Flurnamen (Gewannennamen) und deren Erklärung (Buch 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen, Christian Gortner)

 

Gemarkung_Thaleischweiler_Froeschen_Zeichnung_600

 Im Gegensatz zu den Siedlungs- oder Ortsnamen, die für die bewohnten Teile einer Gemarkung stehen, bezeichnen die Flurnamen alle unbewohnten Gebiete derselben, wobei zu berücksichtigen ist, daß viele Fluren im Laufe der Zeit durch die Vergrößerung der Orte ebenfalls bebaut wurden.
Diese Namen sind nicht zur gleichen Zeit entstanden. Sie haben sich im Laufe der Dorfgeschichte aus dem Sprachgebrauch entwickelt, je nach Lage, Nutzung, Bepflanzung usw. Die Flurnamen mit ihren verschiedensten Bezeichnungen und Entstehungsmöglichkeiten lassen uns einen Blick in die Vergangenheit werfen und können uns manches aus dem Leben unserer Vorväter berichten. Deshalb sei an dieser Stelle erlaubt, einige Flurnamen, soweit dies von allgemeinem Interesse und möglich ist, zu erläutern und zu erklären.
Untereischweiler Wäldchen — Obereischweiler Wäldchen
Beide liegen im Norden der Gemarkung und grenzen an das „Einöder Thälchen". Zwischen beiden liegt die Gewanne „Rothenberg". Wie später noch zu berichten sein wird, war Thaleischweiler früher zweiherrisch. Der niederste Teil, im Volksmund „Unterdorf" genannt, gehörte zunächst zur Grafschaft Zweibrücken, während der obere Teil, das „Oberdorf", zur Grafschaft Leiningen gehörte. Von diesen beiden Ortsteilen leiten sich die Namen für diese beiden Wäldchen her.
Rothenberg — Obig dem Rothenberg
Die Gewanne „Rothenberg" grenzt ebenfalls an das „Einöder Thälchen" und liegt zwischen dem Untereischweiler und Obereischweiler Wäldchen. Oberhalb der Gewanne „Rothenberg" liegt die Gewanne „Obig dem Rothenberg".
Dieser Flurname stammt nicht etwa von der roten Farbe des dortigen Sandbodens, sondern leitet sich von „roden" ab, ein Zeichen dafür, daß dort früher ein Waldbestand vorhanden war, der gerodet wurde. Heute sind wieder Teile der beiden Gewannen mit Wald bewachsen, was auf eine erneute Anpflanzung schließen läßt.

Ober dem Seckmüller Wald
Oberhalb des Untereischweiler Wäldchens gelegen. Dieser Gewannenname müßte eigentlich Sägmüller Wald heißen. In der Nähe dürfte eine Sägmühle gestanden haben. Ein Flurname in der Gemarkung Höheinöd auf der gegenüberliegenden Seite des Einöder Tälchens heißt heute noch „Sägmühl". Die Sägmühle ist allerdings verschwunden.
Am Weißmüller Berg
Anschließend an das Untereischweiler Wäldchen und den Seckmüller Wald. Nach der an der Einmündung des Einöder Tälchens gelegenen und untergegangenen „Weißmühle" oder nach deren Besitzer, dem „Weißmüller, benannt.
In den Spitzen oberhalb dem Seckmüller Wald gelegen. Ursprünglich „In den spitzen Äckern" nach der spitz zulaufenden Form der Äcker.
Kühunter - Ober der Kühunter
Zwischen Weißmüller Berg und Rosenköpfchen. Im Volksmund „Kühunner" genannt. Ein Weideplatz, an dem das Vieh über Mittag „untern", das heißt ruhen konnte«
Dünkelfeld - (mdh. dinkel -41))
Südlich der Dünkelfelder Klamm (im Volksmund Glam) gelegen. Es war ein Feld, in dem Dinkel angebaut wurde, eine anspruchslose, winterharte Weizenart, die noch in höheren Lagen angepflanzt werden konnte. Die unreifen Körner werden heute noch zu Grünkernmehl verarbeitet, das als wohlschmeckende Suppeneinlage geschätzt wird.
Rübenberger Dell42)
Westlich an das Dünkelfeld anschließend. Delle ist eine Nebenform von Tal und bedeutet eine Senke oder Mulde, wie dies hier tatsächlich der Fall ist.
In den breiten bzw. spitzen Förstenäckern
In der „Fürst" rechts des Weges an die Höheinöder Gemarkung angrenzend43). Die Fürstenäcker, eigentlich Firstenäcker (and. First in der Bedeutung Bergrücken) sind Äcker, die auf einem Bergrücken liegen (die übertragene Bedeutung auf den Dachfirst ist etwas später entstanden).
Ober den Kreuztannen, Ober den Kiefern, Buchholz, Buchenwald und Eichenwald
Der westliche Teil der Gemarkung. Die Flurnamen geben uns davon Kunde, daß diese Teile der Gemarkung, wo heute fruchtbare Äcker und saftige Wiesen liegen, früher mit Wald bewachsen waren. Die Flurnamen leiten sich vom jeweiligen Bewuchs her.

An der Trift
Am Ende des Eichenwaldweges (Verlängerung der Straße am Kirchberg) rechts. Die Weidewirtschaft spielte bei unseren Vorfahren eine große Rolle. Das Vieh wurde in den guten Jahreszeiten in den Wald auf die Weide getrieben. Der festgelegte Weg hieß die „Trift".
Am Kühbrunnen — An der Kühbrunner Klamm
Zwischen Steinig Weg und dem Verbindungspfad zwischen Herschberger Weg und Straße am Kirchberg und links und rechts der „Klam". Hier war ein Brunnen zum Tränken der Kühe. Die Tröge zum Tränken der Tiere sind allerdings verschwunden. Der Brunnen wird bereits im Jahr 1537 in einer Grenzbeschreibung erwähnt45 . Er wurde im Jahr 1984 in Gemeinschaftsarbeit dort wohnender Bürger neu erstellt.
Am Hahnen — Auf dem Hahnen
Zwischen dem Eichenwaldweg und Hahnenweg vom Steinig Weg im Osten bis zur Gewanne „An der Trift" im Westen. Ursprünglich bedeutet han oder hag (haag) (and. hac, hages = Gebüsch) eine Einfriedung mit Dornengesträuch oder Weißbuche, letztere im Volksmund auch „Haa(n)buche" (= Hainbuche) genannt. Die Siedlungen waren früher zum großen Teil mit diesen Einfriedungen umgeben. Reste einer solchen Einfriedung aus „Haa(n)buchen" waren noch in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg an der Schwarzbach- und Talstraße und am Verbindungspfad zwischen Zweibrücker Straße und der Straße am Kirchberg vorhanden. Sie setzte sich entlang des Steinigen Weges fort. Dies waren offensichtlich Teile der alten Dorfeinfriedung46). Auf keinen Fall hat der Flurname „Am Hahnen" etwas mit Hanau (Lichtenberg) zu tun, zumal gerade dieser Teil der Gemarkung Privatbesitz der Grafen von Leiningen war.
Kirchberg
Östlich der Gewanne am „Kühbrunnen" bis in Höhe der bebauten Ortslage in der Herschberger Straße. Hier handelt es sich um den Berg oberhalb der Kirche, wie es sich bei dem Berg oberhalb der früheren Eischweiler Brücke um den Brückenberg handelt. In den neuesten Karten wurde fälschlicherweise ein „Kirschberg" daraus. Obwohl in dieser Flur sehr viele Kirschbäume stehen, ist diese Bezeichnung falsch.
In den Kappesgärten
Östlich der Gewanne Kirchberg bis zur Herschberger Straße. „Kappes" (mdh. kappez)47 ist die frühere Bezeichnung für Weißkohl oder Weißkraut. „Kappesgärten" sind also Gemüsegärten.
Am Pfaffenrech — Pfaffenrech ober der Wolfshohl
Oberhalb der Siedlung am Pfaffenrech. Es handelt sich hier um frühere kirchliche Güter. Bezeichnend ist der Zusatz „ober der Wolfshohl". Wahrscheinlich sind hier einmal ein oder mehrere Wölfe getötet worden oder diese haben sich von hier aus dem Dorf genähert.

Im Lenspacher Thälchen — Lenspach Sommerseite — Lenspach Winterseite
Das Lenspacher Thälchen zieht sich rechts der Straße nach Höheinöd entlang bis zum Schlangenbrunnen. Der linke Abhang heißt Lenspach Sommerseite, der rechte Lenspach Winterseite. Die Endsilbe -pach ist identisch mit unserem heutigen -bach. Der Stamm Lens- kann zweierlei Deutungen zulassen: 1. Aus dem mhd. lehen = das Lehen, 2. aus dem mhd. Jenen = sich stützen, sich anlehnen, die Lehne im Sinn von Abhang, was auf die beiden Abhänge links und rechts des Tales hindeuten würde. Für die erste Deutung liegen uns keine Beweise vor, so daß die zweite Deutung die wahrscheinlichere ist.
Aufm Kühweg
Östlich der Flur „Lenspach Winterseite". Vorhergehend sind bereits die Flurnamen „Am Kühbrunnen" und „An der Trift" behandelt worden. Nun taucht auch hier nochmals der Flurname „Aufm Kühweg" auf, ein Zeichen, daß sowohl das Unterdorf als auch das Oberdorf ihren eigenen Weidegang hatten.
Griesäcker — Ober den Griesäckern — Ober der Grieshohl
Südlich und südöstlich der Straße nach Höheinöd und östlich der Gewanne „Aufm Kühweg" bis zum Wald. Gries leitet sich von dem mdh. Grieß, Gruß = Sand her. Griesäcker sind also nach der Bodenbeschaffenheit Sandäcker. In dieser Flur mit ihrer Südhanglage ist ein neues Baugebiet entstanden.
Kriegswald
Das Waldgelände bis zur östlichen Gemarkungsgrenze. Hier sind keinerlei Anhaltspunkte zu finden, die die Bezeichnung „Kriesgwald" rechtfertigen könnten. Dagegen wird in einer Versteigerungsanzeige im Intelligenzblatt des Rheinkreises vom 23. Februar 1825 Nr. 48, Seite 216 vom „Grieswald" gesprochen. Diese alte Bezeichnung dürfte entsprechend dem unter dem Flurnamen „Griesäcker" Gesagten die richtige sein. Wann der Name Kriegswäld zum erstenmal auftaucht, konnte nicht ermittelt werden. In einer Karte aus dem Jahre 1887 ist er bereits vorhanden.
Häringsäcker
Am Ende der heutigen Kriegswaldstraße, rechts. In diesen Äckern wurde Flachs angebaut. Der Name leitet sich von dem mhd. har oder haar = Flachs ab. (Verwandt mit dem heute noch gebräuchlichen Wort „Hede" = Flachsabfall).
Überzwerche Äcker
Am Ende der heutigen Kriegswaldstraße, links. Es sind Äcker, die nicht in derselben Richtung wie die anderen, sondern quer dazu verlaufen.
Auf dem Galgen — Am Thälchen unten am Galgen
Um den Sportplatz und dem östlich davon gelegenen Tälchen. Der Flurname deutet auf den Standort eines Galgens hin, zugleich aber auch auf den Sitz eines Gerichts in Thaleischweiler.

Am Pfarrgarten
Westlich des Friedhofs bis zur Bahnhofstraße. Ein Garten, der zum Pfarrgut gehörte und von den Untertanen unterhalten, bebaut und befahren werden mußte.
An den Görrwiesen — Hinterste Görrwiesen
Zwischen Haupt- und Talstraße, westlich der Bahnhofstraße. Göre (mhd. Gurre) ist ein alter Name für Stute. Hier wurden die Stuten mit den Füllen auf die Weide getrieben. Görrwiesen sind daher nichts anderes als ein Füllengarten.
Ober der Mühle
Zwischen Schwarzbach und Talstraße östlich der Mühlgasse. Am Ende der heutigen Mühlgasse stand früher eine Mahl- und Ölmühle, die in den Jahren 1856/57 nach der Begradigung des Schwarzbachs abgerissen wurde. Nach dieser Mühle ist die Flur oberhalb benannt. Sie wird bereits im Jahr 1333 bei einer Teilung zwischen der Zweibrücker und Zweibrücker-Bitseher Grafschaft erwähnt''). Bei dieser Gelegenheit wäre vielleicht noch erwähnenswert, daß diese Mühle nicht am Schwarzbach, sondern an einem sogenannten Mühlgraben lag. Dieser zweigte ungefähr auf der Höhe des Langental-Wiesenweges vom alten Lauf des Schwarzbachs ab. Davon zeugen noch die Flurnamen „Unten zwischen den Bächen" und „Oben zwischen den Bächen" (zwischen altem Lauf des Schwarzbachs und Mühlgraben).
Am Ohliggraben
Der Ohliggraben zog sich von der Mühle südlich zum alten Lauf des Schwarzbachs. Der Graben hat seinen Namen von der Ölmühle. Der Ausdruck „Ohlig" für Öl konnte man noch nach dem Ersten Weltkrieg allerorts hören, ist aber heute fast vollkommen verschwunden.
Kothwiesen — Untig den Kothwiesen
Wiesen zwischen Zweibrücker Straße und Schwarzbach westlich der Schwarzbachstraße. Das Wort Koth (mhd. Kot) steht hier in der Bedeutung Sumpf. Es hat sich hier um sehr sumpfige Wiesen gehandelt.
Dorfwiesen
Links und rechts des Schwarzbachs östlich der Schwarzbachstraße bis zum Pfad am Gerbhaus. Die Dorfwiesen waren Allgemeinbesitz des Dorfes, der sogenannte Anger.
Jungfernwiesen
Zwischen den Dorfwiesen und dem Ohliggraben. Die Wiesen waren im Besitz der Jungfern oder Nonnen des Reuerinnenklosters in Zweibrücken und haben hiervon ihren Namen erhalten.

Neuwiesen
Östlich des Wiesenweges. Der Flurnamen scheint erst nach der Begradigung des Schwarzbachs entstanden zu sein.
Im Bruch
Nach dem Ortsausgang im Osten an der Straße nach Biebermühle (Pirmasens-Nord). Bruch (mdh. Bruoch) ist eine feuchte, nasse Wiese, Moorboden oder Sumpf. Wir haben es hier wie bei den Kothwiesen mit sehr sumpfigen Wiesen zu tun.
Hofstetten
Östlich der Gewanne im Bruch bis ungefähr in Höhe des Rieslochs. Der Flurnamen deutet auf ein Hofgut hin, das in dieser Gegend gestanden haben soll. E. Christmann erwähnt „Hofstätten" als eine Wüstung (Die Siedlungsnamen der Pfalz, II/1, Seite 138).
Im Brühl
Östlich der Gewanne „Hofstetten" bis in Höhe der Allspacher Klamm. „Im Brühl" deutet auf eine Herrenwiese hin, die meistens an ein Herren- oder Klostergut angrenzte. Dies würde die Existenz eines Herrengutes in den Hofstetten erhärten.
Ober der steinernen Brücke
Ungefähr 100 Meter nördlich der heutigen „Steinernen Brücke" bis zur Gemarkungsgrenze. Der Schwarzbach hatte hier wie auch flußabwärts früher einen anderen Verlauf genommen als heute. Die alte steinerne Brücke lag ungefähr 100 Meter oberhalb der heutigen. Der Name „Steinerne Brücke" leitet sich wahrscheinlich von dem Material her, aus dem sie gebaut war. Im Gegensatz zu den seinerzeit üblichen Holzbrücken war eine steinerne Brücke eine Seltenheit, deren Beschaffenheit eine besondere Hervorhebung verdiente.
Es würde hier zu weit führen, wolle man alle Flurnamen aufzählen und versuchen, sie zu deuten. Es sollte nur ein kleiner Teil hiervon behandelt werden, der uns einen kleinen Einblick in die Welt unserer Vorfahren vermittelt. Um einen Überblick über alle Flurnamen zu erhalten, sind diese in einem Anhang zusammengestellt.

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