II. Geschichte des Ortes

1) Siedlungsgeschichte

a) Frühgeschichte: (5000 — 700 v. Chr.)
Die sonnige Terrassenlage über dem versumpften Schwarzbachtal hat sich schon sehr früh zur Besiedlung durch den Menschen angeboten. Dies bezeugen die auf dem Sand- und Galgenhübel gemachten Funde von Steinwerkzeugen') aus der mittleren Steinzeit (ca. 5000 — 3000 v.Chr.)
Diese Steinwerkzeuge waren noch ungeschliffen, während die Funde aus der jüngeren Steinzeit (3000 — 1800 v.Chr.), die in Thalfröschen und in der näheren Umgebung (Höheinöd, Maßweiler u.a.) gefunden wurden, bereits geschliffen waren>.
Auch die Menschen der Bronzezeit (1800 — 700 v.Chr.) haben ihre Spuren in unserer Gegend hinterlassen. Ihre Erzeugnisse sind uns hauptsächlich aus Grabfunden bekannt.
Bei den ersten Ansiedlungen in unserer Gegend handelte es sich allerdings noch nicht um geschlossene Siedlungen, sondern um sogenannte Wohnplätze, die an Stellen mit günstigen Lebensbedingungen angelegt und wieder verlassen wurden, wenn diese nicht mehr gegeben waren.
Die angeführten Funde beweisen die Anwesenheit von Menschen in und um Thaleischweiler-Fröschen. Ihre Herkunft und ihre Stammes- oder Volkszugehörigkeit sind uns jedoch bis heute noch unbekannt geblieben und weiterhin in Dunkel gehüllt.
b) Die Kelten: (700 — 50 v. Chr.)
Erst die Menschen der nachfolgenden Eisenzeit (700 — Christi Geburt) sind uns bekannt. Es handelt sich um den keltischen Stamm der Mediomatriker. Sie sind das erste geschichtlich bezeugte Volk unserer Heimat'). Ihre Hauptstadt war Divodurum und hieß später Mettis (Metz). Die Kelten bewohnten in jener Zeit große Teile Europas, insbesondere Westeuropa einschließlich der Britischen Inseln und Irland, Süd- und Mitteldeutschland sowie den gesamten Donauraum. Sie besaßen bereits eine sehr hohe Kultur und ihre Kunst (Textil-, Töpferei-, Schmiede- und Kunsthandwerk) stand bereits in hoher Blüte (Latene-Kultur). Auf Grund der neuen Eisenwerkzeuge (Sense, Sichel, Pflug) erfuhr die Landwirtschaft eine wesentliche Intensivierung. Neben dem Ackerbau und der Viehzucht spielte die Jagd und die Fischerei eine große Rolle, zumal der Wasser-und Waldreichtum unserer Gegend dafür sehr günstige Voraussetzungen boten.
c) Die Römerzeit: (50 v. Chr. — 400 n. Chr.)
Es scheint jedoch, daß die Kelten in den fünf Jahrhunderten, in denen sie im Rampenlicht des damaligen Europas standen, nie ernstlich den Versuch unternommen haben, einen keltischen Gesamtstaat zu bilden und damit die Geschicke Europas in die Hand zu nehmen. Die Streitigkeiten selbst innerhalb einzelner Stämme ermöglichten es den Römern unter ihrem Feldherrn Julius Cäsar, innerhalb sehr kurzer Zeit (58 bis 50 v.Chr.) ganz Gallien zu erobern und bis an den Rhein vorzudringen.
Damit begann auch für unsere Gegend eine neue Zeit. Die Römer drückten mit ihrer überlegenen Kultur dem Land ihren Stempel auf. Die vorhandenen Siedlungsflächen wurden erweitert. Für strategische Zwecke wurden Straßen angelegt, die neben ihren militärischen Zielen bald zur wirtschaftlichen Erschließung des Landes beitrugen. Dadurch nahm auch der Handel einen bedeutenden Aufschwung. Eine Hauptverbindungsstraße führte von Gallien über Metz — Saarbrücken — Kaiserslautern nach Worms und Mainz, einem der militärischen Hauptstützpunkte der Römer am Rhein. Daneben bestanden in unserem Gebiet zwei bedeutsame Straßenverbindungen, die sich östlich von Thaleischweiler am Fuße des Schloßberges kreuzten. Die eine zweigte bei Homburg (Saar) von der vorher erwähnten Hauptverbindung in West-östlicher Richtung ab. Sie führte über Zweibrücken, Niederauerbach, wo eine kleine Befestigungsanlage bestand}) auf dem Höhenrücken ostwärts und stieg bei der Faustermühle ins Schwarzbachtal, um über Thaleischweiler und Biebermühle über den Bieber-, Klinken- und Orleberg die römische Bergbefestigung, die sogenannte Heidelsburg zu erreichen. Von hier führte sie über Johanniskreuz in die Rheinebene und weiter an den Rhein'). Die andere verlief in Süd-Nord-Richtung, kam von Bitsch und kreuzte die erstere am Fuße des Schloßberges, zog von da hinauf nach Höheinöd und Hermersberg, von hier weiter nach Kaiserslautern und Landstuhl und weiter nach Bad Kreuznach.

An diesem Kreuzungspunkt erhebt sich rund 300 Meter über dem Meeresspiegel und 50 Meter über der Talsohle eine nach Süden und Osten steilaufragende, felsige Bergnase, welche die drei Täler, die hier zusammenstoßen, beherrscht. Es wäre sehr unwahrscheinlich, wenn die Römer hier am Schnitt- und Kreuzungspunkt der Täler und Straßen, die nach drei Himmelsrichtungen auseinanderstreben, den Vorteil der Natur nicht militärisch genutzt und hier keine Befestigungsanlage errichtet hätten. Nicht umsonst wird diese Stelle heute noch im Volksmund das „Römerkastell" genannt, obwohl um das Jahr 1100 oder kurz davor am gleichen Ort eine mittelalterliche Burg erbaut wurde, deren Grundmauern heute noch stehen und als „Steinenschloß" bekannt ist.
Bei dieser römischen Befestigungsanlage dürfte es sich trotz der strategischen Bedeutung des Standortes nur um einen sogenannten „Burgos", also um eine kleine Schutzanlage, ähnlich wie in Niederauerbach gehandelt haben. Vielleicht diente sie außerdem als Verpflegungs- und Übernachtungsstation. Nach allem Anschein dürfte es sich um Holzbauwerke gehandelt haben. Das würde auch erklären, warum bei Ausgrabungen an dem auf derselben Stelle errichteten Steinenschloß außer römischen Ziegeln') keine weiteren nennenswerten Funde aus der Römerzeit gemacht wurden, wobei noch nicht einmal feststeht, ob diese nicht aus den Trümmern einer römischen Villa, ungefähr einen Kilometer nördlich auf der Hochfläche gelegen, stammen7). Zahlreiche bedeutende Siedlungsfunde in der näheren Umgebung lassen allerdings auf das Vorhandensein einer römischen Befestigungsanlage auf dem Schloßberg schließen. Beim Bahnhof Pirmasens-Nord (früher Biebermühle) wurden im Jahr 1887 bei Bahnarbeiten das Kapitäl einer geschuppten Jupitergigantensäule mit vier Tagesgottheiten8) und am Fuß des „Römerkastells" 2 000 — 3 000 römische Münzen gefunden').
Wenn sich auch in dem von den Römern eroberten Gebiet römische Kaufleute und ausgediente Soldaten niederließen, so kann man doch nicht von einer römischen Besiedlung unserer Gegend sprechen.
Die Römer bildeten nur eine zahlenmäßig sehr geringe Oberschicht, während die Kelten nach wie vor den Hauptbestandteil der Bevölkerung ausmachten.
Für die Annahme, daß zur Römerzeit an der Stelle des heutigen Thaleischweiler bereits eine römische Niederlassung „Isevillare" bestanden hat, gibt es keinerlei Nachweisego
d) Germanische Landnahme: (400 — 800 n. Chr.)
Vier Jahrhunderte lang war es den Römern gelungen, das Vordringen der Germanen über den Rhein zu verhindern. Als letztere aber die Existenz des Römischen Reiches nicht nur an den Grenzen, sondern auch in Italien selbst bedrohten, mußten sich die Römer ungefähr 400 n. Chr. vom Rhein zurückziehen. Nun brachen die fränkischen Stämme über den Mittel- und die Alemannen über den Oberrhein. Die eingesessene keltische Bevölkerung war vor den Germanen geflohen oder wurde von ihnen vertrieben oder getötet, soweit dies nicht schon bei den Durchzügen der Hunnen und der germanischen Stämme während der Völkerwanderung geschehen war. Dadurch war unsere Gegend ziemlich menschenleer geworden. Während die Alemannen vom Elsaß her die
Südpfalz besiedelten, drangen die Franken von Westen über die Saar und Blies in unsere Gegend vor. Die Interessen der beiden trafen in der Pfalz und im unteren Elsaß aufeinander. Im Jahre 496 n.Chr. kam es zwischen den beiden germanischen Stämmen zur Schlachte) um die Vorherrschaft, in der die Franken Sieger blieben. Die Alemannen mußten deren Oberhoheit anerkennen und wurden ins Elsaß zurückgedrängt. Dadurch war der Weg für eine rein fränkische Besiedlung unseres Raumes frei. Mit der Besiedlung ging auch gleichzeitig die Christianisierung Hand in Hand.
e) Besiedlung nach dem Dreißigjährigen Krieg (um 1700 n. Chr.)
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 — 1648) war Thaleischweiler vollkommen verödet und verlassen12). Erst nach und nach kamen einige Untertanen zurück, denen die Herrschaften Hofstätten, Wiesen und Felder gegen eine Grundabgabe zu Eigentum überließen13). Wie in vielen anderen Orten unserer Gegend wurden kurz vor und nach dem Jahre 1700 Ansiedler aus der Schweiz ins Land gerufen. Unter den Einwanderern sind auch Namen, die heute noch zu den alteingesessenen Thaleischweiler und Fröschener Familien zählen, zum Beispiel: Schweizer (Schweitzer) aus dem Berner Oberland,
Ludy (Ludi), Lüttich (Lüttig, Littig) aus Buchholz bei Thun
beziehungsweise Burgdorf,
Gurtner (Gortner) aus Oberwil im Simmetal,
Trachsel (Drachsel, Draxsel) aus Rigisberg bei Bern,
Hoofer (Hofer) aus Lauperswil bei Bern,
Huber aus Byckwil und Schwab aus Lauel bei Basel,
um nur einige zu nennen14~
Die neuen Ansiedler stammten zum größten Teil aus dem Kanton Bern, viele auch aus den Kantonen Zürich und Basel.
Auch Hugenottenfamilien haben in unserem Ort Zuflucht gefunden, so die Familien Angne (Agne, Angene), Andrie (Anderie, Anderje), Dubois und Toussaint.
f) Nach dem Zweiten Weltkrieg:
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es insbesondere Vertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten und Volksdeutsche aus dem ost- und südosteuropäischen Raum, die mit ihren Familien hier eine neue Heimat gefunden haben. Vielfach wurden Heiratsverbindungen mit den Einheimischen eingegangen, so daß man heute schon von einer gelungenen Eingliederung sprechen kann.

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