, Freiburg, jetzt Universitätsbibliothek Bayreuth, keine diesbezüglichen Hinweise festgestellt. Vielmehr erkennt auch Ministerialrat Dr. Hermann als Leiter des Landesarchivs und bester Kenner der Geschichte die Saarbrücker Grafen als Besitzer an. Aufgrund der geborgenen Funde aus einer Brandschicht, der eine Zerstörung im 12. Jahrhundert zugrunde liegt, vermutet man neben dem Saarbrücker Schloß, dem Schlössel bei Klingenmünster und der Wilgardaburg (in alten Aufzeichnungen auch „altes Schloß" genannt) im Steinenschloß eine der vier Burgen der Saarbrücker, die infolge machtpolitischer Auseinandersetzungen 1168 durch Friedrich Barbarossa verwüstet und danach nicht wieder aufgebaut wurden. Unterstützt werden diese Annahmen dadurch, daß auch die bis heute gemachten Funde nicht über den Zeitraum des 11.-12. Jahrhunderts hinausreichen.